Fairtrade-Mindestpreis und -Prämie

Mehr Stabilität durch finanzielle Absicherung

Fairtrade ist weltweit das führende Zertifizierungssystem, bei dem die Produzentinnen und Produzenten von einem Mindestpreis und einer Prämie – einem zusätzlichen Geldbetrag – profitieren. Die Berechnung des Mindestpreises und der Prämie wird auf Grundlage einer genau festgelegten Methode durchgeführt.

Dazu führt die Standards and Pricing Unit von Fairtrade International einen systemweiten partizipativen Konsultationsprozess durch, analysiert die Ergebnisse, und legt die sich daraus ergebenden neuen Vorschläge für Mindestpreise und Prämien dem Standard-Komitee zur Abstimmung vor. Dort sind Vertreter der Produzentennetzwerke, Nationalen Fairtrade-Organisationen und zertifizierten Handelsorganisationen, vertreten und stimmen die Vorschläge ab.

In regelmäßigen Abständen (je nach Produkt zwischen jährlich und alle vier Jahre), werden diese Preisfindung-Prozesse in Rücksprache mit Produzentenorganisationen und Händlern durchgeführt. Bei der Preisfindung werden vor allem die jeweilige Marktsituation eines Landes sowie die jeweilige Produktkategorie berücksichtigt.

Der Fairtrade-Mindestpreis

Der Fairtrade-Mindestpreis ist als Sicherheitsnetz zu verstehen, soll die durchschnittlichen Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion decken und kann auf der Website von Fairtrade International eingesehen werden. Liegt der jeweilige (Welt)Marktpreis darüber, muss der höhere Marktpreis bezahlt werden.

Der Mindestpreis gilt für alle Produktgruppen außer für Blumen und Pflanzen, Zucker, sowie manche Tee- und Gewürzsorten. Für diese Produktgruppen ist es praktisch unmöglich, einen Mindestpreis zu berechnen, der die Produktionskosten für alle Produzentenorganisationen in allen Ländern weltweit abdeckt. Unterschiedliche Sorten und Qualität erschweren ebenfalls die Berechnung eines einheitlichen Mindestpreises. Nicht zuletzt ist ein Mindestpreis in manchen Staaten gesetzlich nicht erlaubt. Der Verzicht auf einen Mindestpreis dient letztendlich dazu, dass möglichst viele Produzentinnen und Produzenten  am Fairtrade-System teilnehmen können.

Die Fairtrade-Prämie

Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten alle Produzentenorganisationen die Fairtrade-Prämie. Die Bauernfamilien bzw. Beschäftigten auf Plantagen entscheiden gemeinsam in einem demokratischen Prozess, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird und welche Ziele erreicht werden sollen. Um volle Transparenz zu gewährleisten, enthalten die Fairtrade-Standards Vorschläge und Tipps für deren konkrete Umsetzung.

Bei Kleinbauernorganisationen stimmen die Mitglieder auf der Generalversammlung demokratisch über die Fairtrade-Prämienprojekte ab. Für maximale Transparenz müssen alle Entscheidungen und Entwicklungen, welche die Fairtrade-Prämie betreffen, für alle Mitglieder der Kooperative verständlich dokumentiert werden.

Fast die Hälfte der Fairtrade-Prämie wird in Kleinbauernorganisationen in die Steigerung der Produktivität und Qualität investiert. So verbessert sich die Chance der Kleinbauernfamilien, am Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

Auf Fairtrade-Plantagen übernimmt diese Informations-, Organisations- und Abstimmungsaufgaben das Fairtrade-Prämienkomitee. Es besteht aus gewählten Arbeitervertretern sowie Managementvertreter mit beratender Funktion. Mindestens einmal jährlich beruft das Komitee eine Vollversammlung ein und berichtet über den Fairtrade-Prämienplan. Dann wird demokratisch über die Investitionsentscheidung abgestimmt. Das Management hat hierbei lediglich beratende Funktion und kann ein gewünschtes Projekt nur dann ablehnen, wenn es nachweislich nachteilig für das Unternehmen ist. Bei der Verwendung der Fairtrade-Prämie muss außerdem sichergestellt sein, dass alle lohnabhängig Beschäftigten auch tatsächlich von den finanzierten Projekten profitieren.

Auf Fairtrade-Plantagen wird die Fairtrade-Prämie vor allem in die direkte Unterstützung der Arbeiterschaft und ihrer Familien verwendet - für Bücher und Uniformen schulpflichtiger Kinder, für Kredite und Darlehen sowie für Wohnraumverbesserungsmaßnahmen oder als Zuzahlung für den monatlichen Lohn.

Geregelt sind Mindestpreis und Prämie in allen Fairtrade-Standards.