COP28: "Global Boiling“ ist ungerecht

Die Fair-Trade-Bewegung fordert Umdenken in Sachen Klimaschutz: Handels- und Klimagerechtigkeit gehören zusammen, damit sich Kleinbäuerinnen und -bauern der Klimakrise stellen können.

Ein von Wolken durchzogener Himmel. Vom Gegenlicht verdunkelt steht im Vordergrund eine Frau und blickt in die Ferne. Foto: S. Hawkey

Die Klimakrise betrifft vor allem Kleinbäuerinnen und Bauern. Sie brauchen Unterstützung bei der Anpassung sowie der Finanzierung von Schäden und Verlusten. Die Verantwortlichen der COP28 müssen Ergebnisse liefern. Foto: Fairtrade / Sean Hawkey

Die Fair Handels-Bewegung appelliert an Regierungen, Unternehmen, Staats- und Regierungschefs, ihre gemeinsamen Anstrengungen zu verstärken und ohne weiteres Zögern mutige, sinnvolle und integrative Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, bevor es zu spät ist. Zum Start der UN-Klimakonferenz COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten fordern Fairtrade, das Fair Trade Advocacy Office (FTAO) und die World Fair Trade Organization (WFTO) gemeinsam, dass die finanziellen Zusagen zur Unterstützung der am stärksten von Klimarisiken betroffenen Länder und Gemeinschaften eingehalten werden. 

UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte kürzlich, dass die Welt in das Zeitalter des "Global Boiling" eingetreten sei. Die Erde kocht. Der Klimawandel ist nicht mehr zu ignorieren, ebenso wenig wie die Tatsache, dass seine Auswirkungen ungerecht und ungleich sind. Die politischen Verantwortungstragenden dieser Welt müssen endlich handeln. Die Fairtrade-Bewegung übernimmt ihren Teil der Verantwortung, um entschlossen eine bessere Zukunft zu schaffen, aber die Zukunft unseres Planeten hängt von uns allen ab. Die Bewältigung der Klimakrise erfordert einen gemeinsamen Ansatz.

Die drei Organisationen, die zusammen mehr als zwei Millionen Landwirt*innen, Arbeiter*innen und Handwerker*innen in KMU und Genossenschaften auf der ganzen Welt vertreten, sind überzeugt, dass die Klimafinanzierung eine wichtige Rolle spielen kann - allerdings nur, wenn die derzeitigen Mängel angemessen behoben werden.  Um eine sinnvolle und dauerhafte Wirkung zu erzielen, muss Klimagerechtigkeit die Grundlage aller Klimamaßnahmen sein. 

Die Fair-Trade-Bewegung nennt mehrere Bereiche, in denen sofortige Verbesserungen möglich sind, die wesentlich dazu beitragen, dass die Klimafinanzierung ihre Ziele erreicht. 

  • Da die Finanzströme zur Anpassung an den Klimawandel fünf- bis zehnmal niedriger sind als der geschätzte Bedarf, ist es dringender denn je, Maßnahmen zu ergreifen, um Treibhausgasemissionen (THG) zu reduzieren und als Priorität zu setzen, Gemeinschaften bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
  • Strukturelle Hindernisse müssen beseitigt werden: Kleinbäuerinnen und -bauern - insbesondere Frauen - müssen Zugang zu Finanzprodukten und -dienstleistungen haben, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, damit sie klimaresistenter werden und den Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft schaffen können. Dazu gehören flexible Rückzahlungsbedingungen, niedrigere Zinssätze und vereinfachte Antragsverfahren.
  • Schließlich darf sich der auf der COP27 vereinbarte Fonds für Schäden und Verluste nicht in endlosen Diskussionen darüber verzetteln, wer was zahlt. Die klimaanfälligsten Länder leiden schon jetzt unverhältnismäßig stark unter einer Klimakatastrophe, die nicht von ihnen verursacht wurde.

Die Klimafinanzierung ist ein wichtiger Faktor, kann aber nicht alles lösen. Ein multidimensionaler Ansatz ist unerlässlich, um die Folgen der Klimakrise, mit der wir konfrontiert sind, vollständig zu verstehen, abzuwenden und zu bewältigen.

Es kann keine Klimagerechtigkeit ohne Handelsgerechtigkeit geben und umgekehrt. Der Faire Handel zeigt, dass eine Transformation möglich ist. Weg von einem Wirtschaftssystem, das von ausbeuterischen und extraktivistischen Praktiken lebt, hin zu einem fairen System, sowohl für die Menschen als auch für den Planeten.

Kleinbäuerinnen und -bauern als Teil der Lösung anerkennen und einbeziehen

Die aktive Beteiligung lokaler Interessengruppen - darunter Bäuerinnen, Bauern, Arbeiter*innen und Gemeinden - ist für die Entwicklung, Priorisierung, Umsetzung und Überwachung effizienter Klimainstrumente unerlässlich. "Landwirte und bäuerliche Gemeinschaften sind am besten in der Lage, spezifische Herausforderungen und Lösungen in ihrem lokalen Kontext zu identifizieren", erklärt Juan-Pablo Solis, Senior Adviser on Climate and Environment bei Fairtrade International. “Die Expertise und das traditionelle Wissen der Bauern sind der Schlüssel - aber der Übergang zur Agrarökologie ist für die meisten Bauern aufgrund unfairer Marktpreise und Machtungleichgewichte in den Lieferketten unerschwinglich."

Damit die sich abzeichnenden Gesetze für die Lieferketten einen echten Wandel bewirken können, müssen die führenden Politiker und Entscheidungsträger der Welt ihre Bemühungen verstärken, um die verbleibenden Silos aufzubrechen und die Maßnahmen zur Erleichterung der Dekarbonisierung effizient mit dem globalen Kampf gegen Ungleichheit und Armut zu verknüpfen.