Öko-Test: Pestizid-Einsatz bei Rosen

Statement zum Testergebnis

In der Öko-Test-Ausgabe vom 27.04.2017 veröffentlichte das Magazin einen Test zum Pestizid-Einsatz bei Schnittrosen. Es wurden 14 Rosensträuße auf etwaige Rückstände von Pflanzenschutzmitteln überprüft, davon auch fünf mit dem Fairtrade-Siegel. In allen Sträußen hat der Test von Öko-Test Rückstände nachgewiesen.

Neben saisonalem Einkauf von Freilandrosen rät Öko-Test beim Kauf von Rosen auf das Fairtrade-Siegel zu achten.

Der Anbau von Rosen findet auf großen Farmen in Monokulturen statt. Ein Anbau ohne Pflanzenschutzmittel ist in diesem Rahmen und bei den hohen Anforderungen an die Makellosigkeit der Blumen, wie sie von Handel wie auch von Verbraucher*innen gefordert wird, nicht möglich. Die Empfehlung durch Öko-Test zeigt aber, dass wir mit den Fairtrade-Standards, die neben Umweltaspekten den Schwerpunkt auf Arbeiterrechte, Mitbestimmung, Arbeitsschutz und -sicherheit legen, auf dem richtigen Weg sind. Wir arbeiten weiter daran, Verbesserungen sowohl für die Plantagenbeschäftigten als auch die Umwelt zu erreichen.
Die Öko-Test-Redaktion bestätigte gegenüber TransFair auf Rückfrage, dass bei den untersuchten Rosen kein Verstoß gegen die Fairtrade-Liste der verbotenen Substanzen festgestellt wurde.

Interview mit Blumenarbeiterin zum Einsatz von Pestiziden auf einer Fairtrade-Blumenfarm

Große Missstände sind der Grund für Fairtrade, aktiv zu werden

Die Verwerfungen in der Blumen-Branche im Bereich Arbeitssicherheit sowie Umweltverschmutzung durch die Farmen waren Grund für Fairtrade, in diesem Sektor aktiv zu werden. Seit 2005 gibt es Fairtrade-Blumen auf dem deutschen Markt. Die Fairtrade-Kriterien verbessern die Situation für die Beschäftigten in vielerlei Hinsicht. Bezüglich Pflanzenschutzmitteln beispielsweise durch

  • Umgang und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ausschließlich durch speziell geschultes Personal
  • Sichere Lagerung von Pflanzenschutzmitteln
  • Verpflichtende Schutzkleidung bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln
  • Strenge Sperrzeiten in Gewächshäusern
  • Regelmäßige medizinische Untersuchung der Sprayer
  • Regelmäßige Aufklärung und Trainings zur sicheren Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und Sperrzeiten sowie Erste-Hilfe-Kurse
  • Verpflichtung zu integriertem Pflanzenschutz und Reduktion von Pflanzenschutzmitteln

Die Farmen müssen jede Form der Nutzung von Pflanzenschutzmitteln dokumentieren. Lagerung, Dokumentation und Einsatz werden von der Kontrollorganisation Flocert geprüft.
Die FLO-ID auf Fairtrade-Rosen ermöglicht die Rückverfolgbarkeit. Der Fairtrade-Code ist ein freiwilliges Instrument, das immer mehr Anbieter nutzen und auf immer mehr Produkten zu finden ist, auch auf den getesteten Fairtrade-Rosen von Real, Netto und Rewe.

Neue Fairtrade-Liste gefährlicher Substanzen in Zusammenarbeit mit PAN

Im vergangenen Jahr wurde die Fairtrade-Liste der verbotenen Substanzen überarbeitet. Federführend an der Entwicklung der neuen Liste beteiligt war PAN Großbritannien. Die neue Liste verbietet deutlich mehr Substanzen. Statt bisher 124 umfasst diese neue „Hazardous Materials List“ HML (Gefahrstoffliste) 209 verbotene Wirkstoffe, außerdem weitere 39 Stoffe, die nur unter spezifischen Bedingungen angewendet werden dürfen, sowie zusätzlich 107 Wirkstoffe mit Warnhinweisen aufgrund möglicher Gesundheitsgefahren. Sie beruht auf Referenzlisten, darunter WHO Ia & Ib, die der EPA, EU und PAN.  Nach einer Übergangsfrist tritt sie ab dem 1. Januar 2018 verpflichtend in Kraft. Mehr Informationen [PDF]

Fairtrade: Mehr als Verbote

Bei aktuell mehr als 1.000 Wirkstoffen und zehntausenden Produkten lösen Verbotslisten das Problem nicht. Fairtrade geht weit darüber hinaus. Integrierter Pflanzenschutz ist vor allem im Gewächshausanbau von ständig zunehmender Bedeutung. Deshalb ist z. B. auf jeder Fairtrade-zertifizierten Blumenfarm der Einsatz von Methoden des integrierten Pflanzenschutzes durch die Fairtrade-Standards vorgeschrieben und dokumentiert, wie z. B. mechanische Unkrautregulierung, Raubmilbeneinsatz, Farbtafeln, Klebefallen, Pheromonfallen, Lichtfallen etc.

Keine Bio-Rosen – Grenzwerte für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wären begrüßenswert

 „Bio“-Rosen sind dennoch nicht in Sicht. So können Nützlinge, wie sie auch im Artikel beschrieben sind, lediglich bei Schädlingsbefall eingesetzt werden, gegen Pilze oder andere Krankheiten sind sie wirkungslos. Durch den Einsatz möglichst spezifisch wirkender Stoffe werden verschiedene Mittel benötigt. Um Pestizide wird man also auch in Zukunft nicht herumkommen, will man nicht auf Rosen verzichten. Rosen sind nicht zum Verzehr geeignet. Nach unserem Erkenntnisstand liegt für Käufer aber keine Gesundheitsgefährdung vor. Wie von Öko-Test angegeben gehören Rosen in den Restmüll und nicht in die Bio-Tonne. Das gilt auch für andere konventionelle nicht-bio Blumen und Pflanzen!

Es gibt keine Grenzwerte für die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln für Rosen. Fairtrade würde die Einführung eines gesetzlichen Grenzwerts für Pestizide bei Blumen und Pflanzen begrüßen! Solange das nicht der Fall ist, setzen wir uns weiter dafür ein, den Einsatz zu reduzieren und den Beschäftigten über die Fairtrade-Standards bestmöglich zu schützen.