Stärkung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern

Starke Organisationsstruktur für eine effiziente und nachhaltige Produktion

Rund 1,5 Milliarden Menschen leben weltweit in kleinbäuerlichen Haushalten. Das heißt, die Familien haben ein kleines Stück Land, von dessen Ertrag sie leben. Neben Nahrungsmitteln zur Selbstversorgung bauen viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Produkte an, die sie verkaufen können, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern leiden besonders unter Schwankungen der Weltmarkpreise für Produkte, die auf internationalen Börsen gehandelt werden. Dazu zählt zum Beispiel Kaffee. Auch der Klimawandel ist eine akute Bedrohung, da er bereits heute massiven Einfluss auf die Ernten hat, etwa durch Ernteverluste oder gar Ernteausfälle.

Der Klimawandel stellt eine enorme Bedrohung für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern dar, welche mit 90 Prozent den größten Teil der Produzenten ausmachen, mit denen Fairtrade zusammenarbeitet.

Kleinbäuerinnen und Kleinbauern machen mit 90 Prozent den größten Teil der Produzenten aus, mit denen Fairtrade zusammenarbeitet. Nur 10 Prozent gehören zur Gruppe der lohnabhängig Beschäftigten, die kein eigenes Land besitzen. Seit es Fairtrade gibt, geht es in erster Linie um die Menschen, die sich und uns mit Lebensmitteln versorgen. Denn sie haben auf dem Weltmarkt eine schwache Position und bekommen nur einen marginalen Teil dessen, was ein Produkt später einbringt. Damit sich die Situation der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im globalen Süden verbessert, müssen sie gestärkt werden und eine Stimme bekommen. Fairtrade ermöglicht ihnen mehr Mitsprache und Selbstbestimmung.

 

Unser Ansatz

Durch Fairtrade erhalten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern einen festen Mindestpreis und zusätzlich eine Prämie. Der Fairtrade-Mindestpreis ist ein Sicherheitsnetz: Er soll die Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion decken und ist öffentlich einsehbar. Liegt der jeweilige Weltmarktpreis darüber, muss der höhere Marktpreis bezahlt werden. Fällt der Weltmarktpreis, greift der Mindestpreis und schützt die Kleinbauern vor Verlusten. Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten alle Produzentenorganisationen die Fairtrade-Prämie. Die Bauernfamilien bzw. Beschäftigten auf Plantagen entscheiden gemeinsam in einem demokratischen Prozess, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird.

Auch auf der administrativen Ebene von Fairtrade wird die Stimme der Produzent*innen gehört: Die Kleinbauern und Beschäftigten haben zusammen 50 Prozent der Stimmen bei allen wichtigen Entscheidungen im Fairtrade-System. Sie sind also nicht bloße Empfänger von Zusatzleistungen, sondern Mitgestalter der Standards, die hinter dem Fairtrade-Siegel stehen.

Unterstützung vor Ort bekommen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch die jeweiligen kontinentalen Fairtrade-Netzwerke (CLAC, NAPP, Fairtrade Africa). Von dort aus werden Schulungen und Projekte organisiert sowie Beratung für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern angeboten. Zum Beispiel, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen oder die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei der Umstellung auf Bioanbau zu unterstützen.

Das Ziel von Fairtrade, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu unterstützen, basiert auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit:

Kleinbauern schließen sich bei Fairtrade zu starken Organisationen zusammen, in denen demokratisch u.a. über die Verwendung der Fairtrade-Prämie entschieden wird.

Kleinbauern halten Umweltkriterien ein, die in den Standards verankert sind. Sie werden in der Umstellung auf Biologischen Anbau unterstützt und erhalten einen Aufschlag für biologische Produkte.

Durch die Zahlung eines Mindestpreises ist ein nachhaltiges Wirtschaften gesichert. Außerdem erhalten die Kleinbauernorganisationen eine Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte und bei Bedarf eine Vorfinanzierung von bis zu 60 Prozent des benötigten Kapitals.

Die Fairtrade-Standards

Der Fairtrade-Standard für Kleinbauernorganisationen liefert z.B. Vorgaben, die den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern dabei helfen sollen, sich zu organisieren. Darüber hinaus beschreibt er, wie sie ihre Ware anbauen und handeln sollen:

Jedem Mitglied muss es möglich sein, an Entscheidungsprozessen innerhalb der Organisation mitzuwirken.

Kleinbauern-Organisationen sind verpflichtet, unter Beteiligung der Frauen der Kooperative, ein verbindliches Programm zur Frauenförderung zu erarbeiten und umzusetzen.

Bis zu 60 Prozent der vertraglich vereinbarten Abnahmemenge muss bei Bedarf durch den Aufkäufer vorfinanziert werden.

Die Kleinbauernorganisationen bekommen für ihre Ware einen festgelegten Mindestpreis, falls der aktuelle Weltmarktpreis darunterliegt.

Darüber hinaus: Netzwerkbildung und Projektentwicklung

Fairtrade International hat als Dachorganisation die Aufgabe, die Produzentengruppen zu vernetzen, die ähnlichen Problemen gegenüberstehen und ihnen so über große Distanzen hinweg Best-Practice-Szenarien zugänglich zu machen. Kleinbauernorganisationen sollen somit stärker voneinander lernen können, Fehler vermeiden und Ideen teilen. Als Grundlage dienen eine genaue Datenerhebung sowie die Kommunikation mit den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor Ort. Projekte werden zusammen mit Kleinbauernvertretern entwickelt und die Finanzierungsmöglichkeiten geprüft.

Fairtrade hat die Stärkung der Kleinbauern zu einem Fokusthema erhoben, denn Kleinbauern benötigen vielerorts mehr Unterstützung, um Herausforderungen wie z.B. dem Klimawandel begegnen zu können. Auf der Ebene von Fairtrade International werden Strategien entwickelt, um Fairtrade-Kleinbauern einen größeren Absatzmarkt zu bieten. Untersuchungen zeigen, dass diese Produzentenorganisationen am schwächsten sind, die nur geringe Anteile ihrer Produktion als Fairtrade-zertifizierte Ware verkaufen können. Sie profitieren dann zum Beispiel kaum von der Fairtrade-Prämie, die allerdings ein wichtiges Werkzeug für die ländliche Entwicklung ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der eine starke Kleinbauernorganisation ausmacht, ist den Untersuchungen zufolge die Qualität der Organisationsstruktur. Nur eine gut aufgebaute Kleinbauernorganisation mit funktionierenden Partizipations- und Entscheidungsorganen ist in der Lage, effizient und nachhaltig zu produzieren.

Stärkung des kleinbäuerlichen Kaffeeanbaus

Mit Projekten in Brasilien leistet Fairtrade einen Beitrag zum Erhalt des kleinbäuerlichen Anbaus von fair gehandelten Orangen.

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Grafik: geografische Verteilung der Produzentennetzwerke

Produzenten-Netzwerke: Unterstützung auf verschiedenen Ebenen

Die Produzentennetzwerke unterstützen in Sachen Zertifizierung, Fortbildungen, Finanzierungsmöglichkeiten und maßgeschneiderten Entwicklungsprogrammen.

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