Kakaoanbau in Westafrika: Mit Weiterbildungen in eine bessere Zukunft

Fairtrade-Kakaobäuerinnen und -bauern in Westafrika bilden sich und ihre Kolleg*innen in Rekordzahl weiter, um post-pandemische Herausforderungen zu bewältigen.

2022 haben mehr Kakaobäuerinnen und -bauern als je zuvor am Fairtrade West Africa Cocoa Programme (WACP) teilgenommen. Das zeigt der jüngste Monitoring-Bericht des WACP. Im vergangenem Jahr nahmen fast 40.000 Bäuerinnen und Bauern, von denen30 Prozent Frauen waren, in 243 Erzeugerorganisationen an Schulungen zur Verbesserung ihrer Produktionsmethoden und Nachhaltigkeit teil. Dies bedeutet eine Steigerung von fast 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dank der Schulungen von Ausbilder*innen in Fairtrade-Kooperativen wurden im Jahr 2022 über 17.000 Bäuerinnen und Bauern von Kolleg*innen geschult.

"Im Rahmen des Living-Income-Projekts wurde ich im Umgang mit einem Betriebstagebuch geschult und wurde beim täglichen Ausfüllen von meinem Coach unterstützt", erklärt Finda Kouadio Theodor, Kakaoproduzent bei der Kooperative CAPRESSA in Côte d'Ivoire. "Ich habe auch an einer Schulung über die Einbeziehung der Frauen in die wirtschaftliche Führung des Haushalts teilgenommen. Dadurch wurde mir klar, dass meine Frau und ich uns gegenseitig ergänzen und ich ihr vertrauen kann, wenn es um die wirtschaftlichen Führung unseres Haushalts geht."

Erhebliche Verbesserungen im Management von Kakao-Kooperativen

  • Fast alle teilnehmenden Kooperativen in Côte d'Ivoire und Ghana verfügen über ein internes Management-System für Rückverfolgbarkeit und Risikomanagement.
  • Praktisch alle Kooperativen nutzen Geschäftspläne zur Entscheidungsfindung - ein Anstieg um 12 Prozent in Côte d'Ivoire und 33 Prozent in Ghana im Vergleich zum Programmstart.
  • Die Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Einkommensdiversifizierung und der Ernährungssicherheit haben 2022 zugenommen. Finanziert wurde das durch den Hilfsfonds COVID-19 von Fairtrade sowie durch die eigenen kollektiven Ressourcen der Kooperativen.
  • Die Kooperativen ergreifen Maßnahmen, um Frauen und junge Menschen stärker in die Unternehmensführung und das Management einzubinden. 2022 wird in Ghana eine neue Akademie für junge Kooperativenmanager*innen gegründet.
  • Besonders gut schnitten die Kooperativen 2022 beim Bewusstsein für Kinderrechte ab: 2,9 von 3,0 möglichen Punkten in Côte d'Ivoire und 2,7 in Ghana.

"Wir erhielten Unterstützung und Schulungen, unter anderem zu den Themen Finanzmanagement und dörfliche Spar- und Darlehensvereinigungen", sagt Mark Obese, ein Manager der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Fanteakwa in Ghana. "Unsere Mitglieder haben ihre Sparkultur verbessert, Verbesserungen in ihren Betrieben vorgenommen und zur Entwicklung ihrer Gemeinde beigetragen. Fairtrade Africa hat uns auch dabei geholfen, die Kinderschutzstrukturen in der Gemeinde zu stärken, ein solides Sensibilisierungsprogramm für Kinderarbeit in der Gemeinde zu entwickeln und umzusetzen und Protokolle für die Berichterstattung zu erstellen."

Nachhaltigkeit des Sektors bedroht

Trotz dieser positiven Nachrichten bleibt das Gesamtbild in Bezug auf den Verkauf von Fairtrade-Kakao laut Isaac H. Tongola, Geschäftsführer von Fairtrade Afrika, "äußerst besorgniserregend." Die hohe Inflation und niedrige Preise bedrohen die Nachhaltigkeit des Sektors. Im Jahr 2022 sank die Rentabilität im Vergleich zu 2020 von 93 Prozent auf 87 Prozent.

Obwohl sich der Fairtrade-Kakaoabsatz in Westafrika von einem Tiefpunkt im Jahr 2020 erholt hat, warnt Tongola: "Ohne [nachhaltig] höhere Preise und höhere Gewinnspannen für Kooperativen und ihre Mitglieder, von denen die meisten in Armut und viele in extremer Armut leben, wird es keinen nachhaltigen Kakao geben. Die Realität ist, dass wir den Absatz zu Fairtrade-Bedingungen und die Zahl der Partnerschaften zwischen Marken, Einzelhändlern und Bauernorganisationen ausbauen müssen."

West African Cocoa Programme jetzt auch in Sierra Leone

2022 wurde das WACP in Sierra Leone erweitert. Die Zahl von Fairtrade-zertifizierten Kakao-Kooperativen ist hier in den letzten Jahren stark angestiegen: von sechs im Jahr 2019 auf 19 im Jahr 2022 während die Zahl der zertifizierten Bäuerinnen und Bauern von knapp 15.000 auf über 35.000 anstieg. Zusätzlich gibt es nun einen Fairtrade-Vertreter, der die Bauern und Bäuerinnen in Sierra Leone unterstützt und schult.

Vorsichtiger Optimismus für 2023 und darüber hinaus

Der jüngste WACP-Monitoringbericht weist darauf hin, dass die bevorstehenden EU-Verordnungen über die Sorgfaltspflicht für Menschenrechte und Umwelt (HREDD) und der neue Fairtrade-Kakaostandard die Bäuerinnen und Bauern in eine gute Position versetzen, um in den Bereichen Abholzung, Rückverfolgbarkeit und Transparenz zu handeln.

"Trotz der Herausforderungen bin ich optimistisch für die Fairtrade-Kakaobäuerinnen und -bauern in Westafrika", sagt Tongola. "Es ist wichtig, dass wir uns weiterhin darauf konzentrieren, die Menge an Kakao zu erhöhen, die Kleinbauernorganisationen unter Fairtrade-Bedingungen verkaufen, und die Anzahl der Kleinbauernorganisationen zu erhöhen, die direkte Beziehungen zu Marken und Einzelhändlern haben."

Diese Meinung vertritt auch Assi Ake Bekoin Rosine, Mitglied der CAYAT-Kooperative in Côte d'Ivoire, die sagt, dass die Fairtrade-Schulung ihr Leben verändert hat. "Dank CAYAT und Fairtrade Afrika und der Women's School of Leadership habe ich mehr denn je Lust auf das Leben bekommen. Ich habe mehr Selbstvertrauen, bin viel selbstbewusster, werde von meinem Mann und meiner Familie geschätzt. Ich habe auch in die Gründung eines kleinen Restaurants investiert. Dieses zusätzliche Einkommen bringt uns mehr Sicherheit und Seelenfrieden.“