Klimawandel und Umweltschutz

Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhundert. Er lässt keine Region dieser Welt aus, doch besonders betroffen sind die Länder des globalen Südens. Eng damit verbunden sind eine Vielzahl von Umweltkrisen wie zum Beispiel Biodiversitätsverlust oder Entwaldung. Alle gemeinsam gefährden sie zunehmend auch die Lebensgrundlagen von Fairtrade-Produzent*innen im globalen Süden. Bereits 2010 hat das Natural Ressource Institut festgestellt, der Klimawandel werde „hauptsächlich negative Auswirkungen auf landwirtschaftliche Produktion, Ernährungssicherheit und wirtschaftliche Entwicklung haben – insbesondere in Entwicklungsländern.“

Seitdem hat sich die Bedrohung durch den Klimawandel und weitere Umweltkrisen verstärkt. Dies ist besonders dramatisch, da diese Länder und ihre Einwohner*innen nicht die Hauptverursacher*innen des Klimawandels sind. Die Klimakrise ist ungerecht. Fairtrade setzt genau hier an und zeigt, dass Handelsgerechtigkeit und Klimagerechtigkeit zusammen gehen können.

Der Klimawandel wird hauptsächlich negative Auswirkungen auf landwirtschaftliche Produktion, Ernährungssicherheit und wirtschaftliche Entwicklung haben – insbesondere in Entwicklungsländern.

Natural Ressource Institut

Durch den Klimawandel und verstärkt durch Entwaldung ändern sich Wettermuster und Durchschnittstemperaturen. Ereignisse wie Dürren, Starkregen, Wirbelstürme und Überschwemmungen nehmen einerseits zu, und werden andererseits immer unvorhersagbarer. Viele Nutzpflanzen, wie beispielsweise Kakao und Kaffee, reagieren extrem sensibel auf diese Veränderungen, sodass es zu geringeren Ernteerträgen und schlechterer Produktqualität kommen kann. Ein verändertes Klima schafft zudem günstigere Voraussetzungen für die stärkere Ausbreitung bisher unbekannter, invasiver oder unbedeutender Schädlingsarten und Pflanzenkrankheiten. Diese stellen oft auch eine Bedrohung für Biodiversität und die Stabilität von Ökosystem und Agrarökosystemen dar.

 

Der Klimawandel bedroht Kleinbäuer*innen besonders stark

Kleinbäuer*innen und Plantagenbeschäftigte im globalen Süden bewirtschaften über 80 Prozent der weltweit 500 Millionen Farmen. Sie haben wenig zu den Ursachen des Klimawandels beigetragen, aber sind durch dessen Auswirkungen extrem gefährdet: Sie leben von den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die sie für sich und ihre Familien und zum Verkauf anbauen und haben dazu so gut wie keine Alternativen. Klimabedingte Ernterückgänge oder gar Totalausfälle bedrohen daher unmittelbar ihre Existenz. Viele Fairtrade-Produzent*innenorganisationen weltweit berichten seit Jahren von zunehmenden negativen Auswirkungen des Klimawandels und belegen damit die zahlreichen wissenschaftlichen Studien. So unterschiedlich die Bedingungen und Bedürfnisse in verschiedenen Anbaugebieten und bei den angebauten Nutzpflanzen auch sein mögen, beim Thema Klimawandel sind sich alle einig: Fairtrade-Produzent*innen spüren den Klimawandel unmittelbar und brauchen dringend Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel und dem Erhalt bzw. Wiederherstellung einer intakten Umwelt.

Fairtrade steht für Handels- und Klimagerechtigkeit

Daher ist es umso wichtiger, die wenig abgesicherten und gefährdeten Produzent*innen im globalen Süden in die Aktionen und Diskussionen um den Klimawandel einzubeziehen - allein schon aus Gründen der Klimagerechtigkeit. Wir, die Menschen im globalen Norden, sind die Hauptverursacher*innen des Klimawandels. Der Einsatz für eine erfolgreiche Reduktion von Treibhausgasen und Anpassung an den Klimawandel ist demnach nicht nur ein solidarisches Handeln mit den Menschen im globalen Süden. Denn wir als Verbraucher*innen müssen uns außerdem der historischen Verantwortung stellen und entsprechend handeln. Wir haben es in der Hand, ob Kleinbäuer*innen und unsere uns bekannte Umwelt überleben. Fairtrade-Produkte zu kaufen und sich darüber hinaus für den fairen Handel einzusetzen verbessert nicht nur die Arbeits- und Lebensbedingungen von Produzent*innen im globalen Süden, sondern spielt ebenfalls im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle.

Unser Ansatz

Fairtrade versteht sich als globale Bewegung für mehr Handelsgerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. Um dem Klimawandel und Umweltkrisen langfristig entgegenzuwirken, setzt Fairtrade deswegen auf eine gemeinsame Verantwortung und folgt zwei Strategiesträngen: die Menge der Treibhausgasemissionen im gesamten Produktionsprozess für Fairtrade-Produkte zu reduzieren und die Produzent*innenorganisationen bei der Anpassung an die Auswirkungen von Klimaveränderungen zu unterstützen:

  1. Anpassung an den Klimawandel
  2. Reduktion von Treibhausgasen

Dieser Ansatz wirkt auf verschiedenen Ebenen:

  • durch die Fairtrade-Standards, welche die Umsetzung stärkerer Klima- und Umweltkriterien in der landwirtschaftlichen Praxis durchsetzen und fördern,
  • durch Unterstützung der Produzent*innenorganisationen vor Ort,
  • mittels Kooperation mit Unternehmen und weiteren Partner*innen in Projekten, um neue Strategien und Methoden zu Anpassung an den Klimawandel und zu mehr Umweltschutz zu verbreiten,
  • in dem Einsatz für mehr Klimagerechtigkeit und Umweltschutz auf politischer Ebene,
  • in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft,
  • Mittelfristige Entwicklung von klimafreundlichen oder klimaneutralen Lieferketten & Produkte.

Fairtrade-Produzent*innen sind je nach ihrer Organisationsform zumeist unter dem Fairtrade-Standard für kleinbäuerliche Produzentenorganisationen oder unter dem Fairtrade-Standard für lohnabhängige Beschäftigte zertifiziert. In diesen zwei wichtigsten Standards des gesamten Fairtrade-Systems beziehen sich mehr als ein Viertel der Kriterien auf die Umwelt und das Klima – eine Folge davon dass die Fairtrade-Standards in den letzten Jahren durch zahlreiche neue Kriterien zu Klima und Umwelt gestärkt wurden. Sie setzen neben sozialen und ökonomischen auch ökologische Vorgaben und machen die umweltbezogene Entwicklung der Produzent*innen überprüfbar. So wird sichergestellt, dass die Produzent*innen-Kooperativen landwirtschaftliche Praktiken befolgen, die zu einer nachhaltigeren Produktion beitragen. Gleichzeitig werden Risiken für die Gesundheit und Umwelt minimiert und die Biodiversität geschützt.

Zusätzlich zu der Einhaltung der festgelegten Kriterien wirken die Fairtrade-Standards auch indirekt im Sinne einer Reduzierung und Anpassung an den Klimawandel. Neben dem wie ein Sicherheitsnetz wirkendem Fairtrade-Mindestpreis, erhalten die Kooperativen oder Plantagen bei Verkäufen unter Fairtrade-Bedingungen zusätzlich die Fairtrade-Prämie. Dieses zusätzliche Geld kann auch für klima- und umweltbezogene Projekte wie Baumpflanzungen, wassersparende Bewässerung, Anbaudiversifizierung oder Schulungsmaßnahmen zu guter fachlicher Praxis oder nachhaltigem Anbau verwendet werden. Dadurch wird die landwirtschaftliche Produktion auf lokaler Ebene nachhaltiger.

Weiterhin fördert Fairtrade gezielt den Bio-Anbau, auch weil dieser einer der klimafreundlichsten Anbaumethoden ist und deswegen gleichzeitig zum globalen Kampf gegen den Klimawandel beiträgt. Diese Förderung des Bio-Anbaus unter Fairtrade führt dazu, dass mittlerweile etwas 70% aller Fairtrade-Produkte auf dem deutschen Markt gleichzeitig auch bio-zertifiziert sind.

Produzent*innenorganisationen erhalten über die Berater*innen der drei kontinentalen Produzent*innen-Netzwerke direkte Unterstützung vor Ort. Von allen drei Produzent*innen-Netzwerken in Afrika (Fairtrade Africa), Asien (NAPP) und Lateinamerika (CLAC) wird die Anpassung an den Klimawandel als die vordringlichste Frage überhaupt angesehen. Nachhaltige Praktiken spielen deswegen bei der Beratung der Produzent*innen eine immer größere Rolle.
Außer Beratung werden von den Netzwerken zusätzliche Programme für die Produzent*innen angeboten.

Beispiele für klima- und umweltrelevante Aktivitäten im Rahmen des Fairtrade-Ansatzes im Kampf gegen den Klimawandel sind:

  • Direkthilfe beim Wiederaufbau nach Extremwetterereignissen, wie Zyklonen, Stürmen oder Starkregen
  • Schulungen zu den Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungsmaßnahmen, z.B. die Fairtrade-Klima-Akademie
  • Aufforstung und Schulungen zu nachhaltiger Waldbewirtschaftung und dem Erhalt der Biodiversität
  • Sensibilisierung, Training und Unterstützung rund um nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, z.B. Bioanbau, nachhaltige Bodenbewirtschaftung, Agroforstwirtschaft, Anbaudiversifizierung oder integrierter Pflanzenschutz
  • Umsetzung von Anpassungsaktivitäten, z.B. Errichtung von Baumschulen, Aufforstung von Schattenbäumen (z.B. zum Schutz von Kaffeesträuchern), Pflanzung von klimaresilienten Sorten
  • Demonstrations- und Übungsflächen und “Farmer Field Schools“
  • Senkung von klimarelevanten Emissionen, durch den Einsatz von effizienten Brennöfen oder die Herstellung von alternativem Brennmaterial, z.B. Briketts aus Kaffeeschalen

Im globalen Kampf gegen den Klimawandel werden ebenfalls Unternehmen und andere  Partner*innen gemeinsam mit Fairtrade aktiv. In Kooperation mit den Produzent*innen-Netzwerken in den Anbauländern und gemeinsam mit Produzent*innen-Kooperativen in den eigenen oder verwandten Lieferketten werden Klimaprojekte durchgeführt. Der Fokus liegt dabei meistens auf Klimaanpassungsaktivitäten und Unterstützung zur nachhaltigen Anbauverbesserung.

Durch die Klimaprojekte investieren Unternehmen gezielt in die Anpassungsfähigkeit von Produzent*innen und können dadurch ihre Lieferketten besser gegen die Folgen des Klimawandels absichern. Die Projekte unterstützen die Kleinbäuer*innen oder Plantagenarbeiter*innen beispielsweise dabei die Qualität der Produkte zu sichern oder zu verbessern. Evaluierungen solcher Projkete zeigen oft beeindruckende positive Wirkungen der Projekte auf Produktivität und den Ertrag. Gleichzeitig werden langfristige Handelsbeziehungen aufgebaut und Erfolge gemonitort und evaluiert.

Außerdem können je nach Projekt auch die in der Lieferkette entstehenden Treibhausgasemissionen (etwa durch Produktion, Kühlung und Transport) ganz oder teilweise ausgeglichen werden.

Neben den direkten Ansätzen, wie der Standards, der Programme und der Projekte, setzt sich Fairtrade ebenfalls auf politischer Ebene für die Reduzierung von und die Anpassung an den Klimawandel im globalen Süden ein. Fairtrade ist Mitgliedsorganisation in verschiedenen nationalen und internationalen Bündnissen, so ist beispielsweise Fairtrade Deutschland aktiv in der Klima Allianz und beteiligt sich an zahlreichen Multi-Akteurspartnerschaften, wie etwa „Food for Biodversity“.  Das starke Engagement und der Erfolg von Fairtrade, kleinbäuerliche Stimmen sichtbar und hörbar zu machen zeigt sich z.B. durch die Teilnahme von Fairtrade-Vertreter*innen an der jährlichen „Conference of Parties (COP)“ der UN-Klimakonferenz.

Im globalen Norden, also zum Beispiel in Deutschland mobilisieren Fairtrade-Organisationen wie Fairtrade Deutschland die Zivilgesellschaft. In Fairtrade-Towns, -Schools und -Universities sowie bei den FairActivists steht nachhaltiger Konsum und die Verbindung zu Produzent*innen im Fokus. Neben diesen Kampagnen veranstaltet Fairtrade weitere Aktionen wie die Faire Woche oder führt produktbezogene Events durch. Fairtrade gibt Info- und Bildungsmaterial hinaus, ist aktiv auf Social Media und bei Workshops und Podiumsdiskussionen. Der Klimawandel, die Perspektive der Produzent*innen im globalen Süden, sowie die nachhaltige Wirkung von Fairtrade spielen bei all diesen Aktivitäten eine wichtige Rolle. Die Perspektiven der Fairtrade-Produzent*innen und die ökologischen Aspekte des fairen Handels zeigen, wie der eigene Konsum zu einer positiven Veränderung beitragen kann.

 

Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickeln wir Ansätze, mittels derer Produzentenorganisationen Emissionen reduzieren und darüber hinaus durch Projekte unter dem Fairtrade-Klimastandard CO2 festlegen und mittels der Generierung fairer Emissionszertifikate zusätzliches Einkommen erzielen können. Mit diesen Zertifikaten lassen sich Lieferketten klimafreundlicher oder klimaneutral stellen.

Alle diese Ebenen zeigen, dass Handelsgerechtigkeit und Klimagerechtigkeit eng miteinander verbunden sind und bei Fairtrade zusammen gehen.

Das Thema "Anpassung an den Klimawandel" in Bildern

Im globalen Süden realisiert Fairtrade Projekte zugunsten des Klimaschutzes und unterstützt Produzent*innenfamilien bei der Anpassung an den Klimawandel. Daneben engagiert sich Fairtade auch in den Ländern des Nordens für gerechtere Klimapolitik.

Projekte und Berichte zum Klimawandel

Der Klimawandel stellt eine ernsthafte Bedrohung für die landwirtschaftliche Produktion und für viele Bauern & Bäuerinnen dar. Fairtrade International hat eine Studie in Auftrag gegeben, um die heutigen und zukünftigen  Auswirkungen des Klimawandels auf die Produktion und die Erzeuger besser zu verstehen.

Mehr erfahren (PDF, EN)

Fairtrade-Projekte zum Klimawandel

Der Klimawandel ist eine unserer größten Herausforderungen. Jeden Tag erforschen Fairtrade-Produzenten neue Wege, um sich an den Klimawandel anzupassen und ihre Handlungen abzumildern. Dabei lernen sie jeden Tag dazu.

Mehr erfahren (PDF, EN)

Kaffeebauer der Fairtrade-Kooperative Agricola Villa Oriente

Zukunftssicherung für Kleinbauern

Ein Projekt des Fairtrade-Produzent*innennetzwerks Bolivien trägt zur Stärkung des kleinbäuerlichen Kaffeeanbaus im Umgang mit Klimawandelfolgen bei.

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GREAN-Kaffeeprojekt in Uganda

"Growing Resilient Agricultural Enterprises“ fördert höhere Einkommen und die Anpassung von Kooperativen an die Folgen des Klimawandels in Uganda.

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Imker*innenprojekt in Lateinamerika

Das Projekt hilft knapp 5.000 Imker*innen in sieben Ländern, durch gute Imkerpraxis Bienenvölker gesund zu erhalten und qualitativ hochwertigen Honig zu ernten.

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Stärkung des Kaffeeanbaus in Honduras

Gemeinsam mit ALDI Süd stärkt Fairtrade Kooperativen in Honduras, fördert Teilhabe und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.

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