Lidl führt „Living Wage“-Banane für existenzsichernde Löhne ein

Lidl will mit der Unterstützung von Fairtrade künftig einen Preisaufschlag für Bananen von Plantagen zahlen und einen Beitrag leisten, damit Beschäftigte im Bananensektor langfristig einen existenzsichernden Lohn erhalten.

Eine Arbeiterin klebt Sticker auf die Bananen, die exportiert werden sollen.

Obwohl in vielen Anbauländern staatliche Mindestlöhne gelten, sind diese in der Regel nicht existenzsichernd.

Lidl weitet sein Engagement für existenzsichernde Löhne und Einkommen aus und bringt nach der Schokolade „Way To Go“ nun auch Bananen auf den Markt, die für bessere Einkommen am Anfang der Lieferkette sorgen sollen. Mit der Zahlung eines sogenannten Referenzpreises für existenzsichernde Löhne will das Unternehmen die Lohnsituation für Beschäftigte verbessern. Um einen solchen Preis zu gewährleisten, zahlt Lidl für das gesamte Bananensortiment von Plantagen einen Aufschlag – sowohl für Fairtrade-zertifizierte Bio-Bananen, konventionelle Fairtrade-Bananen als auch für Bananen, die das Rainforest Alliance-Siegel tragen. Die entstehenden Mehrkosten sollen laut Lidl nicht an Verbraucher*innen weitergeben werden.  

Lohnsituation im Bananensektor verbessern

Um herauszufinden, wo in der Lieferkette bereits existenzsichernde Löhne gezahlt werden und wo nicht, wird mithilfe einer digitalen Gehaltsmatrix das aktuelle Lohnniveau auf den Plantagen dokumentiert und mit dem für die Region geltenden existenzsichernden Lohn verglichen. Überall dort, wo ein existenzsichernder Lohn noch nicht erreicht ist, berechnet Fairtrade anteilig den von Lidl erforderlichen Preisaufschlag zur Schließung der Lohnlücke.

Die Zahlung des Aufschlags wird vor Ort durch die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT kontrolliert. Ein Service, der allen Einzelhändlern im Fairtrade-System offen steht, die sich verpflichten, die Lohnsituation in ihren Bananenlieferketten zu verbessern und den Arbeiter*innen einen existenzsichernden Lohn zu zahlen. 

Mit seiner Entscheidung für „Living Wage“-Bananen will Lidl die Lohnsituation im Bananensektor  verbessern. Damit Beschäftigte auf Bananenplantagen tatsächlich einen existenzsichernden Lohn erhalten, müssten jedoch weitere Unternehmen mitziehen. Nur wenn jedes Unternehmen anteilig einen Preisaufschlag zahlt, kann die Erreichung eines existenzsichernden Lohnes sichergestellt werden.

Sektorweite Initiative

Fairtrade arbeitet außerdem mit der Arbeitsgruppe des deutschen Einzelhandels der Initiative für Nachhaltige Agrarlieferketten der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen. Deren Mitglieder haben sich dazu verpflichtet, auf existenzsichernde Löhne und Einkommen in ihren Lieferketten hinzuarbeiten und gemeinsam den Bananensektor hin zur Sicherstellung existenzsichernder Löhne zu transformieren.

Die Gruppe ist davon überzeugt, nur mit einem branchenweiten Ansatz existenzsichernde Löhne tatsächlich sicherstellen zu können, da so die Produzenten vor einer Mehrbelastung geschützt werden. Sie setzt sich für ein abgestimmtes Vorgehen aller Beteiligten ein. Zentrale Handlungsfelder des Projekts sind verantwortungsvolle Beschaffungspraktiken, die Stärkung von Arbeitnehmervertretungen, die Verbesserung der Arbeitsbedinungen vor Ort und der Aufbau von langfristigen Dialogstrukturen aller Beteiligter. In einem ersten Schritt hat die Gruppe Lohndaten auf Bananenfarmen analysiert. In diesem Jahr werden u.a. in Pilotprojekten mit Fairtrade und Rainforest Alliance die notwendigen Preisaufschläge zum Erreichen eines existenzsichernden Lohns berechnet und die Zahlung verifiziert.

Hintergründe:

Obwohl in vielen Anbauländern staatliche Mindestlöhne gelten, sind diese nicht existenzsichernd. Als solcher gilt ein Lohn erst dann, wenn er nicht nur die Kosten für Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Wasser und Wohnen abdeckt, sondern auch Ausgaben für Bildung, medizinische Versorgung, Beförderungsmittel, Kleidung sowie Rücklagen für Notsituationen ermöglicht. Während der Lohn in einigen Anbauländern wie Kolumbien oder Ecuador bereits knapp unter existenzsicherndem Niveau liegt, ist er in anderen Ländern wie der Dominikanischen Republik noch weit davon entfernt.