Öffentliche Beschaffung
Großer Markt für faire Produkte
Jährlich vergibt die öffentliche Hand in Deutschland Aufträge in Höhe eines dreistelligen Milliardenbetrages an private Unternehmen. Öffentliche Auftragsvergabe ist damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor – diese Marktmacht kann bewusst genutzt werden, um faire Lebensbedingungen für Menschen weltweit zu fördern.
- Viele Bundesländer fordern dies bereits in ihren Vergabegesetzen.
- Auch die Bundesregierung geht in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf die öffentliche Beschaffung ein.
- Faire öffentliche Beschaffung ist zudem ein entscheidendes Kriterium der Fairtrade-Towns-Kampagne.
Wir haben Informationen und Tipps für öffentliche Auftraggeber und Hersteller sowie spezifische Hinweise für Kommunen, Schulen und Hochschulen zusammenstellt.
Produkte & Einsatzgebiete: Snacks, Getränke, Berufsbekleidung
Kommunen und öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Hochschulen haben eine große Vorbildfunktion.
Sie können ein starkes Zeichen dafür setzen, Angebote nicht nur nach dem Preis, sondern auch nach Nachhaltigkeit und Qualität zu bewerten. Fairtrade bietet eine hier breite Produktpalette – neben fair gehandeltem Kaffee und Tee sind auch fairer Blumenschmuck sowie Fußbälle und insbesondere Berufsbekleidung eine echte Alternative für öffentliche Einrichtungen.
Textilien
Fairtrade setzt sich seit 2005 für die Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen der Baumwollbäuerinnen und -bauern ein. Seit 2016 gibt es den Fairtrade-Textilstandard und das Textilprogramm, so dass die gesamte Lieferkette durch den fairen Handel erreicht werden kann. Zudem ist Fairtrade Deutschland Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien. Die Auswahl an Textilien mit Fairtrade-Siegel ist groß, sie reicht von Berufsbekleidung über Handtücher, Bett- und Tischwäsche bis hin zu Stoffbeuteln und Merchandise. Unsere Partnerunternehmen fertigen Textilprodukte mit individueller Gestaltung sowohl in großer Stückzahl als auch in kleiner Auflage.
Zum Film "Fairtrade-Berufsbekleidung"
Nahrungsmittel/Getränke
Seit über 30 Jahren gibt es Produkte mit dem Fairtrade-Siegel (ehemals TransFair e.V.) in Deutschland. Los ging es im Jahr 1992 mit Kaffee, seitdem wächst die Auswahl stetig. Die Vielfalt von Nahrungsmitteln und Getränken ist mittlerweile enorm: Neben Kaffee gibt es auch Kakao, Bananen oder Nüsse, Saft und Tee bis hin zu Honig, Zucker und Wein mit Fairtrade-Siegel – bei all diesen Produkten macht Fairtrade einen Unterschied. Und sie sind nicht nur für Privatverbraucher*innen verfügbar, sondern auch für öffentliche Einrichtungen.
Beschaffer & Hersteller: Mehr Infos zum Thema
Werden bei Ausschreibungen Nahrungsmittel, Getränke und Textilien aus fairem Handel berücksichtigt, können gezielt die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzent*innen im globalen Süden am Anfang der Lieferkette verbessert werden.
Beschaffer
Zahlreiche Städte, Gemeinden und Unternehmen gehen bereits mit gutem Beispiel voran und setzen bei ihrer Beschaffung auf Fairtrade. Auf den Kampagnenseiten Fairtrade-University und Fairtrade-Town haben wir zahlreiche Tipps zusammengestellt für die Beschaffung von Hochschulen oder Kommunen. Außerdem leisten wir Hilfestellung, um die eigene Beschaffung ökologischer und fairer zu gestalten.
Für einen guten Start in die faire Beschaffung eignen sich kleinere Pilotprojekte mit Produkten, für die es viele verschiedene Anbieter gibt. Gern begleiten wir auf diesem Weg!
Hersteller
Schätzungen zufolge fließen etwa 35 Prozent der deutschen Staatsausgaben, umgerechnet 500 Milliarden Euro , in die Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen über die öffentliche Hand. Auch Institutionen wie Schulen, Hochschulen oder Krankenhäuser kaufen beträchtliche Mengen an Nahrungsmitteln, Getränken und Textilien ein. Diese große Nachfrage kann genutzt werden, um Produkte aus dem fairen Handel zu platzieren.
Fair schmeckt: Berliner Schulkantinen servieren Fairtrade
Seit Beginn des Schuljahres 2020/2021 setzen Berliner Schulkantinen auf Fairtrade: Reis, Bananen und Ananas in Schulen der Hauptstadt stammen seitdem ausschließlich aus fairem Handel.
Die Auswirkungen der Umstellung sind umfangreich: Rund 30 Tonnen Reis und knapp eine halbe Million Bananen verbrauchen Berliner Schulkantinen pro Monat. Diese Produkte stammen nun aus dem fairen Handel, der Produzent*innen unterstützt sowie sich gegen Kinderarbeit und gesundheitsgefährdenden Pestizideinsatz einsetzt. „Wir gehen davon aus, dass durch die immense Nachfrage das Angebot wächst – und davon profitieren auch andere Unternehmen in der Gemeinschaftsverpflegung, die faire Produkte in Großgebinden einkaufen möchten“, so Tabitha Triphaus, die der Stadt Berlin bei der Aufnahme der sozialen Kriterien in die Ausschreibung zur Seite stand. Vorausgegangen war der Entwicklung eine aktiv geführte Debatte in Form eines Bieterdialogs, der im Sommer vergangenen Jahres zwischen Cateringunternehmen, Politik und Bürger*innen geführt wurde. Dem Beispiel folgen könnten etwa Krankenhäuser, verschiedenste Bildungseinrichtungen, öffentliche Ämter oder Sportvereine.
Siegen setzt auf fair: Fairtrade-Berufsbekleidung für die Grünflächenabteilung
Die Universitätsstadt Siegen wird auch als „grünste Großstadt Deutschlands“ bezeichnet. Alle Beschäftigten der Grünflächenabteilung tragen faire Berufsbekleidung.
Um die Pflege von über 1.000 Siegener Grünflächen kümmern sich die 100 Beschäftigten der Grünflächenabteilung. Bei der Wahl der Berufskleidung fiel die Entscheidung auf CWS-boco und ihre Kollektion aus Fairtrade-zertifizierter Baumwolle. „Einer unserer Entscheidungsgründe war, dass es sich um Berufskleidung aus Fairtrade-zertifizierter Baumwolle handelt. An der Kleidung ist jeweils ein Fairtrade-Siegel angebracht, wodurch die faire Herkunft sichtbar wird. Das ist unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sofort aufgefallen“, so Sonja Hazic, Verwaltungsmitarbeiterin der Stadt Siegen. Unternehmen und Kommunen wie die Stadt Siegen zeigen mit der Wahl dieser Berufskleidung ihr nachhaltiges Engagement und können damit auch ihre eigene Nachhaltigkeitsbilanz verbessern. Gleichzeitig unterstützen sie Baumwollbäuerinnen und -bauern, die einen fairen Mindestpreis für ihre Baumwolle und eine Prämie für Gemeinschaftsprojekte erhalten.