Fair begegnen – Fair gestalten
- Rund 1.000 Gäste aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft
- Ökonom Niko Paech fordert Stopp des Wachstumswahns
- Fridays for Future und Plant-for-the-Planet diskutieren mit
- Neue Hauptstadt des Fairen Handels gekürt: Neumarkt in der Oberpfalz
1.000 Speaker und internationale Gäste aus Zivilgesellschaft, Kommunalverwaltung und Wissenschaft, Startup-Gründerinnen und -Gründer, Schul- und Studierendengruppen treffen sich noch bis morgen, 20. September, im Kölner E-Werk und Palladium zum „Kongress der Ideen und Taten“, dem bislang größten interaktiven Kongresses für den Fairen Handel. Veranstalter sind TransFair und Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). „Die Klimakrise, geopolitische und wirtschaftliche Krisen werden wir nur mit gebündelten Kräften lösen“, so Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair. „Hier auf dem Kongress erlebe ich eine kreative Diskussions- und Ideenkultur, die zeigt, dass es noch nicht zu spät ist für ein Umdenken und dass der faire Handel eine wichtige Lösungsoption ist.“
Das Motto global denken und lokal handeln ist auch für Michael Marwede von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt entscheidend: „Globale Verantwortung und die Umsetzung der Agenda 2030 gelingt – oder scheitert – in Kommunen“, sagte Marwede. „Mit dem, was durch die Fair-Handels-Bewegung insbesondere auch in Kommunen erreicht wurde, ist ein richtiger und solider Weg beschritten. Ich wünsche mir, dass die Teilnehmenden am Kongress, mit einem Füllhorn an Möglichkeiten und Kontakten für ihre Aktivitäten im Fairen Handel zurückfahren und besonders stark motiviert sind, noch mutiger vor Ort zu sein!“
Die Welt von morgen heute verändern – Fairness for Future
Gesellschaftliches Umdenken sei dringend nötig, gab Wirtschaftsökonom Niko Paech auf dem Kongress in seinem Vortrag zum Thema „Nachhaltigkeit, Wachstum und globale Gerechtigkeit“ zu bedenken: „Die Menschen waren nie reicher, freier, gebildeter und gaben sich problembewusster – während sie zugleich nie ökologisch verantwortungsloser lebten.“ Er forderte einen Wandel, weg vom Wachstumsparadigma, hin zu bewusstem, fairem Konsum mit Rücksicht auf die endlichen Ressourcen unseres Planeten.
In einer Vielfalt interaktiver Sessions wie Coachings, Speed Datings und Kreativ-Werkstätten diskutierten die Teilnehmenden mögliche Wege dorthin und entwickelten Aktivitäten für Klimafairness und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Schulgruppen trafen auf Startup-Gründerinnen und -Gründer, engagierte Akteure aus Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft vernetzten sich untereinander für globale Gerechtigkeit auf lokaler Ebene und Kaffeebäuerinnen aus Honduras und Ruanda tauschten sich mit Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft aus. Kurz vor der großen Klima-Protestaktion am Freitag, 20. September, lassen es sich auch Aktive der Fridays for Future-Bewegung sowie Plant-for-the-Planet Gründer Felix Finkbeiner nicht nehmen, beim Kongress ihre Ideen und Taten einzubringen.
Hauptstadt des Fairen Handels und Jubiläum der Fairtrade Towns
Neben Diskussion und Austausch bietet der Kongress auch den Rahmen zum Feiern: Am Mittwochabend fand die Auszeichnungsfeier zur „Hauptstadt des Fairen Handels“ statt. Nach Köln, der 2017 ausgezeichneten fairen Hauptstadt, darf nun Neumarkt in der Oberpfalz den Titel tragen. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt vergeben. Neumarkt setzte sich im Bewerbungsverfahren gegen 99 Konkurrenten durch.
Am Donnerstagabend folgt die Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen der Kampagne Fairtrade-Towns. Fast 650 Kommunen in ganz Deutschland tragen bereits den Titel und demonstrieren so ihr Engagement für den Fairen Handel. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland lebt in einer Fairtrade-Town. Derzeit nehmen viele Städte im Rahmen der Fairen Woche an Aktivitäten teil und beteiligen sich an der Kampagne #MachKaffeeFair, indem sie zu fairen Kaffeetafeln einladen oder Protestbriefe für mehr fairen Handel an Bundeskanzlerin Angela Merkel verfassen und den Hashtag #MachKaffeeFair verbreiten. Unterstützerinnen und Unterstützer können sich an der längsten Kaffeetafel der Welt bis zum 1. Oktober, den internationalen Tag des Kaffees, beteiligen. Die Protestaktion läuft bis 31. Oktober.