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Stärkung der Frau durch fairen Handel

Armut ist weiblich – so lautet seit Jahren das Ergebnis internationaler Studien zur Armutsbekämpfung in der Entwicklungszusammenarbeit. Das bestätigen aktuelle Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft.

Frauen der Kabngetuny Cooperative. Foto: David Macharia

Nach aktuellen Schätzungen werden etwa 43 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeit im globalen Süden von Frauen geleistet, ohne dass sie Eigentumsrechte besitzen oder sonstige Gestaltungsmöglichkeiten haben. Auch wirtschaftlich ist die Ungleichheit relevant: Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) schätzt, dass die landwirtschaftliche Leistung in Entwicklungsländern um etwa 2,5 bis 4 Prozent gesteigert werden könnte, wenn die Ungleichheit der Geschlechter auf dem Agrarsektor beseitigt würde. Als Arbeiterinnen sind Frauen häufig im Niedriglohnbereich  ohne ausreichenden Arbeits- und Gesundheitsschutz eingesetzt.

Fairtrade und Geschlechter-Gerechtigkeit

Gleichberechtigte Teilhabe an den Vorteilen von Fairtrade ist eines der Kernprinzipien des fairen Handels. Sowohl im Fairtrade-Standard für Kleinbauernorganisationen als auch im Standard für lohnabhängig Beschäftigte  wird die Gleichstellung von Frauen gefördert.
So haben zum Beispiel mehrere Fairtrade-Kooperativen Frauenquoten eingeführt und Initiativen ins Leben gerufen, die Frauen ein unterstützendes Umfeld bieten. Die Fairtrade-Standards definieren die Ansprüche in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung. Die Fairtrade-Prämie wird oft für Zwecke ausgegeben, die die klassischen Aufgaben für Frauen erleichtern, zum Beispiel, den Zugang zu Trinkwasser zu erleichtern, Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung und Transportmittel oder für die Anschaffung arbeitserleichternder Geräte wie Maismühlen. All diese Investitionen ermöglichen es Frauen, eine aktivere Rolle in ihren Organisationen, ihrer Gemeinde und ihren Familien einzunehmen.

Was macht Fairtrade darüber hinaus?   

Studien und interne Analysen haben gezeigt, dass es auch im Fairtrade-System gezielter Maßnahmen und Unterstützung bedarf, um auf breiter Ebene etwas zu verändern.  Aus diesem Grund ist Geschlechter-Gleichstellung eines der Schwerpunktthemen der aktuellen Fairtrade-Strategie. Momentan beträgt der Frauenanteil 26 % aller Beschäftigten im Fairtrade-System. Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren durch Unterstützungsmaßnahmen deutliche Verbesserungen zu erreichen und den Frauenanteil signifikant zu erhöhen. Solche Maßnahmen sind beispielsweise:

  • Frauen erhalten Kredite, um sich selbständig machen zu können und die Produktionsverfahren zu verbessern.
  • Frauen wird Landeigentum oder das Eigentum an Produktionsmitteln übertragen.
  • Frauen erhalten spezielle Führungstrainings.
  • Frauen und Männer nehmen an Gleichberechtigungskursen teil, um ein Bewusstsein für die herrschenden Strukturen zu entwickeln und alternatives Verhalten einzuüben.

Wie kann Veränderung gelingen?

Für Verantwortliche in Politik und Wirtschaft, die sich ernsthaft um Geschlechter-Gerechtigkeit bemühen, ist Fairtrade ein attraktiver Partner. Fairtrade hat nicht nur starke Standards mit zahlreichen Kriterien gegen Diskriminierung sondern ist durch die Verankerung vor Ort und durch demokratisch legitimierte Entscheidungsprozesse in der Lage, nachhaltige Veränderungsprozesse anzustoßen und voranzutreiben. Gezielte Maßnahmen zur Frauenförderung werden durch die Fairtrade-Strukturen bis hin zu kleinen Kooperativen getragen. Nur so kann Veränderung nachhaltig gelingen.

Fairtrade trägt zur Erreichung von UN-Nachhaltigkeitszielen bei

Im September 2015 wurden die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) verabschiedet. Fairtrade kann zur Umsetzung der UN-Ziele beitragen.

Das fünfte Ziel "Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen" ist fest im Fairtrade-Alltag verankert. Seit 25 Jahren arbeitet Fairtrade daran, den Handel zu verändern, indem Produzentinnen und Produzenten gestärkt werden. Der Zugang zu Märkten, stabile Mindestpreise und gerechtere Handelsbeziehungen sind Gegenmittel für Unsicherheiten und Instabilität im Handel. Produzentinnen und Produzenten können vorausplanen, Investitionen wirksam einsetzen und damit einen Weg aus der Armut finden. Mit der gezielten Förderung von Frauen in den Fairtrade-Standards sowie mit Projekten als Best-Practice-Beispiele leistet Fairtrade einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung von Ziel 5 der SDGs.