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Genossenschaftlich handeln heißt Nachhaltigkeit fördern
Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung - die „drei S" des genossenschaftlichen Handelns - werden auch im Fairen Handel groß geschrieben. Genossenschaften sind in vielen Ländern des globalen Südens wichtige Elemente der Wirtschaft und der Gesellschaft, sie sichern Marktzugänge und Marktpositionen national und international. Der genossenschaftliche Zusammenschluss von Kleinproduzenten ermöglicht nachhaltige Entwicklung, da das wirtschaftliche Handeln optimal an den Zielen und Bedürfnissen der eigenen Mitglieder, aber auch an den politischen und kulturellen Gegebenheiten der Region ausgerichtet ist.
Fairtrade arbeitet zum großen Teil mit solchen genossenschaftlich organisierten Produzentengruppen: Über 70 Prozent der Fairtrade-Produkte stammen von Kleinbauernorganisationen. Wichtige Produkte wie Kaffee, Kakao oder Baumwolle werden ausschließlich von Fairtrade-zertifizierten Kleinbauernkooperativen bezogen.
Langfristig profitieren
Kleinbäuer*innen stellen die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung in vielen Entwicklungsländern, werden aber durch effektivere, oft nicht umweltverträgliche Plantagen und Agro-Industrie vom Markt gedrängt. Sie verlieren so oftmals ihre einzige Erwerbsquelle und geraten in die Spirale von Armut und Hunger. Fairtrade unterstützt daher gezielt Kleinbauernkooperativen, um sie vor unfairem Wettbewerb mit marktbeherrschenden Konzernen zu schützen.
Die Stärkung und Weiterentwicklung von Fairtrade-Kooperativen nützt der gesamten lokalen Gemeinschaft. Da die Mitgliedschaft in einer Kooperative langfristig angelegt ist, haben Kleinbäuerinnen und -bauern die Möglichkeit, auch nachhaltig von gemeinnützigen Fairtrade-Projekten, Weiterbildungsmaßnahmen und Qualitätsmanagement zu profitieren. Nur so gelingt es, den „empowerment“-Gedanken zu verankern sowie die daraus resultierenden Vorteile auch auf die ganze Gemeinschaft auszudehnen.
Gemeinsam mit einer Stimme
Ein gutes Beispiel hierfür ist die „Asociacion Chajulense Va’l Vay Quyol", kurz „Chajul", im Hochland von Guatemala. Bereits im Namen dieser Organisation ist das Erfolgsgeheimnis der Kooperative verankert: „Va'l Vay Quyol" bedeutet in der Sprache der in Chajul ansässigen Maya „gemeinsam mit einer Stimme". Bereits 1992 wurde Chajul nach Fairtrade-Standards zertifiziert und ist damit eine der ersten Kaffeekooperativen des Fairtrade-Systems. Von ihren Mitgliedern kauft Chajul hochwertigen Arabica-Hochlandkaffee, verarbeitet und exportiert ihn. Fast 1500 Kleinbauern bauen auf 1100 bis 1800 Metern Höhe den nach Fairtrade- und Biostandards zertifizierten Kaffee in Familienbetrieben an.
Gerade im abgelegenen Hochland Guatemalas ist das gemeinsame Wirtschaften für viele Menschen die einzige Chance, dem Teufelskreis von Armut, Landflucht und Perspektivlosigkeit zu entkommen. Genossenschaften wie Chajul bieten ihren Kleinbauern und deren Familien die Möglichkeit, ihre Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen.
Partnerschaften im Süden und Norden
Fairtrade arbeitet eng mit genossenschaftlich organisierten Partnern zusammen. Zu den 33 Mitgliedsorganisationen von Fairtrade Deutschland zählen u.a. der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband - DGRV und die internationale Kreditgenossenschaft Oikocredit. Oikocredit vergibt Kredite und Kapitalbeteiligungen unter anderem an Mikrofinanzorganisationen, Fairtrade-Kooperativen und kleine Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein Drittel der Oikocredit-Partner sind Genossenschaften. Insgesamt hat Oikocredit derzeit 456 Millionen Euro an Projektpartner vergeben und ist damit einer der größten privaten Finanzierer von Entwicklung weltweit. Insgesamt wurden seit Gründung der Organisation 1975 mehr als eine Milliarde Euro an Darlehen vergeben - auch an Fairtrade-zertifizierte Kleinbauernorganisationen.
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