Steigende Produktionskosten: Fairtrade-Blumenfarmen kämpfen um Existenz

Schnittblumenfarmen verzeichnen bei steigenden Kosten Absatzrückgänge im ersten Quartal 2022. Fairtrade-Farmen in Ostafrika fürchten um ihre Existenz.

Leah Wanjiru, eine Arbeiterin bei der Fairtrade-zertifizierten Blumenfarm Valentine Growers in Kiambu, Kenia. Foto: © Fairtrade / Funnelweb Media

Während die Preise für Schnittblumen aktuell fallen, steigen die Produktionskosten in dem Segment weiter an. Seit dem Beginn der Pandemie erhöhen sich die Kosten für Luftfracht stetig. Bei diesem Trend ist noch kein Ende in Sicht. Zudem werden Dünger und Pflanzenschutzmittel, die oft aus Russland importiert wurden, immer teurer – die Ausgaben bewegen sich aktuell auf historisch hohem Niveau. Darüber hinaus bedroht die Inflation in Kenia die Ernährungssicherheit der Bevölkerung. Arbeitsplatzsicherheit von Arbeiter*innen und Lohnentwicklungen in Richtung Existenzminimum sind heute nötiger denn je, stellt jedoch einen weiteren Kostenfaktor für die ohnehin schon stark belasteten Farmen dar. Es wird sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die Löhne auf Blumenfarmen schrittweise anzuheben, wenn sich nicht alle Akteure in der Lieferkette an den Kosten der Farmen beteiligen.

Krieg bremst Kauflust

Hinzu kommt: Der Absatz von Schnittblumen ist im ersten Quartal des Jahres 2022 zurückgegangen. Davon betroffen sind nicht nur konventionelle, sondern auch Fairtrade-zertifizierte Blumenfarmen. Zum einen kaufen Verbraucher*innen wieder weniger Schnittblumen. Zum anderen bremst die Inflation durch den Krieg in der Ukraine die deutsche Kauflaune für ein vermeintliches Luxusprodukt wie Blumen. Nach dem Corona-Rekordjahr 2021 für Schnittblumen und dem jetzigen Rückgang der Verbrauchernachfrage ist der Einzelhandel vorsichtig bei Bestellungen, dadurch bleiben Importeure und Fairtrade-Farmen auf Volumen sitzen.

Verfügbarkeit von Fairtrade-Schnittblumen gefährdet

So naheliegend die Gründe für den Absatzrückgang und die Steigerung der Produktionskosten sind, so frappierend sind die Folgen: Es geht um nichts weniger als die Lebensgrundlage von Hunderttausenden im Blumensektor beschäftigter Arbeiter*innen. Sollte es zu Farm-Schließungen kommen, werden diese nicht mehr in der Lage sein, ein Einkommen für ihre Familien und sich zu erwirtschaften. Wenn die Blumenfarmen dieser immensen Belastungsprobe nicht standhalten können, wird es nicht mehr möglich sein, eine perspektivisch wieder steigende Nachfrage nach fair gehandelten Schnittblumen zu beantworten. Daher ist es gerade jetzt umso wichtiger, dass der Einzelhandel weiterhin stabile Mengen an Fairtrade-Schnittblumen vermarktet. Nur so können sich deutschen Verbraucher*innen auch zukünftig über faire Blumen freuen und die Blumenindustrie in Ostafrika weiter ein relevanter Faktor für wirtschaftlichen Aufschwung bleiben.