Knapp zwei Milliarden für Fairtrade-Produkte im Corona-Jahr 2020
- Absatz von Kaffee und Blumen steigt – Gesamtabsatz im ersten Pandemie-Jahr geht leicht zurück
- Fairtrade-Prämie und zusätzlicher Covid-Hilfsfonds unterstützen Kleinbäuerinnen und -bauern in der Krise
- Fairer Aufbruch jetzt: TransFair fordert im Superwahljahr gezielte Unterstützung der Politik für den fairen Handel
Im Corona-Jahr 2020 gaben Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland 1,9 Milliarden Euro für Fairtrade-Produkte aus. Die Umsätze gingen damit mit 5 Prozent leicht zurück. „Corona ging auch an Fairtrade nicht spurlos vorbei, doch der Zuspruch seitens Verbraucher, Lizenz- und Handelspartner bleibt ungebrochen. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir die Corona-Delle schnell glätten“, sagte Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) auf der Pressekonferenz zur Publikation des Jahresberichts. Die Bekanntheit des Fairtrade-Siegels stieg weiter und liegt jetzt bei 90 Prozent1. „Die Produzentenorganisationen im globalen Süden brauchen fairen Handel mehr denn je. Fairtrade hat seinerseits die Unterstützung in der Krise durch den Corona-Hilfsfonds massiv ausgebaut hat“, so Overath.
Corona: Zuhause mehr fairer Kaffee. Faire Mode leidet unter Lockdown
Verschiedene Produktbereiche erzielten entgegen Corona-Einschränkungen Zuwachs: Fairtrade-Kaffee legte durch vermehrte Verkäufe im Einzelhandel um 6 Prozent auf 24.000 Tonnen zu und knackt damit den Marktanteil von 5 Prozent. Ebenfalls erfreulich sind die Zuwächse bei Produkten wie Fairtrade-Zucker (7.700 Tonnen, +31%), Fruchtsaft (16,5 Mio Liter, +4%) oder auch Blumen, deren Absätze um 7 Prozent auf 507 Mio. Stiele stiegen - trotz massiver Schwierigkeiten im ersten Quartal. Jede dritte Rose in Deutschland ist Fairtrade-zertifiziert.
Der Gesamtabsatz von Kakaobohnen für Fairtrade-Produkte auf dem deutschen Markt ging um 3 Prozent auf 76.400 Tonnen leicht zurück – entgegen positiver Entwicklung unter anderem im Segment Tafelschokoladen (+39%). Der Rückgang bei Bananen um 14 Prozent auf 112.000 Tonnen ist vor allem auf den massiven Preiskampf um die gelbe Frucht zurückzuführen.
Die Textilbranche leidet unter der Pandemie. Verkäufe von Textilien mit Fairtrade-Baumwolle gingen um 30 Prozent auf 15,5 Mio. Stück zurück. Zuwächse gibt es im Bereich Arbeitskleidung mit fairer Baumwolle.
Mehr Unterstützung: Corona-Hilfsfonds für Fairtrade-Produzenten
Fairtrade bietet mit Mindestpreisen und langfristigen Verträgen Stabilität in der Krise. Zusätzlich erhalten die Produzentenorganisationen einen Aufschlag, die Fairtrade-Prämie. „Die Prämie darf in der Pandemie als Ausgleich für Einkommenseinbrüche ausgezahlt werden, das ist eine große Hilfe“, so Nyagoy Nyong’o, globale CEO von Fairtrade International. Durch Fairtrade-Verkäufe in den deutschen Markt wurden allein 38 Mio. Euro an Prämien erwirtschaftet.
Insgesamt 15 Mio. Euro stehen zudem aus einem Corona-Hilfsfonds für Nothilfe und Resilienz zur Verfügung – Gelder aus Eigenmitteln des globalen Fairtrade Netzwerks und von externen Geldgebern, darunter das Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ). Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt die Umsetzung vor Ort. „Eine halbe Million Menschen in 900 Produzentenorganisationen aus rund 60 Ländern haben bereits profitiert – von Mundschutz und Desinfektionsmitteln bis zu Aufklärungskampagnen und Trainings, um ihre Produktion langfristig nachhaltiger zu machen. Und die Resilienz-Projekte gehen weiter“, so Nyong‘o.
Blick über Grenzen: Fairtrade wächst durch deutsche Partner im Ausland
Deutsche Lebensmittelhändler sorgen im Ausland für wachsende Umsätze mit Fairtrade-Produkten „Deutschland ist ein schwieriges Pflaster für nachhaltige Lebensmittel. Wenn Fairtrade hier klappt, dann auch in anderen Ländern“, erklärte Overath. „Das Engagement unserer Partner ist ein Wachstumstreiber für Fairtrade auf anderen Märkten. Der Absatz von Fairtrade-Kakaobohnen durch Verkäufe deutscher Partner im Ausland lag beispielsweise bei rund 72.000 Tonnen.“
Forderung an die Politik: Fairer Aufbruch jetzt!
Im Superwahljahr fordert TransFair einen fairen Aufbruch: „Wir rufen die Politik auf, sich gezielt für den fairen Handel einzusetzen“, sagte Overath. „Menschenrechte in globalen Lieferketten, Löhne und Einkommen, die ein sicheres Leben ermöglichen, sowie die Klimakrise sind globale Aufgaben. Absichtserklärungen reichen nicht mehr. Die Politik muss einen ernsthaften Beitrag leisten – auch in der öffentlichen Beschaffung!“ Engagierte aus Fairtrade-Towns und -Universities beteiligen sich und unterstützen die Forderungen mit Aktivitäten auf lokaler Ebene.
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