Zurück zu den Wurzeln – mit Bio-Baumwolle

Bharath Bhai Kumbhabhai ist Baumwollfarmer in Nordindien und nimmt an einem besonderen Projekt teil, um seine Produktion auf Bio umzustellen und klimaresistenter zu machen. Seine Fairtrade-Kooperative spielt dabei eine zentrale Rolle - und auch neun Bundesligavereine.

Möchte Biobauer werden: Baumwollfarmer Bharath Bhai Kumbhabhai. Foto: Werder Bremen

Möchte Biobauer werden: Baumwollfarmer Bharath Bhai Kumbhabhai. Foto: Werder Bremen

Es ist heiß im Distrikt Kachchh im Bundesstaat Gujarat, im Norden von Indien. Eine staubige Piste führt zum Hof von Bharath Bhai Kumbhabhai. Er ist Bauer, seine Familie lebt von dem, was hier produziert wird: Ölsaat, Senf, Gemüse – und vor allem Baumwolle. Auf drei Hektar wachsen die Pflanzen mit den weißen Tupfern, die gerade erntereif sind. Bald wird er das Produkt in Bioqualität anbieten – dank eines Projektes, an dem auch Fairtrade beteiligt ist.

Kumbhabhais Haut ist wettergegerbt, dabei ist er erst 24 Jahre alt. Das Land hat er von seinem Vater erhalten – seinem besten Berater. Denn hier, eine Flugstunde von Mumbai entfernt, kehren die Baumwollfarmer*innen mit Hilfe der Fairtrade-Kooperative RDFC zu ihren alten Anbaumethoden zurück: Sie wollen weg von den chemischen Düngern, die die Böden der Region über Jahrzehnte ausgelaugt haben.

Viel Unterstützung vor Ort

Mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Textilspezialisten Brands Fashion sowie der Unterstützung der Gesellschaft für Internationalen Zusammenarbeit (GIZ) gehen 450 Fairtrade-zertifizierte Produzent*innen die Umstellung auf Bio an. Bis sie soweit sind, unterstützt sie das Projekt „Vom Feld in den Fanshop“ – ihre Baumwolle wird in die Fanartikel von neun Bundesligavereinen verarbeitet, die damit eine wichtige Unterstützung leisten. Neben dem 1. FC Union Berlin, Arminia Bielefeld, Eintracht Frankfurt, dem Hamburger SV, SV Werder Bremen, VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg haben sich auch Borussia Dortmund und FC St. Pauli dieser Allianz angeschlossen. 

„Wenn wir unsere Baumwolle auf Bio umstellen, verdienen wir einfach mehr pro Kilo“, betont Kumbhabhai. „Das bedeutet aber auch, dass unsere gesamte Produktion Bio werden muss – auch das Gemüse, das wir essen. Das ist gut für uns“, sagt er im Dialekt der Gegend. So viele Sprachen gibt es hier, dass sich manchmal Menschen nicht verstehen können, obwohl sie nur 100 Kilometer voneinander entfernt wohnen. Das Bindeglied dieser Produzent*innen ist die Kooperative RDFC, die sie berät und ihre Baumwollernte ohne Zusatzkosten direkt am Hoftor abholt und zur Verarbeitung bringt.

Lohnende Umstellung

Das Rad zurück zu drehen und zu natürlichen Anbaumethoden zurückzukehren ist nicht ganz einfach. Die Umstellung dauert mindestens drei Jahre: Die Böden müssen wiederhergestellt, das Saatgut angepasst werden. Früher, mit chemischen Düngern, Pestiziden und genmodifiziertem Saatgut, mussten sich die Farmer*innen viel weniger um die Ernte kümmern. Dieses Modell funktioniert nicht mehr. Auch wegen des Klimas, das hier immer unbeständiger wird: Längere Trockenperioden wechseln sich mit sintflutartigen Regen ab.

Viel Beratung ist notwendig. Nun wird auf den Feldern Saatgut eingesetzt, aus dem die Kooperative neue Samen für die nächste Ernte gewinnt – bei genmodifiziertem Saatgut undenkbar. Es ist eine lokale, hitzeresistentere Baumwollsorte. Dünger wird aus den Grünabfällen und den Ausscheidungen der Tiere – Kühe, Ziegen, Schafe und Hühner – gewonnen. Hierzu wurden mit Unterstützung der GIZ einfache aber moderne Kompostieranlagen auf Kumbhabhais Hof errichtet. Das ist gut für die Umwelt und auch für seine Kasse: „Wir konnten dadurch die Produktionskosten erheblich senken.“

„Wir lernen viel“, sagt der Bauer. Von der Kooperative, von den Technikern – aber auch von seinem Vater. Der kennt sich mit den alten Anbaumethoden aus, die ja schon biokonform waren, als es noch kein Biosiegel gab. Nun wird dieses Wissen wieder gebraucht. Zusammen mit modernen Techniken, etwa zur Düngergewinnung und Schädlingskontrolle, bedeuten sie eine bessere Zukunft für Bharath Bhai Kumbhabhai und seine Familie – und für viele anderen Baumwollfarmer*innen in Indien.