Keine nachhaltigen Textilien ohne soziale Gerechtigkeit

Die Europäische Kommission stellt erstmals eine Strategie für nachhaltige Textilien vor – Fairtrade begrüßt diesen Schritt, fordert jedoch Nachbesserungen.

Schauspielerin Anne Menden sitzt auf einem Berg aus Altkleidersäcken.

„Alle zwei Monate eine neue Modekollektion in den Läden ist absurd", findet Schauspielerin Anne Menden. Bild: Fairtrade / Christoph Köstlin.

  • Europäische Kommission stellt Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien vor
  • Fairtrade und Schauspielerin Anne Menden fordern Wandel in der Textilindustrie
  • Fashion Revolution Week gestartet (18. bis 24. April)

Mit der „Strategy for Sustainable and Circular Textiles“ hat die Europäische Kommission erstmals eine Strategie für nachhaltige Textilien vorgestellt. Fairtrade begrüßt diesen Schritt, fordert jedoch Nachbesserungen: Während Umweltprobleme der Textilbranche ambitioniert angegangen werden, bleiben soziale und ökonomische Aspekte wie kurze Lieferzeiten, Niedrigpreise und einseitige Änderungen von Aufträgen in der Strategie unberücksichtigt. „Kleidungsstücke gehören zu den importierten Produkten mit dem zweitgrößten Risiko für Menschenrechtsverletzungen. Diese Tatsache wird in der aktuellen Strategie der EU ignoriert“, sagt Claudia Brück, Vorständin bei Fairtrade Deutschland. „Kreislaufwirtschaft ist gut und richtig, aber eine Jeans, bei deren Herstellung Arbeiter und Baumwollbauern ausgebeutet werden, wird nicht nachhaltig, nur weil sie recycelbar ist. Wir müssen vor allem über gängige Einkaufspraktiken sprechen. Diese lassen aktuell kaum Spielraum für notwendige Investitionen in eine umweltfreundliche Produktion, Arbeitssicherheit oder existenzsichernde Löhne“, so Brück.

Fairtrade fordert die Europäische Union auf, bei sozialen Aspekten nachzuschärfen. Etwa durch ein starkes europäisches Lieferkettegesetz, das auch kleine und mittlere Unternehmen im Textilsektor abdeckt.

GZSZ-Star Anne Menden unterstützt Fairtrade-Kampagne

Auf die Missstände in der Textilindustrie macht auch die die internationale Fashion Revolution Week aufmerksam. Jedes Jahr im April erinnert diese an den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza, bei dem 2013 über 1.000 Menschen ums Leben kamen. Fairtrade beteiligt sich mit dem Aufruf „Change Fashion – Choose Fairtrade“ an der Kampagne. Unterstützung bekommt der Verein von GZSZ-Schauspielerin Anne Menden. „Alle zwei Monate eine neue Modekollektion in den Läden ist absurd. Obwohl schon jetzt vieles im Müll landet, werden immer mehr Kleidungsstücke immer billiger produziert. Stattdessen sollten wir dafür sorgen, dass Textilien umweltfreundlich, fair und qualitativ hochwertig hergestellt werden“, so Menden. Gemeinsam mit Fairtrade setzt sich die 36-jährige für einen Wandel in der Textilindustrie ein. Mehr Infos unter: www.fairtrade-deutschland.de/changefashion  

Nachhaltig produziert – der Fairtrade-Textilstandard macht‘s vor

Wie ein solcher Wandel aussehen könnte, zeigt der Fairtrade-Textilstandard. Er enthält Anforderungen für die gesamte Lieferkette – vom textilen Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück. Als derzeit einziger Standard am Markt werden sogenannte existenzsichernde Löhne für alle Beschäftigten innerhalb von sechs Jahren vorgeschrieben. Darüber hinaus sind Arbeitssicherheit und Stärkung von Arbeitsrechten wichtige Bestandteile. Seit Herbst 2021 sind die ersten zertifizierten Kleidungsstücke im Handel erhältlich: Merchandise-Produkte des VfB Stuttgart, hergestellt vom Buchholzer Unternehmen Brands Fashion.
Dass faire Produktion nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf der Straße überzeugt, zeigen Marken wie Melawear, Thokkthokk oder Dedicated. Mehr Infos unter: www.fairtrade-deutschland.de/fairfashion