Mythos #05

„Unser Unternehmen zahlt Bäuerinnen und Bauern grundsätzlich mehr als den Fairtrade-Preis.“

Wir schlagen vor, solchen Behauptungen nicht blind zu vertrauen. Hier und da hört man die Aussage von Unternehmen, sie würden den Bäuerinnen und Bauern, mit denen sie zusammenarbeiten, grundsätzlich mehr als den „Fairtrade-Preis“ zahlen. Aber allein diese Aussage ist nicht besonders aufschlussreich, denn es gibt ja keinen bestimmten Fairtrade-Preis.

Wie bereits im Mythos #04 beschrieben, fungiert der Fairtrade-Mindestpreis als Sicherheitsnetz und soll die Kosten einer nachhaltigen Produktion decken, wenn die Weltmarktpreise unter diesen Wert fallen. Doch sind die Weltmarktpreise höher, bilden sie den Ausgangswert für Preisverhandlungen.

Was bedeuten Aussagen wie diese also? Ist gemeint, dass die Firma mehr als den Fairtrade-Mindestpreis zahlt? Was sagt das aber schon aus, wenn der Weltmarktpreis der betreffenden Ware gerade hoch ist und Bäuerinnen und Bauern über Fairtrade diesen Marktpreis und die zusätzliche Prämie erhalten?

Wichtig ist auch: Fairtrade ist mehr als Preis und Prämie. Die Organisationen profitieren von Beratung und Schulungen, besseren Marktinformationen, sie professionalisieren sich und verbessern so ihre Verhandlungsposition.

Hinzu kommt, dass Verbraucherinnen und Verbrauchern bei solchen, durch keine unabhängigen Dritten gestützten Behauptungen, nichts Anderes übrig bleibt, als der Firma zu vertrauen. Das Fairtrade-Siegel auf einem Produkt bedeutet, dass die Einhaltung der Standards für die Produzentenorganisationen der jeweiligen Fairtrade-Zutaten dieses Produkts unabhängig von FLOCERT kontrolliert wurden. FLOCERT ist ein unabhängiger Zertifizierer, akkreditiert nach dem Standard 17065 durch die internationale Organisation für Normung (International Organization for Standardization, ISO). FLOCERT ist autorisiert, Fairtrade-Produzentenorganisationen und -Händler zu suspendieren, oder vereinzelt sogar zu dezertifizieren, wenn Kontrollen ergeben, dass die Fairtrade-Standards nicht eingehalten werden.

Bei Fairtrade geht es also nicht um „blindes Vertrauen“, sondern um strenge Standards, klare Regelungen und unabhängige Kontrolle um Bäuerinnen und Bauern ein sicheres Auskommen zu ermöglichen.