Pilotprojekt für Bio-Baumwolle aus Indien

Tchibo, Dibella, Fairtrade und GIZ unterstützen Baumwollproduzent*innen bei Umstellung auf Bio-Baumwolle.

Baumwollbäuerin bei der Ernte.

Drei Jahre lang dauert die Umstellung auf Bio-Baumwolle im Durchschnitt. Bild: Fairtrade.

Baumwolle ist die beliebteste Naturfaser in der globalen Textilindustrie. Seit einigen Jahren wird vor allem Bio-Baumwolle immer stärker nachgefragt. Obwohl der Anbau höhere Umsätze verspricht und Umwelt sowie Klima schont, ist der Anteil von ökologischer Baumwolle am Gesamtmarkt jedoch verschwindend gering. Für viele Produzent*innen ist die Umstellung schlichtweg zu teuer. Um sie stärker zu unterstützen und den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit in der Branche voranzutreiben, starten die Textilunternehmen Tchibo und Dibella gemeinsam mit Fairtrade Deutschland und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Pilotprojekt in Indien: Über 500 Baumwollproduzent*innen der Fairtrade-Kooperative Chetna in den indischen Bundesstaaten Odisha und Telangana werden beim nachhaltigeren Baumwollanbau unterstützt. Neben Saatgut erhalten sie finanzielle Unterstützung und Schulungen. Pro Jahr sollen so künftig 250 Tonnen Bio-Baumwolle und Baumwolle von Feldern in Umstellung geerntet werden.

Mit Bio-Baumwolle zu höheren Absätzen

Drei Jahre lang werden die Produzent*innen bei der Umstellung begleitet – so lange braucht es im Durchschnitt, um den Boden von Agrarchemikalien zu befreien. Der Fairtrade-Mindestpreis, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt und die Fairtrade-Prämie garantieren den Produzent*innen in dieser Zeit einen festen Preis für ihre Rohbaumwolle. Nach erfolgreicher Umstellung bekommen sie für jede verkaufte Tonne Baumwolle zusätzlich eine Bio-Prämie . Zudem erhalten sie Zugang zu Saatgut: „Der Großteil des Baumwollsaatgutes in Indien – etwa 95 Prozent – sind gentechnisch verändert. Das macht es für Bauern sehr schwer, für den Bio-Baumwollanbau geeignetes Saatgut zu bekommen“, so Ralf Hellmann, Geschäftsführer von Dibella.

Die Bereitstellung von gentechnikfreiem Saatgut sowie gezieltes Training ermöglichen  die Zertifizierung der Bäuerinnen und Bauern und verbessern die Qualität ihrer Aussaat. „Baumwolle wird in Indien noch immer per Hand gepflückt. Trotz der harten Arbeit gehören Baumwollbäuerinnen und -bauern zu den Ärmsten: Oft können sie kaum ihre Familien ernähren. Für Fairtrade- und Bio-Baumwolle bekommen Produzenten mehr Geld und haben die Chance auf ein besseres Auskommen“, so Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland. Einen weiteren Schwerpunkt des Projektes bildet die Förderung von Frauen: Ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit wird im Projekt durch die Zertifizierung von frauengeführten Betrieben und der Gründung neuer Erzeugergemeinschaften gefördert.

Indien wird immer wichtiger für Bio-Baumwolle

Schon heute zählt Indien zu den wichtigsten Anbauländern für nachhaltige Textilfasern: „Wir haben Indien ausgewählt, weil das Land mittlerweile der weltweit größte Bio-Baumwollexporteur ist – über 50 Prozent der nachhaltigen Baumwolle kommen von dort und das Potenzial für weitere Expansion ist vorhanden“, erklärt Nanda Bergstein, Direktorin Unternehmensverantwortung bei Tchibo.

Bei der Umsetzung vor Ort wird die indische Kooperative Chetna, in der die Kleinbauern und -bäuerinnen organisiert sind, vom Organic Cotton Accelerator (OCA) bei der Wirkungsmessung und Projektvalidierung unterstützt.