Dem Klimawandel trotzen

Fairtrade hilft in Kenia und Äthiopien bei der Anpassung an den Klimawandel

Äthiopien gilt als die Wiege des Kaffeeanbaus, und hier existiert die größte Vielfalt wildwachsender Sorten von Arabica-Kaffee. Heute ist die Kaffeeproduktion die größte Einnahmequelle des Landes. Nach einer Studie von britischen Forschern und äthiopischen Wissenschaftlern ist der Klimawandel für das Land die größte Herausforderung der Zukunft – bis 2099 könnten rund 60 Prozent der äthiopischen Kaffeeanbaufläche unbrauchbar werden. Über 15 Millionen Bäuerinnen und Bauern sowie 14 Millionen Menschen, die in der Kaffeeindustrie tätig sind, wären betroffen.

Die veränderten Wetterbedingungen haben aber schon jetzt erhebliche Auswirkungen auf die äthiopischen und auch kenianischen Produzenten. Studien zeigen, dass die Anpassungsfähigkeit der Arabica-Kaffeebohne durch den Klimawandel bereits geschwächt ist. Temperaturerhöhungen und häufigere Trockenperioden verringern den Ertrag sowie die Qualität und begünstigen Schädlingsbefall und Krankheiten. Lokale Entwicklungen verschärfen das Problem: Zwischen 1973 und 2005 sind 33 Prozent der äthiopischen Waldfläche verschwunden. Wenn dies so weitergeht, ist in 25 Jahren kein Wald mehr vorhanden, der wichtigen Schatten spendet und den Boden vor Austrocknung und Erosion schützt.

Alternativen entwickeln

Doch es gibt Hoffnung: Die Klimaakademie – eine Kooperation zwischen Fairtrade International, der Max- Havelaar-Stiftung in den Niederlanden, dem Food Cabinet und dem International Institute of Coffee Research – schulte bis Ende 2019 Kleinbauern in Äthiopien und Kenia. ZIel von Fairtrade ist es, gerade diejenigen die über wenig Kenntnisse verfügen zu sensibilisieren, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. So wurden Erzeugergruppen in Äthiopien und Kenia zu nachhaltigen und klimaresistenten landwirtschaftlichen Anbaumethoden wie Fruchtwechsel, Pflanzen von Schattenbäumen, Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit oder Erzeugen von Saatgut geschult. Wichen die Produzenten für den Anbau in höhere Lagen aus und wurden Wälder aufgeforstet und geschützt, konnte die Kaffeeernte sogar gesteigert werden.

Die Landwirte lernten von Experten und voneinander, denn heute geben ausgewählte Bauern ihr Wissen an andere weiter. Ein Leitfaden für die Klimaakademie erfasste die besten Praktiken und Erkenntnisse und steht anderen Erzeugerorganisationen zur Verfügung. Damit können diese ihren eigenen Anpassungsprozess gestalten. Infolgedessen gibt es einen Multiplikatoreffekt und das Projekt wird für andere Regionen skalierbar sein.
 

Biogasofen nach Schulung

Einer der Teilnehmer der Klimaakademie ist der kenianische Kaffeebauer James Nzau Ndeto. Er ist stolz auf seine eigene Plantage und möchte mit seiner Kooperative Bio-Kaffee von hoher Qualität erzeugen: „Durch die Klimaakademie haben wir uns wichtige Techniken angeeignet. Wie zum Beispiel die Fruchtfolge, damit der Boden nahrhaft bleibt und sich zwischen dem Anbau verschiedener Kulturen erholen kann.“ Auch Kaffeebäuerin Judy Ruto hat von der Ausbildung profitiert: „Wir pflanzen nun mehr Bäume und können hoffentlich bald neue Kaffeepflanzen kaufen, die besser vor Dürre geschützt sind.“ Eunice Metto aus dem kenianischen Kabngetuny erklärt: „Wir verwenden keine teuren Pestizide, um die Würmer und Insekten, die den Boden porös halten, nicht zu töten.“ Seine Frau Joanne ergänzt: „Es ist außerdem wichtig, mehrere Kulturen anzubauen, um nicht nur von Kaffee abhängig zu sein. Daher pflanze ich nun auch Tee, Tomaten, Zwiebeln, Kohl und Bananen.“

Alle, die erfolgreich an einer Schulung teilgenommen haben, erhalten das Anrecht, von einem Holz- auf einen Biogasofen umzusteigen. Dies bedeutet für die Umwelt einen großen Fortschritt. 97 Prozent der äthiopischen Haushalte verwenden Brennholz zum Kochen, was zu großflächigen Abholzungen führt. Um den Einsatz von erneuerbaren Energien zu beschleunigen, hat Fairtrade – in Zusammenarbeit mit dem Fair Climate Fund – bisher knapp 7.000 saubere Biogasöfen installiert. Das Gas speist sich durch die Vergärung von Kuhmist, Brennholz wird nicht mehr benötigt. Das schont die Wälder und reduziert die CO2-Emissionen um 90 Prozent.

Darüber hinaus werden in den Häusern wesentlich weniger schädliche Rußpartikel freigesetzt und Augen- und Atemwegserkrankungen erheblich reduziert. Die Biogasanlagen ermöglichen auch neue Jobs, denn sie werden vor Ort hergestellt und gewartet. Außerdem müssen Frauen und Mädchen kein Feuerholz mehr sammeln, und das Kochen geht schneller. Die Klimaakademie schützt also nicht nur die Umwelt, sie bietet auch wirtschaftliche und soziale Vorteile.