Studie belegt: Fairer Handel kommt in Deutschland voran

Der faire Handel hat sich als erfolgreiches Wirtschaftsmodell und eigenständige Branche in Deutschland etabliert – das belegt die Studie „Entwicklungen des fairen Handels und der fairen Beschaffung in Deutschland 2015-2022“. Bildungs- und Informationsarbeit, politische Arbeit und die Bedeutung fair gehandelter Produkte nahmen im Untersuchungszeitraum deutlich zu.

Coverbild: Entwicklungen des fairen Handels und der fairen Beschaffung in Deutschland 2015-2022

In Auftrag gegeben wurde die Studie von Fairtrade Deutschland e.V., Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, Forum Fairer Handel e.V. und Weltladen-Dachverband e.V. Durchgeführt wurde sie von CEval GmbH.

Nachdem 2015 Veränderungen und Wirkung des fairen Handels in Deutschland erstmals umfassend und systematisch untersucht wurden, erfolgte nun die Folgestudie. Ziel der erneuten Untersuchung war eine Bestandsaufnahme der Entwicklungen im fairen Handel und in der fairen Beschaffung seit 2015 in Deutschland. Die Untersuchung erfolgte anhand eines Methodenmix aus Forschungsinterviews, Online-Befragungen und Literaturanalyse.

Demnach hat der faire Handel in Deutschland seitdem mehr nachweisbare Wirkungen auf Zivilgesellschaft, den öffentlichen Sektor und die Politik sowie Handel und Konsument*innen erzielen können.

Als eine der Voraussetzungen für den Erfolg wird die Weiterentwicklung der Akteure des fairen Handels genannt: In den letzten Jahren haben diese sich strategischer, koordinierter und vernetzter aufgestellt und konnten Positionen gegenüber der Politik und in öffentlichkeitswirksamen Kampagnen dadurch konzertierter angehen.

Engagement steigt, Finanzierung bleibt ausbaufähig

Das Engagement von Bürger*innen für den fairen Handel in Weltläden sowie bei Kampagnen wie Fairtrade-Towns, -Schools und -Universities wurde im Untersuchungszeitraum weiter ausgebaut. Sichtbares Zeichen dafür ist die erhöhte Zahl von Städten (2015: 400, 2022: 800), Schulen (von 187 auf 850) und Universitäten (von 3 auf 40) die aktive Partner des fairen Handels wurden. Es gibt jedoch Luft nach oben in Bezug auf Finanzierung: Viele Bereiche sind nach wie vor auf ehrenamtliches Engagement angewiesen.

Fairer Handel wird Bestandteil der Entwicklungspolitik

Die Studie zeigt ebenfalls: Politik und Verwaltung nehmen den fairen Handel als wichtigen Bestandteil der Entwicklungspolitik und die Akteure des fairen Handels zunehmend als wichtige Ansprechpartner wahr. Die Fair-Handels-Bewegung bringt eigene Positionen und das Ziel, die Interessen der Produzent*innen zu stärken, in gesellschaftliche und politische Debatten ein, etwa zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. In Kommunen werden die Prinzipien von fairer und nachhaltiger Beschaffung zunehmend berücksichtigt.

Nachfrage nach nachhaltigen und fairen Produkten steigt

Nachhaltige und faire Produkte werden im Handel immer stärker nachgefragt. Seit 2015 ist der Umsatz um 70 Prozent gestiegen, die Siegel und Labels des fairen Handels werden in der Öffentlichkeit immer bekannter. Neue Marktteilnehmer mit erweitertem Sortiment an fair gehandelten Produkten treten auf den Markt. Allein bei Fairtrade ist die Zahl der Lizenzpartner von 300 in 2015 auf über 500 in 2022 gestiegen.

 

Hintergrund:
In Auftrag gegeben wurde die Studie von Fairtrade Deutschland e.V., Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, Forum Fairer Handel e.V. und Weltladen-Dachverband e.V. Durchgeführt wurde sie von CEval GmbH. Im Jahr 2015 wurden vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklungen des fairen Handels seit den 2000er Jahren, die Veränderungen im Fairen Handel und die Wirkungen, die von ihm und der ihn tragenden Bewegung in Deutschland ausgehen, erstmals umfassend und systematisch untersucht. Seitdem sind weitere und zum Teil grundlegende Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu beobachten, in denen die Fair-Handels-Bewegung agiert. Das Ausmaß dieser Veränderungen und die durch sie freigesetzten Dynamiken in Bezug auf den fairen Handel und die faire Beschaffung waren Anlass für die vorliegende Folgestudie mit dem Ziel einer Bestandsaufnahme der Entwicklungen und Veränderungen in Deutschland seit 2015. Auf der Grundlage der Ergebnisse wurden für die interessierte Fair-Handels-Bewegung Empfehlungen formuliert, wie die Wirksamkeit der Maßnahmen des fairen Handels weiter erhöht werden kann.