Jahresbericht von Fairtrade International

Mehrwert für Fairtrade-Produzent*innen steigt 2021 trotz Corona, das zeigt der neue Jahresbericht des Dachverbands Fairtrade International.

Kaffeebäuerin in Bolivien bei der Kaffee-Ernte. Foto: Dennis Salazar Gonzales

Fairtrade International veröffentlicht seinen Jahresbericht. Trotz Corona-Pandemie konnten Fairtrade-Produzent*innen im vergangenen Jahr 2021 ihre Prämieneinnahmen erhöhen. Foto: Dennis Salazar Gonzales

Bäuerinnen, Bauern und Arbeiter*innen verzeichneten 2021 einen Anstieg ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen. Laut dem heute veröffentlichte Jahresbericht des Dachverbands Fairtrade International mit dem Titel „Building Resilience in a Changing World“ erholten sich die Verkäufe von Fairtrade-Produkten im zweiten Jahr der Corona-Pandemie.

Demnach lagen die Fairtrade-Prämieneinnahmen für die sieben wichtigsten Fairtrade-Rohstoffe bei 190 Millionen Euro, ein Anstieg der um vier Prozent gegenüber 2020. Kakao und Blumen verzeichneten den stärksten Aufschwung mit einem Wachstum von 37 Prozent bzw. 21 Prozent. Der Absatz von Fairtrade-zertifizierten Schnittblumen und Jungpflanzen überstieg 2021 erstmals die Marke von 1 Milliarde Stück pro Jahr. 

Mindestpreis und Prämie als finanzieller Mehrwert von Fairtrade 

Zu den finanziellen Vorteilen von Fairtrade gehören die Fairtrade-Mindestpreise, die als Sicherheitsnetz bei fallenden Marktpreisen dienen, und die Fairtrade-Prämie, ein zusätzlicher Betrag zum Verkaufspreis, über dessen Verwendung die Produzentenorganisationen demokratisch entscheiden. Im Jahr 2021 verdienten Kaffee-Organisationen mehr als 82 Millionen Euro an Fairtrade-Prämien. Kakao- und Bananenproduzentenorganisationen erhielten mehr als 49 Millionen Euro bzw. 34 Millionen Euro. Über die letzten zehn Jahren erhielten Bäuerinnen, Bauern und Arbeiter*innen mehr als 1,5 Milliarden Euro an Fairtrade-Prämiengelder, die sie in ihre Unternehmen und Gemeinschaften investieren konnten.
„Wir bei Fairtrade konzentrieren uns voll darauf, ein Level Playing Field, also gleiche Wettbewerbsbedingungen, für fast 2 Millionen Bäuerinnen, Bauern und Landarbeiter*innen in aller Welt zu schaffen, damit auch sie einen gleichberechtigten Zugang zu den globalen Märkten erhalten", erklärte Sandra Uwera, Global CEO von Fairtrade International. „Der diesjährige Jahresbericht ist eine Bestätigung dafür, wie stark die Bäuerinnen, Bauern und Arbeiter*innen sind, die sich Herausforderungen wie der Corona-Pandemie gestellt haben und nun wieder auf die Beine kommen, mit der Unterstützung von Fairtrade.“ 

Der Fairtrade-Jahresbericht erfasst auch die anhaltende Resilienz der Bäuerinnen, Bauern und Arbeiter*innen, nun, da die steigende Inflation, höhere Landwirtschafts- und Transportkosten und die Auswirkungen des Klimawandels ihre Lebensgrundlage beeinträchtigen. Trotz logistischer Herausforderungen und steigender Produktionskosten konnten die Fairtrade-Kaffee-, Bananen- und Zuckerrohr-Organisationen ihre Umsätze im Jahr 2021 stabil halten.  Dem Bericht zufolge waren 2021 auch kommerzielle Erfolge für Fairtrade-zertifizierte Organisationen zu verzeichnen. Mehr als 2.500 Unternehmen verwendeten das Fairtrade-Siegel auf über 37.000 weltweit verkauften Produkten. Fairtrade-Produkte waren für Verbraucher*innen in 143 Ländern weiterhin zugänglich. 

Programme, Partnerschaften und Projekte

Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Bericht auch den Beitrag von Fairtrade zu einem menschenwürdigen und nachhaltigen Lebensunterhalt und hebt die Fortschritte bei den Referenzpreisen und -programmen für existenzsichernde Einkommen sowie die Einführung von klimaresilienten Anbaumethoden durch mehr als 500 Produzentenorganisationen hervor. Auch bei den Fairtrade-Klimazertifikaten wurde im Zweijahreszeitraum 2021-2022 ein Meilenstein erreicht: Mehr als 650 000 Tonnen CO2e wurden durch Fairtrade-Projekte in Burkina Faso, Indien, Lesotho, Uganda, Äthiopien und Peru kompensiert.

Der Bericht hebt zudem die entscheidende Rolle hervor, die Fairtrade-geführte Partnerschaften spielen, um den Mehrwert für Produzentenorganisationen weiter auszubauen: Durch Finanzierungspartnerschaften mit Regierungen und Unternehmen werden die notwendigen Ressourcen bereitgestellt, um auf dringende Bedürfnisse zu reagieren, für Handelsgerechtigkeit einzutreten und Innovationen mit Bäuerinnen, Bauern und Arbeiter*innen zu testen und zu verbreiten. In einem konkreten Fall hat Fairtrade gemeinsam mit Regierungs- und Unternehmenspartnern mehr als 15 Millionen Euro für einen COVID-19-Hilfs- und Resilienz-Fonds aufgebracht. Gelder, die 2020 und 2021 von 667 Produzentenorganisationen genutzt wurden, um mehr als 800.000 Bäuerinnen, Bauern und Beschäftigten zu helfen. 

„Die Dringlichkeit, unsere Arbeit zu beschleunigen, ist enorm und der Umfang ist ehrgeizig. Wie immer erkennen wir die vielen Bauern und Bäuerinnen, Arbeiter und Arbeiterinnen, Unternehmen, Unterstützer und Unterstützerinnen an, die jeden Tag ihren Teil dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen", sagte Melissa Duncan, Vorstandsmitglied von Fairtrade International. „Unser Jahresbericht hilft uns dabei, unseren Aufruf an alle zu erneuern, ihren Teil zu tun und Entscheidungen zu treffen, die Widerstandsfähigkeit aufbauen, Nachhaltigkeit gewährleisten und den Planeten für zukünftige Generationen erhalten.“