Hurricanes in Mittelamerika: Wohl mehr als 4.6 Mio. Menschen betroffen

Der verheerende Hurricane Eta hat tiefe Spuren in den Ländern Mittelamerikas hinterlassen. Mehr als 100 Menschen starben, Millionen verloren ihre Behausungen und Ernten. Nur zwei Wochen später traf der Hurricane Iota die Region erneut mit brutaler Macht. Ein Bericht des lateinamerikanischen Fairtrade-Netzwerks CLAC.

Ein Foto der Zerstörung. Bild: Sean Hawkey

Am Dienstag, den 3. November, traf Eta als Hurricane der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h auf die Atlantikküste Nicaraguas. Auch Honduras und Guatemala wurden hart getroffen, bevor Eta am 7. November auf dem Weg nach Kuba als Tropensturm in die Karibik zurückkehrte. Mehr als 200 Menschen starben während des Sturms und an seinen Folgen, Hunderte werden noch vermisst. Dazu kommen bisher schwer einzuschätzende Folgen durch Erdrutsche, Ernteverluste, die Zerstörung von Straßen und Brücken, Stromleitungen und Häusern in ländlichen Gebieten. Einige Regionen sind noch immer nicht über die regulären Transportwege erreichbar.

Nur zwei Wochen später richtete Hurricane Iota weitere immense Schäden an. Erneut starben mehr als 40 Menschen, die Zahl dürfte während der Bergungsarbeiten weiter ansteigen. Nach Schätzungen der UN sind rund 4.6 Millionen Menschen betroffen. Unter ihnen gibt es eine Vielzahl von Fairtrade-Kooperativen.

Honduras

In Honduras sind nach Angaben der Behörden 91 Menschen gestorben, mehr als 1,8 Millionen betroffen und mehr als 56.000 Menschen in Notunterkünfte gebracht worden. Mehr als 1,5 Millionen Kinder sind nach Angaben von UNICEF den Schäden durch die Überschwemmungen ausgesetzt, die Eta und Iota hinterlassen haben. Hunderte wurden in Schulen, Gemeindezentren und Kirchen gebracht.

Die Kakao-Kooperative APEOCAGUAL hat mehrere Schäden gemeldet. Mindestens 3 Häuser wurden zerstört und die örtliche Schule beschädigt. Ernten wurden überschwemmt und die Produzent*innen verloren einen Großteil des angebauten Kakaos. Auch die Lebensmittelgärten der Familien wurden beschädigt. Die Kooperative PROEXO meldet, dass einige ihrer Mitgliedfamilien durch die starken infrastrukturellen Beschädigungen aktuell nicht erreicht werden können.

Guatemala

In Guatemala registrierten die Beamten bisher 65 Tote, die Zahl könnte jedoch mit weiteren Rettungsbemühungen steigen. Etwa 200.000 Menschen sind insgesamt betroffen, allen voran kleinbäuerliche Familien, die ihre Ernte verloren haben. Rund 30.000 Menschen befinden sich in Notunterkünften.

Betroffen sind verschiedene Fairtrade-Organisationen in den Regionen Huehuetenango und Alta Verapaz sowie Kooperativen im Norden des Landes. Die CIASFA-Kaffeekooperative kann wegen der zerstörten Infrastruktur aktuell nicht kontaktiert werden und versucht , eine Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten über Helikopter zu erreichen.

Nicaragua

In Nicaragua starben 21 Menschen an den Auswirkungen der Hurricanes. Mehr als 400.000 Menschen sind betroffen, Tausende befinden sich in Notunterkünften wie Kirchen und Schulen. In In weiten Teilen des Landes ist die Infrastruktur stark beschädigt, es wird über die Zerstörung von Schulen, Brücken, Straßen und Autobahnen berichtet.

Fairtrade-zertifizierte Kooperativen berichten, dass sie bis zu 80% ihrer Ernteerträge verloren haben. Zudem melden zahlreiche Kaffeekooperativen, dass wegen der starken Regenfälle und Winde die Kaffeepflanzen reihenweise entwurzelt wurden. Schätzungen zufolge wird die Ernte daher rund 30% geringer ausfallen. Auch bei den Kakaopflanzen wurden beträchtliche Verluste gemeldet, die ebenfalls bei rund 30% liegen könnten, eine Evaluierung vor Ort steht noch aus. Die Kooperative PRODECOOP berichtet, dass sich 2.000 Familien zusammengeschlossen haben, um finanzielle Hilfe zu suchen. Schon der erste Hurricane hatte die Felder vieler Familien stark beschädigt.

El Salvador

In El Salvador befinden sich aktuell rund 2.000 Menschen in Notunterkünften. Der starke Regen hat Schlammlawinen und Baumstürze auf vielen Hauptstraßen hinterlassen. Auch hier haben die Stürme vielen Menschen ihre Lebensgrundlage geraubt, Pflanzen und Bäume entwurzelt und Felder verwüstet.

Der  Dauerregen gefährdet laut El Salvadors Kaffeeverband (ACAFESAL) zwischen 15 und 20 Prozent der Kaffeeproduktion für die kommende Ernte. Auch weitere Sektoren wie etwa der Zuckerrohranbau sind betroffen.

Costa Rica

Vier Menschen sind an den indirekten Auswirkungen der Hurricanes gestorben. Etwa 1.500 Menschen sind obdachlos geworden, zahlreiche Schäden entstanden durch die Überschwemmungen, vor allem in den an der Pazifikküste gelegenen Staaten Guanacaste und Puntarenas.

Die Gemeinden um die Fairtrade-Organisationen COOPEAGRI, COOPETARRAZU und ALIANZA meldeten infrastrukturelle Schäden an Straßen, Autobahnen und Brücken. Darüber hinaus haben auch in Costa Rica unzählige Betriebe ihre Erntegrundlage verloren.

Panama

In Panama starben 8 Menschen, 68 Menschen werden vermisst und rund 3.000 sind von den Schäden betroffen. Es gibt einige Gemeinden, die aufgrund von Erdrutschen und Straßenschäden nach wie vor nicht über den Landweg erreicht werden konnten. Die amerikanische Regierung schickte Hubschrauber und ein Team von 42 Personen zu den Rettungs- und Evakuierungsbemühungen in Panama.

Mexico

Schwere Überschwemmungen wurden im Bundesstaat Chiapas registriert, 37.000 Menschen sind betroffen, 16.000 Häuser beschädigt und rund 4.000 unbewohnbar. Mehr als 250 Häuser stürzten ein.
Auch in Mexico leiden unzählige Gemeinden an den Überschwemmungen. Drei Ortschaften in der Region Cañada del Río Perlas sind weiterhin isoliert. Es ist nach wie vor schwierig, das Gebiet zu erreichen und notwendige Hilfe zu leisten. Fairtrade-Kooperativen beklagten auch hier den Verlust von Anbaupflanzen, Felderträgen und Bienenstöcken, die dem Sturm zum Opfer gefallen sind.