Kaffeeproduzent*innen haben kaum Chancen auf höhere Einkommen

Studie bestätigt strukturelle Benachteiligung im Kaffeesektor.

Eine Kaffeebäuerin pflückt Kaffeebohnen.

Der Anbau von Kaffee ist sehr arbeitsintensiv – die Bohnen werden mit der Hand gepflückt. Bild: Christoph Köstlin | Fairtrade.

Der weltweite Kaffeedurst wächst, und zwar seit Jahren: Laut einer aktuellen Studie haben sich die globalen Kaffee-Exporte in den vergangenen 30 Jahren mehr als vervierfacht. Die Untersuchung zeigt aber auch: Kaffeebäuerinnen und -bauern profitieren davon kaum.

Veredelung des Kaffees bringt größten Profit

Laut einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) im Auftrag der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (GIZ) wird ein immer größerer Anteil der Wertschöpfung im Kaffeemarkt mit der Weiterverarbeitung, der sogenannten Veredelung erwirtschaftet. Weil diese fast ausschließlich in Industrieländern wie Deutschland, Italien oder der Schweiz stattfindet, werden Produzent*innen systematisch von der Wertschöpfung ausgeschlossen.
Insbesondere beim Anbau von Arabica-Bohnen, der mildesten und dadurch beliebtesten Sorte für Röstkaffee, können nur jene einen höheren Preis erzielen, die eine besondere Bohnenqualität bieten. Oft ist der Marktpreis für Rohkaffee allerdings so niedrig, dass es den Kaffeebäuerinnen und -bauern kaum möglich ist, in eine bessere Qualität zu investieren.

Produzent*innen leiden unter niedrigen Marktpreisen

Das Fairtrade-System bietet hier eine Lösung an: Kleinbäuerinnen und -bauern erhalten festgelegte Mindestpreise. Diese machen sie unabhängiger von den schwankenden Preisen am Weltmarkt. Entwickelt sich der Markt gut, erhalten die Kooperativen den höheren Preis; sinkt er, fängt sie der Mindestpreis wie ein Sicherheitsnetz auf. Zudem erhalten Sie einen finanziellen Aufschlag für Gemeinschaftsprojekte ihrer Wahl: die Fairtrade-Prämie. Ein Viertel der Prämiengelder fließt in die Qualitätssteigerung. Das allein reicht aber nicht aus.

Unternehmen in der Pflicht

Damit sich der Kaffeeanbau wieder lohnt, müssten vor allem die Preise steigen. Nur wenn Produzent*innen mehr Geld für ihre Bohnen bekommen und ein höheres Einkommen erzielen, werden nachfolgende Generationen im Anbau eine Zukunft sehen. Andernfalls droht die Abwanderung in die Städte oder gar ins Ausland, wie sie immer häufiger zu beobachten ist – zuletzt Anfang Januar in Honduras. Dem stimmen auch die Studienautor*innen zu und fordern die großen Kaffeekonzerne zu mehr Verantwortung auf: „(…) sie sollten etwa für einen nachhaltigen Kaffeeanbau, gute Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung sowie einen verstärkten Einsatz von Technik und Maschinen einstehen.“