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Ein Lichtblick für die vergessenen Bauern in der Textillieferkette

Die Bewegung für ethisch faire Mode kommt in Fahrt. Fairtrade fordert höheren Status in der Wertschöpfungskette für Baumwollbauern.

Baumwollbauern in Gujarat

Fairtrade Baumwolle richtet den Fokus auf die Baumwollfarmer am Beginn der langen Textil-Wertschöpfungskette.

Lesen Sie im Folgenden einen Blog-Beitrag von Subindu Garkhel, Baumwoll-Produktmanagerin der Fairtrade Foundation in Großbritannien, auf TheGuardian.com (aus dem Englischen übersetzt):

Fairness stand bei der diesjährigen Berlin Fashion Week auf der Tagesordnung, als Fairtrade International, Continental Clothing Co. und weitere dazu aufriefen, die Textilindustrie mit neuen Ideen nachhaltiger zu gestalten. Tatsächlich befindet sich die Branche im Umbruch, da die Unternehmen nun auf die wachsende Forderung aus vielerlei Richtung reagieren, unethische Modeproduktion zu beenden. Sie wollen sicherstellen, dass ihre Kleidung nicht von Kindern oder durch Zwangsarbeit hergestellt wird oder die Wasserversorgung negativ beeinträchtigt.

Baumwolle ist der Rohstoff, auf der die milliardenschwere Bekleidungsindustrie basiert. Dennoch lebt die Mehrheit der Baumwollbauern und -bäuerinnen unter der Armutsgrenze, weil Zwischenhändler sie weit unter den Produktionskosten bezahlen. Aber die Zeiten ändern sich und Konsumenten sowie Unternehmen beziehen zunehmend Stellung dagegen.

Fairtrade Bio-Baumwolle für mehr Umweltschutz

Das Fairtrade Baumwollprogramm wurde gestartet, um die Bauern in den Fokus zu rücken, die oft unsichtbar, vernachlässigt und arm am Ende einer langen und komplexen Lieferkette stehen. Eine neue Initiative, die während der Fashion Week ins Leben gerufen wurde, ist ein Beispiel dafür, wie die Gewinne besser verteilt und auch die Bauern und Arbeiter erreichen können: Fair Share vom Hersteller Continental Clothing Co. bietet eine Reihe von 100% Fairtrade-Bio-Baumwoll-T-Shirts und Kapuzen-Sweatshirts an, verknüpft mit einem Pilotprojekt, das dazu beitragen soll, dass Textilarbeiter und -arbeiterinnen existenzsichernde Löhne erhalten. Für die neue Fairtrade-Kollektion hat Continental 300.000 Kleidungsstücke aus Fairtrade-Baumwolle von der Fairtrade-Kooperative Pratima Agro in Orissa, Indien bestellt. Die Landwirte erhalten einen angemessenen stabilen Preis für ihre Baumwolle und die zusätzlichen Fairtrade-Prämien werden in Projekte investiert, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Mitglieder der Kooperative verbessern.

Continental kann bereits eine starke Erfolgsbilanz im Hinblick auf Umweltschutz vorweisen - sogar die Steine ihres Fabrikgebäudes sind recycelt - aber sie wollen noch mehr tun. Als einer der größten T-Shirt-Hersteller in Großbritannien, bedeutet der Schritt, dass kleine Unternehmen und Lieferanten Kleidung beziehen können, die die starken Umwelt- und Sozialstandards von Fairtrade erfüllt. Höhere Verkäufe bedeuten eine höhere Wirksamkeit von Fairtrade. Die Baumwollbauern erzielen nicht nur stabilere Preise und erhalten die zusätzliche Prämie, die Kriterien fordern von ihnen auch, gute landwirtschaftliche Praktiken einzuführen und sorgfältig mit ihrem Land und Ressourcen umzugehen: Zum Beispiel wird 75% der Fairtrade-Baumwolle mit Regenwasser angebaut. Kombiniert mit Tropfbewässerungstechniken kann das einen großen Unterschied machen. In Indien, das zurzeit eine der schlimmsten Wasserkrisen in vier Jahrzehnten erlebt, sind Methoden zur Kontrolle von durstigen Pflanzen wie Baumwolle ein wichtiger Faktor zur Bewältigung von Nahrungsmittelengpässen und den Menschen eine Existenzgrundlage zu erhalten.

Fairtrade macht den Unterschied

Erst letzten Monat sah ich diesen Unterschied, als ich die RDFC Kooperative in Gujarat besuchte. Hier sind die Mitglieder 100% Anteilseigner der Organisation, um mehr Kontrolle in einer Branche zu ergreifen, die allzu oft Bauern marginalisiert. Ich traf einen Bauern, der mir erzählte, wie das Leben vor der Fairtrade-Zertifizierung war, als er kurz davor stand, sein Land aufzugeben. Er war sehr arm, lebte in eine Hütte auf Wüstensand, wo nichts wachsen konnte. Glücklicherweise konnte seine Kooperative durch Mittel aus der Fairtrade-Prämie in Tropfenbewässerung und qualitativere Samen investieren, was den Boden fruchtbarer machte und sowohl den Anbau von Baumwolle als auch Nahrung ermöglichte. Er war damit in der Lage sein Land zu halten und jetzt, acht Jahre später, lebt er in einem Backsteinhaus.

Er und andere Mitglieder der Kooperative zeigten mir stolz ihr Anwesen. Im Rahmen eines Subventionsprojekts hat die Kooperative Bio-Saatgut gekauft, das billiger aber dennoch qualitativer als Gen-Saatgut ist, da es besser an die trockenen örtlichen Gegebenheiten angepasst ist. Vor zwei Wochen erhielt ich weitere gute Nachrichten per WhatsApp: Der erste Regen hat endlich eingesetzt und nun wird die Aussaat vorbereitet, die die neue, florierende Saison einläutet.

Textillieferketten reformieren

Neben Continental startete auch Aldi UK eine T-Shirt-Kollektion aus Fairtrade-Baumwolle und mit TfL hat sich das erste Unternehmen aus dem öffentlichen Sektor dem Fairtrade Baumwollprogramm geöffnet und sorgt mit fairer Berufskleidung, wie beispielsweise Uniformen aus Fairtrade-Baumwolle, für eine nachhaltigere Zukunft.

Man sieht: In den letzten Jahren hat sich bei Fairtrade in Sachen Textilien viel getan. Die neuen Initiativen und Verpflichtungen seitens der Unternehmen ermöglichen eine fairere Verteilung des lukrativen Handels mit Bekleidung entlang der Lieferkette bis zurück zu Bauern und Arbeiterinnen.

Es ist schön zu sehen, dass Textilunternehmen die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach ethisch einwandfreier Mode zunehmend bedienen, aber wir müssen noch mehr Fairtrade-Baumwolle in die Geschäfte und Unternehmen bringen. Wir möchten, dass nun andere große Unternehmen diesen Best Practice-Beispielen folgen und ihre Ansprüche an Transparenz und Nachhaltigkeit ernstnehmen.