Kinder brauchen Kindheit!

Corona gefährdet Millionen Mädchen und Jungen

Zwei Jugendliche sitzen auf der Schulbank

Die Coronapandemie erhöht die Gefahr von Kinderarbeit für Millionen Kinder. Freiwilliges Engagement ist gut, aber ein Lieferkettengesetz verpflichtet alle. Bild: Nathalie Bertrams / Fairtrade

  • Weltweit arbeiten 152 Mio. Kinder, davon 73 Mio. unter ausbeuterischen Bedingungen
  • Coronapandemie erhöht die Gefahr für Kinder, ausgebeutet zu werden
  • Armut reduzieren hilft, Kinderarbeit abzubauen

Spielen, lernen, unbeschwert sein – über 152 Millionen Kindern weltweit bleibt es verwehrt, ihre Kindheit auszuleben. Stattdessen ernten sie Kaffee, Baumwolle oder Kakao, klopfen Steine oder werden in gewaltsamen Konflikten instrumentalisiert. Am 12. Juni ist der Welttag gegen Kinderarbeit, der auf diese Missstände aufmerksam macht. Vor allem in der Landwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländer müssen Kinder harte Arbeit leisten.

Die Coronapandemie erhöht die Gefahr von Kinderarbeit für Millionen Kinder

„Schulen sind geschlossen, es fehlt an Erntehelfenden und wenn ein erwachsenes Familienmitglied erkrankt, müssen oft Kinder die Arbeit übernehmen,“ erklärt Dieter Overath, geschäftsführender Vorstandsvor-sitzender von TransFair (Fairtrade Deutschland). „Dazu kommt, dass durch Lock-Downs Kontrollen erschwert werden oder gar nicht stattfinden. Wenn Fälle ausbeuterischer Kinderarbeit gemeldet werden, ist es kaum möglich, staatliche oder fachliche Unterstützung zum Handeln zu erhalten.“ Deshalb findet Aufklärungsarbeit bei Fairtrade-Organisationen derzeit beispielsweise über Radio oder die lokalen Gemeindezentren statt. Fairtrade-Produzentennetzwerke unterstützen wo immer möglich virtuell und in Zusammenarbeit mit lokalen Kinderschutzorganisationen.

Freiwilliges Engagement ist gut, aber ein Lieferkettengesetz verpflichtet alle

Um finanzielle Unterstützung in der Coronapandemie zu leisten, zum Beispiel für akute Notfälle sowie notwendige Investitionen in die Farmen, hat Fairtrade einen Fonds errichtet, er umfasst gut drei Millionen Euro. Langfrisitg müssen aber andere Lösungen her: Armut ist ein entscheidender Faktor, der zu ausbeuterischer Kinderarbeit führt. „Kein Elternteil will Kinder arbeiten schicken. Aber viele sehen keine Alternative, als dass die Kinder zum Einkommen der Familie beitragen“, so Overath. Niedrige Weltmarktpreise für Rohstoffe wie Kaffee oder Kakao erschweren es kleinbäuerlichen Familien, ein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften. „Es gibt viele Partner, die mit ihrer Zusammenarbeit mit Fairtrade die Transparenz in ihren Lieferketten erhöhen, stabile Preise zahlen und langfristige Partnerschaften eingehen. Aber solange es keine Sanktionsmöglichkeit gibt, ist es billiger, auf Standards zu verzichten. Deshalb fordern wir ein Lieferkettengesetz. So können Unternehmen unbahängig von Staatsgrenzen zur Rechenschaft gezogen werden – zum Beispiel, wenn in Lieferketten ausbeuterische Kinderarbeit nachgewiesen wird.“

Fairtrade – aktiv gegen Kinderarbeit

Ausbeuterische Kinderabeit ist gemäß der Fairtrade-Standards verboten. Neben der externen Kontrolle durch die Zertifizierungsorganisation Flocert setzt Fairtrade zudem auf die interne Kontrolle der Kleinbauern und ihrer Gemeinden. Verbote allein helfen aber nicht. Fairtrade legt den Schwerpunkt auf Prävention – Kinderarbeit soll verhindert werden, bevor sie entsteht. Liegt eine Fairtrade-Produzentenorganisation in einem Land, in dem das Risiko für Kinderarbeit sehr hoch ist, muss die Organisation Präventionsmaßnahmen ergreifen, beispielsweise ein internes Kontrollsystem, um Risiken für Kinder frühzeitig zu erkennen und proaktiv tätig zu werden Dabei werden sie von Fairtrade-Produzentenberatern vor Ort unterstützt. Fairtrade arbeitet außerdem mit Kinderrechtsorganisationen wie Unicef oder Save the Children zusammen, die auf Projekte zur Vorbeugung ausbeuterischer Kinderarbeit spezialisiert sind. Wichtig ist bei Fairtrade außerdem immer, dass die Produzentenorganisationen eingebunden sind, damit alle Maßnahmen von der ganzen Gemeinde vor Ort getragen werden und insbesondere junge Menschen in die Themen eingebunden werden, die sie selbst betreffen.