Vom Abfall zum Superfood

Kaffeekekse aus Honduras

In der Not muss man manchmal erfinderisch werden. Das haben die Frauen der Fairtrade-Kooperative „Pacayal Coffee“ in Honduras verinnerlicht. Für ein zusätzliches Einkommen verarbeiten sie Kaffeereste zu Superfood-Keksen.

Atemberaubende Berge, tropischer Regenwald und karibische Küste – Honduras hat nicht nur landschaftlich einiges zu bieten. Das kleine Land auf der Festlandbrücke zwischen Nicaragua und Guatemala lockt mit optimalen klimatischen Bedingungen für den Kaffeeanbau. Nicht umsonst gilt Honduras als größter Kaffeeproduzent Mittelamerikas.

Im Südwesten des Landes, nahe der Hauptstadt Tegucigalpa, liegt die Fairtrade-zertifizierte Kaffeekooperative „Pacayal Coffee“. 150 Kaffeebäuerinnen und -bauern sind Teil der Genossenschaft. In bis zu 1.800 Metern Höhe wachsen hier hochwertige ArabicaBohnen. Geerntet wird zwischen November und April. Färben sich die Kaffeekirschen rot, sind sie reif und können gepflückt werden.

Kekse als zusätzliche Einkommensquelle

Damit aus der Kaffeekirsche am Ende eine Kaffeebohne wird, muss zunächst das Fruchtfleisch vom Kern befreit werden. Das Fruchtfleisch, die sogenannte Pulpe, ist ein klassisches Nebenprodukt der Kaffeeernte, das allenfalls als Bio-Dünger genutzt wird – zumindest eigentlich. Nicht so bei „Pacayal Coffee“. Hier verarbeiten die Frauen der Kooperative die Pulpe weiter zu Mehl. Zusammen mit etwas Haferflocken, Margarine, Zucker, Eiern, Vanille, Salz und Natron werden aus dem Mehl köstliche Kekse: Genauer gesagt Kaffeekekse. „Als die Pandemie ausbrach, stieg die Arbeitslosigkeit in der Kooperative stark an. Die Kekse sollten eine zusätzliche Einkommensquelle schaffen“, sagt Kaffeebauer Edgar Carrillo.

Klimawandel bedroht den Kaffeeanbau

Zusätzliche Einkommensquellen werden auch angesichts der Klimakrise immer wichtiger. Denn der Temperaturanstieg begünstigt das Auftreten bestimmter Schädlinge und Krankheiten wie den Kaffeerost. Schätzungen zufolge könnten bis 2050 rund 50% der heutigen Kaffeeanbaufläche durch den Klimawandel verloren gehen. Produzent*innen benötigen daher nicht nur Unterstützung bei Anpassungsmaßnahmen wie dem Pflanzen schattenspendender Bäume, sondern auch dabei, ihr Einkommen zu diversifizieren. Eine Möglichkeit ist die Weiterverarbeitung von Nebenprodukten wie Pulpe.

Keksmanufaktur soll Arbeitsplätze schaffen

Mithilfe eines Solartrockners wird aus der Pulpe Mehl: Vier bis sechs Tage dauert es, bis aus den roten Kaffeekirschen eine hauchdünne Masse wird. Für zehn Lempira, umgerechnet rund 40 Cent, werden die Kekse anschließend verkauft. Ihren Namen „Doña Mencha“ haben sie der 72-jährigen Fidentia zu verdanken. „Mencha ist der Spitzname unserer Oma, unseres ältesten Kooperativenmitglieds“, erklärt Kaffeebäuerin und Keksbäckerin Dina Pineda.

Noch werden die Kaffeekekse ausschließlich für den lokalen Markt angeboten. „Als Nächstes wollen wir einen Steinofen kaufen, damit der Geschmack noch intensiver wird. Dann sollen weitere Produkte wie Süßigkeiten oder Pancakes kommen“, so Pineda. Rund 200 neue Arbeitsplätze wollen die Frauen in den kommenden Jahren schaffen.