Fairtrade und toom Baumarkt starten Pilotprojekt für fair gehandelte Stecklinge

Mit einem neuen gemeinsamen Projekt wollen Fairtrade Deutschland und toom Baumarkt das Angebot an Fairtrade-zertifizierten Pflanzen ausweiten und die positive Wirkung des fairen Handels auf Stecklingsfarmen in Ostafrika und Lateinamerika stärken.

Weihnachtsstern-Steckling von Dummen Orange. Foto: © Fairtrade / Hilina Abebe

  • Pilotprojekt erhöht Prämien im globalen Süden
  • Erste Pflanzen ab November in toom Baumärkten erhältlich

Viele Pflanzen, die unsere Fensterbänke, Balkone oder Gärten zieren, haben eine lange Reise hinter sich, bis sie hier in den Verkaufsregalen stehen: Die Stecklinge, aus denen sie kultiviert werden, stammen oftmals aus Afrika oder Lateinamerika. Zu den Herausforderungen der dortigen Stecklingsfarmen gehören niedrige Löhne, Unkenntnis der Beschäftigten über ihre Arbeitsrechte und Genderungleichheit. Um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Farmen zu verbessern, hat Fairtrade einen Standard für Jungpflanzenmaterial wie beispielsweise Stecklinge entwickelt. Gemeinsam mit toom Baumarkt geht Fairtrade Deutschland nun den nächsten Schritt und initiiert ein Pilotprojekt, durch das noch mehr Pflanzen mit dem Fairtrade-Siegel auf den deutschen Markt kommen sollen.

Höhere Prämienzahlungen

„Je höher die Fairtrade-Absätze der Stecklingsfarmen, desto höher der finanzielle Aufschlag, die Fairtrade-Prämie, die den Beschäftigten zugutekommt. Deshalb wollen wir den Absatz von Fairtrade-zertifizierten Pflanzen steigern, denn mehr verkaufte Fairtrade-Pflanzen bedeuten auch mehr Wirkung in den Anbauländern bei den Arbeiterinnen und Arbeitern auf den Farmen. Sie ziehen die Mutterpflanzen, von denen die Stecklinge entnommen und exportiert werden, für unsere Weihnachtssterne, Geranien oder Margeriten in einem arbeitsaufwendigen Prozess heran“, so Katharina Schwab, Supply Chain Managerin bei Fairtrade Deutschland. „Indem wir die Kosten hier in Europa verringern, können wir Fairtrade-Stecklinge zu einer echten nachhaltigen Alternative machen.“

Zusätzlich zur regulären Fairtrade-Prämie zahlt toom Baumarkt eine Extra-Prämie von 1 Cent pro eingekaufter Fairtrade-Pflanze an die Stecklingsfarmen. „Wir hoffen, mit den zusätzlichen Prämieneinnahmen eine Reihe von Wünschen der Arbeiterinnen und Arbeiter erfüllen zu können. Einer davon ist die Einrichtung einer Kindertagesstätte. Viele Arbeiterinnen sehen sich gezwungen, ihre Arbeit nach der Geburt aufzugeben, weil es niemanden gibt, der sich um ihr Kind kümmern kann", so Roman Girma, Ernte-Koordinatorin bei Red Fox, einer Pflanzenfarm, die an dem Pilotprojekt teilnimmt. „Außerdem möchten wir die medizinische Betreuung ausbauen, sodass künftig auch die Familien der Arbeiterinnen und Arbeiter dort versorgt werden können. Bislang sind nur die Angestellten selbst über die vom Unternehmen betriebene Klinik krankenversichert.“

Neues Konzept, neues Siegel

Um Kosten zu senken, werden beim Pilotprojekt die Prozesse vereinfacht: Die Gärtnereien in Europa, die die Fairtrade-Jungpflanzen für toom fertig kultivieren, müssen sich nicht mehr nach dem Fairtrade-Trader-Standard zertifizieren. Damit kann es in europäischen Gärtnereien zu einer Vermischung von Fairtrade-Pflanzen mit konventionellen Pflanzen kommen. An den Standards auf den Stecklingsfarmen in Ostafrika ändert sich dadurch nichts. Toom darf grundsätzlich nur die Menge an Pflanzen als Fairtrade-Ware verkaufen, die auch nach Fair-Handels- Bedingungen von den Farmen eingekauft wurden. Dies wird von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation FLOCERT überprüft.

Fairtrade führt für die Pflanzen, die über das Pilotprojekt gehandelt werden, ein neues, gesondertes Siegel ein. Die ersten so gekennzeichneten Weihnachtssterne sind ab November 2022 bei toom Baumarkt erhältlich.