Update zu Kakaopreisen in Westafrika

Auf dem Meeting der „World Cocoa Foundation“ am 23. Oktober 2019 kündigten die Regierungen der Elfenbeinküste und Ghanas an, einen Preisaufschlag für Kakao ab Oktober 2020 festzulegen, um existenzsichernde Einkommen für die dortigen Kakaobäuerinnen und -bauern zu erreichen. Fairtrade begrüßt diese klare Aufforderung an die Kakaoindustrie.

Kakaobauern bei der Ernte in der Elfenbeinküste. © Sean Hawkey

Kakaobauern bei der Ernte in der Elfenbeinküste. © Sean Hawkey

Bereits im Juni dieses Jahres unterstütze Fairtrade die Ankündigung der Regierungen von Côte d'Ivoire und Ghana, den Preis für alle Kleinbäuer*innen durch ein staatlich eingeführtes Living Income Differential (LID), ab Oktober 2020 zu erhöhen. Fairtrade sieht dies als echte Chance, um die prekäre Situation der Produzent*innen in beiden Ländern zu verbessern und in Richtung existenzsichernde Einkommen zu transformieren. Zusammen bauen Ghana und die Elfenbeinküste mehr als 60 Prozent des weltweit benötigten Kakaos an.

Ziel: Bessere Einkommen für alle Kakaobäuerinnen und -bauern

Fairtrade hat die Einführung des LID durch die Regierungen öffentlich unterstützt. Der Betrag soll zusätzlich pro Tonne Kakao zu zahlen sein und gewährleisten, dass ein höherer Preis bei den Bauern und Bäuerinnen ankommt. Ab Oktober 2020 ist das LID in Höhe von 400 USD pro Tonne (FOB) für Kakao aus Ghana und der Elfenbeinküste zusätzlich zum staatlich festgelegten Marktreferenzpreis zu zahlen.

Fairtrade begrüßt den klaren Aufruf der Regierungen von Elfenbeinküste und Ghana an die Kakaoindustrie auf dem Weltkakaoforum in Berlin am 23. Oktober 2019.  Nachdem die Regierungen eine Überprüfung aller Zertifizierungs- und Nachhaltigkeitsprogramme angekündigt hatten, ist die Forderung der Regierungen nun klar: Die Zahlung des Zusatzbetrags für existenzsichernde Einkommen hat Priorität vor jedem (unternehmens-)eigenen Nachhaltigkeitsprogramm.

Details für Fairtrade-kakao: Mehrwert und Stabilität durch Fairtrade-Mindestpreis und Prämie

Die Zahlung der Fairtrade-Prämie in Höhe von 240 USD pro Tonne für Gemeinschaftsprojekte der Kooperativen bleibt von den Preisentwicklungen und -Regulierungen unberührt.

Bis Oktober 2020 gilt (Erntezeitraum 2019/2020):
Für die laufende Kakaoernte in der Elfenbeinküste ist für Fairtrade-zertifizierten Kakao ein sogenanntes Differential in Höhe von 235.92 USD pro Tonne zu zahlen. Denn um exakt diesen Wert liegt der staatliche Preis (2164,08 USD/Tonne (FOB)) unter dem Fairtrade-Mindestpreis (2400 USD/Tonne (FOB)). Für Ghana kann das zu zahlende Differential nicht pauschal angegeben werden, sondern muss jeweils im konkreten Fall ermittelt werden.

Ab Oktober 2020 gilt (Erntezeitraum 2020/2021):
Ist die Summe aus staatlich festgelegtem Preis plus LID (400 USD/Tonne) größer oder gleich dem Fairtrade Mindestpreis (2400 USD/Tonne (FOB)), ist kein weiterer Fairtrade-Preisaufschlag erforderlich. Liegt die Summe aus staatlichem Kakaopreis und zusätzlichem LID aber unter dem Fairtrade-Mindestpreis, erhalten die Kleinbauernkooperativen den Fairtrade-Mindestpreis. Der Fairtrade-Standard für Kakao wurde bereits angepasst, um das LID anzuerkennen (siehe Punkt 4.2.1).

Stabile Mindestpreise als Sicherheitsnetz

Zusätzlich zur öffentlichen Unterstützung für das Living Income Differential hat Fairtrade bereits weitere wichtige Maßnahmen ergriffen, um den Verdienst der Kakaobauern zu erhöhen. Denn wir stimmen den Regierungen zu: Eine Verbesserung der Lebensgrundlagen im Kakaosektor ist absolut notwendig. Als einziges Zertifizierungssystem, das sich öffentlich für das Recht der Bäuer*innen auf ein existenzielles Einkommen einsetzt, wird Fairtrade auch weiterhin mit den Regierungen zusammenarbeiten, um dies zu verwirklichen.

Fairtrade ist das einzige Zertifizierungssystem, das sich auf stabile Mindestpreise konzentriert, und macht als solches bereits einen Unterschied für die Einkommen der Kleinbäuer*innen. Dazu gehört auch, dass zur diesjährigen Ernte ab dem 01. Oktober 2019 der verbindliche Fairtrade-Mindestpreis - der als Sicherheitsnetz für die Bauern dient - um 20 Prozent erhöht wurde. Zusätzlich zum Fairtrade-Mindestpreis erhalten Genossenschaften, die Kakao zu Fairtrade-Konditionen verkaufen, eine Fairtrade-Prämie von 240 US-Dollar pro Tonne für Gemeinschaftsprojekte. Sie wurde parallel zum Mindestpreis um 20 Prozent erhöht. Im Gegensatz zu anderen Systemen erhalten die Genossenschaften 100 Prozent dieser Prämie. Die Genossenschaften vereinbaren auf der Generalversammlung demokratisch, wie das Geld verwendet wird.

Fairtrade: mehr als stabile Preise

Zusätzlich zu den jüngsten Änderungen von Mindestpreis und Prämie bringt Fairtrade weitere Vorteile: Die Produzenten verfügen über 50 Prozent der Stimmrechte im höchsten Gremium der Fairtrade-Bewegung, der Generalversammlung, und bestimmen den Weg des fairen Handels aktiv mit. Die Fairtrade-Standards bieten den Rahmen, damit sich kleinbäuerlichen Produzentenorganisationen im Sinne ihrer Mitglieder, den Gemeinden und der Umwelt professionalisieren und entwickeln. Dazu trägt Fairtrade durch das Westafrikanische Kakaoprogramm (West African Cocoa Programme) bei, das sich darauf konzentriert, zusammengeschlossene Kleinbauern zu stärken und zu vitalen Organisationen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder eingehen.

Wir sind überzeugt, dass ein angemessener Preis für Bäuerinnen und Bauern, die in demokratisch geführten Genossenschaften arbeiten, die Grundlage dafür ist, dass Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können, und dass sich das ghanaisch-ivorische Living Income Differential und die Fairtrade-Zertifizierung ergänzen.

Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den Regierungen von Ghana und der Elfenbeinküste und sind davon überzeugt, dass Fairtrade die Ziele der Regierung teilt und dass die Zertifizierung und Dienstleistungen durch Fairtrade für Kakaobäuerinnen und -bauern in Einklang mit dem Living Income Differential stehen.