Was Fairtrade zum Lieferkettengesetz beitragen kann

Robuste freiwillige Standards leisten Beiträge zum Schutz von Umwelt- und Menschenrechten in der Lieferkette, die bei der Umsetzung des Gesetzes anerkannt werden müssen. Sie ersetzen aber nicht die Verantwortung von Unternehmen. Was Fairtrade zur Umsetzung des Lieferkettengesetzes beitragen kann – und was nicht.

Beschäftigte auf einer Teeplantage

Menschenrechte und Umwelt schützen - was können freiwillige Standards leisten. Dazu hat Fairtrade ein Positionspapier publiziert

Fairtrade hat heute sein Positionspapier zur Rolle freiwilliger Nachhaltigkeitsstandards bei der unternehmerischen Sorgfaltspflicht für Menschenrechte und Umwelt (englisch: Human Rights and Environmental Due Diligence, HREDD) veröffentlicht.

Fairtrade begrüßt das Lieferkettengesetz in Deutschland - auch wenn es in einigen Punkten hinter unserer Vision einer wirkungsvollen Gesetzgebung zu unternehmerischen Sorgfaltspflicht, namentlich beim Schutz des Menschrechts auf existenzsichernde Löhne bzw. Einkommen.

Um das Gesetz wirksam und effizient umzusetzen, können robuste freiwillige Nachhaltigkeitsstandards (sogenannte VSS, Voluntary Sustainability Standards), die im Einklang mit den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte stehen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) eine Rolle spielen.

Objektive Kriterien müssen festlegen werden

  • Um sicherzugehen, dass nur robuste Standards mit glaubwürdigen Prüfsystemen anerkannt werden, sollten staatliche Stellen objektive Kriterien festlegen.
  • Das Fairtrade-Positionspapier schlägt als Kriterien dafür vor, dass diese VSS…
  • Rechteinhaber und Zivilgesellschaft einbeziehen,
  • inklusive und transparente Standardsetzung haben,
  • über ein glaubwürdiges Sicherungssystem mit ISO17065-Akkreditierung verfügen,
  • Partner zu HREDD und kontinuierlichen Verbesserungen in der Lieferkette ermutigen,
  • über Prozesse verfügen, Kernursachen von Menschenrechts- und Umweltverletzungen zu identifizieren und zu adressieren, einschließlich Entzug von Einflussnahme und Macht (disempowerment) der Rechteinhaber*innen und der ungleichen Verteilung von Gewinnen in Lieferketten
  • ihre Verantwortung, die eigene Wirkung zu vertiefen wahrnehmen und kontinuierliche unabhängige Wirkungsforschung dazu nutzen, um ihre Programme weiterzuentwickeln.

Mehr Dialog, besserer Kontakt: Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsstandards wie Fairtrade

Das Papier stellt aber auch eindeutig klar, dass die Verantwortung dafür, Sorgfaltspflichten-Prozesse einzurichten und durchzuführen, immer bei den entsprechenden Unternehmen liegt. Die Zusammenarbeit mit Fairtrade unterstützt aber Geschäftspartner und Lieferanten bei jedem Schritt des HREDD-Prozesses, sei es durch Fachwissen, Beratung und transparente konsistente Standards zu wichtigen Menschenrechtsthemen sowie durch Schulungen, Programme, und externe unabhängige Audits. Ein Mehrwert gerade für kleinere und mittlere Unternehmung, die externe Expertise benötigen. Dass die Fairtrade-Produzent*innen und Arbeiter*innen gestärkt werden, fördert den Dialog zwischen den Partnern in den Lieferketten.

„Freiwillige Zertifizierungen können nicht alles, und nicht alle Zertifizierungen können es“, betont Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland. „Wichtig ist, die zu beteiligen, die von möglichen Verstößen betroffen sind und ihnen eine Stimme und Einfluss zu geben.“ Das ist eine der Besonderheiten bei Fairtrade: Das höchste Entscheidungsgremium von Fairtrade besteht zu 50 % aus Produzent*innen aus dem Globalen Süden. Auch die Standards werden durch eine umfassende Beteiligung der Produzent*innennetzwerke erarbeitet.

Auch freiwillige Standards sollten HREDD durchführen

Wichtig für die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit von freiwilligen Standards wie Fairtrade: die eigene Verantwortung in Sachen HREDD. Wenn VSS Menschenrechts- oder Umweltschäden verursachen oder zu diesen beitragen, müssen sie selbst zu deren Abhilfe beitragen. Das will sich auch Fairtrade auf die Fahne schreiben: Fairtrade hat sein Engagement für die Menschenrechte bekannt gegeben und führt derzeit eine Auswertung der eigenen Auswirkungen auf Menschenrechte durch. Der Fairtrade Kodex legt Richtlinien und Verfahren zu ethischen Fragen fest, die von Whistleblowing bis zum Schutz von Kindern und schutzbedürftigen Erwachsenen reichen.

Wo der Einfluss auf Unternehmenspartner begrenzt ist, setzt sich Fairtrade durch vielfältige Partnerschaften und politische Advocacyarbeit ein, dies auszubauen. Und nicht zuletzt gilt: Fairtrade ist eine lernende Bewegung mit dem Anspruch, Wirkung und Transparenz kontinuierlich zu verbessern.