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Hollands Wurzeln stecken in Afrika

Fairtrade auf der Internationalen Pflanzenmesse IPM in Essen.

Fairtrade-Rosen. Bild: Remo Naegeli

Fairtrade-Rosen. Bild: Remo Naegeli

Holland ist Schnittblumen-Weltmarktführer? Was den Import und den Export angeht, stimmt das. Doch die größte Blumenauktion der Welt liegt in Aalsmeer in den Niederlanden. Die Wurzeln der Schnittblumen stecken in den Böden Ostafrikas und Lateinamerikas. Hauptanbauländer für Rosen sind beispielsweise Äthiopien und Kenia. Länder, in denen Arbeiterrechte und Arbeitsschutz rar sind. Fairtrade ist im Blumensektor aktiv, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern. Feste Arbeitsverträge, Mutterschutz, Schutzkleidung und nicht zuletzt die Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte machen fair gehandelte Blumen und Pflanzen für viele Verbraucherinnen zur besseren Alternative. Erste Hochrechnungen zeigen: 2017 wurden rund 422 Millionen Rosen mit Fairtrade-Siegel verkauft, jede vierte Rose. Mit dem Kauf von fairen Rosen setzen Verbraucher zum Valentins- und Weltfrauentag auch ein Zeichen für Arbeiterrechte.

Wirtschaftsfaktor Blumenbranche: Arbeitsplätze und Devisenbringer in Ostafrika

Für Anbauländer wie Kenia, Äthiopien, Kolumbien oder Ecuador spielt die Blumen- und Pflanzenindustrie eine bedeutende Rolle. Sie bringt benötigte Devisen ins Land und bietet tausenden Menschen Arbeit. In Kenia ist der Blumenexport nach Tee die zweit-größte Devisenquelle. In Deutschland deckt der lokale Anbau dagegen nicht die Nachfrage. Beispiel Rosen: Mehr als 80 Prozent werden importiert. Sie kommen aus Ostafrika oder Lateinamerika – die meisten nehmen auf ihrem Weg den „Umweg“ über die Niederlande. „Fairtrade-Rosen stehen nicht in Konkurrenz zu regionalen und saisonalen Freilandrosen“, erläuterte Dieter Overath, TransFair-Vorstandsvorsitzender, die Idee des fairen Handels. „Fairtrade unterstützt grundsätzlich die Forderung nach sozial-ökologisch nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktion aus der Region. Aber Rosen sind eindeutig Produkte mit Migrationshintergrund: Wir brauchen deshalb Lösungen, um die Arbeitsbedingungen in den Anbaugebieten zu verbessern. Fairtrade bietet mit seinen Standards diesen klaren Lösungsansatz.“ Das Verbrauchermagazin Ökotest (05/2017) empfiehlt neben saisonal angebotenen Freilandblumen aus der Region daher Fairtrade-Blumen. Das Angebot bedient auch die hohen Qualitätsansprüche für Floristenware. Viele Floristen bieten bereits faire Rosen an.

Flower-Power ist weiblich: Esther Nyambura von der Bigot-Blumenfarm in Kenia

Im arbeitsintensiven Blumenanbau sind rund die Hälfte aller Beschäftigten weiblich. Sie sind als Pflückerinnen oder in den Verpackungshallen tätig. Viele sind alleinerziehend, ihr Bildungsstand oft niedrig. Viele kennen ihre Arbeitnehmer-Rechte nicht. Niedrige Löhne und mangelnde Arbeitssicherheit verschlechtern die Situation. „Als alleinerziehende Mutter sind für mich ein fester Arbeitsvertrag und somit ein sicheres Einkommen die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben“, sagte Esther Nyambura, Blumenarbeiterin auf der Bigot-Farm in Kenia. „Bei Bigot Flowers haben wir auch Zugang zu Gesundheitsversorgung, Mutterschutz und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Es gibt außerdem besondere Angebote für Frauen, um ihr Einkommen zu verbessern. Ich habe den Führerschein gemacht und an einem Kochkurs teilgenommen. Andere besuchen Friseur- oder Nähkurse.“ Rund um den Weltfrauentag am 8. März wird die 29-Jährige in Deutschland zu Gast sein und bundesweit auf Veranstaltungen aus ihrem Lebensalltag berichten.

Löhne verbessern – Pilotprojekt startet auf Farm für Weihnachtssterne in Uganda

Die niedrigen Löhne im Blumen- und Pflanzensektor sind eine Herausforderung – auch für den fairen Handel. Hier ist die Einhaltung branchenüblicher Mindestlöhne Pflicht, doch reichen diese oft nicht für eine langfristige Lebensplanung. In Uganda starten dieJungpflanzenfarm für Weihnachtssterne Wagagai und der Importeur Selecta One daher ein Pilotprojekt, um die Löhne der Beschäftigten mit Hilfe der Fairtrade-Verkäufe zu verbessern. Bereits jetzt profitieren Arbeitnehmer von der Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte, die es für alle Fairtrade-Produkte gibt. Im Pilotprojekt fließen nun zusätzlich 4,5 Cents für jeden unter Fairtrade-Bedingungen verkauften Steckling als Lohn-Bonus an die Beschäftigten. Seit November 2017 hat Wagagai bereits 900.000 Weihnachtsstern-Setzlinge verkauft und so 40.500 Euro in den „Fairtrade Cents Bonus Fonds“ für 1.400 Beschäftigte eingebracht. Das Ziel für 2018: mindestens fünf Millionen verkaufte Fairtrade-Stecklinge.