Die Banane sieht rot! Supermärkte müssen Preiskampf stoppen
Köln/Berlin 7. Februar: Rote Linie für die gelbe Südfrucht: Auf der Fruchtmesse Fruit Logistica fordert Fairtrade gemeinsam mit Oxfam ein Ende der Abwärtsspirale für Bananenpreise. „Seit Monaten unterbieten sich die Händler regelmäßig in den Kilo-preisen“, so Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair. „Das kommt einem Ausverkauf gleich. Bananenbauern und -importeure zahlen drauf.“ Mit offenen Briefen setzten sich Akteure aus den Anbauländern Costa Rica, Ecuador, Guatemala und Kolumbien zur Wehr. Trotz der steigenden Anforderungen an Qualität, Umwelt- und Arbeiterschutz, so der Vorwurf, „senken europäische Handelsketten ihre Einkaufspreise auf jährlicher Basis.“ Die drohende Kürzung um einen weiteren Dollar pro Kiste, sei „weder länger tragbar noch akzeptabel.“ Auch Frank Braßel, Leiter der Oxfam-Kampagne ‚Fairness Eintüten!‘ betonte: „Unsere Supermärkte machen mit der Billig-Banane ein gutes Geschäft. Durch ihre Marktmacht können sie einen unerbittlichen Preisdruck auf Produzenten und Lieferanten ausüben und nehmen damit die wirtschaftliche Ausbeutung von Menschen und Umwelt in Kauf. Stattdessen sollten sie ihren Einfluss nutzen, um die Menschen zu schützen, die unser Essen herstellen.“ Faire Bananen sind die bessere Alternative! 90.000 Tonnen der Südfrüchte wurden 2018 mit Fairtrade-Siegel verkauft – gut jede Zehnte in Deutschland.
Billig, billiger, Banane?
Bananen kosten trotz Transportwegen von 11.000 Kilometern oft halb so viel wie heimische Äpfel: In Deutschland sind sie aktuell schon ab 79 Cents pro Kilo im Angebot. Fair gehandelt ist hierzulande bislang nur eine von zehn Bananen, 2018 waren es rund 90.000 Tonnen (+4%). Zu 95 Prozent tragen diese auch ein Bio-Siegel. Kein Wunder, ist ‚bio‘ doch im höheren Preissegment zu finden. Mit gutem Beispiel ging zuletzt Lidl voran: Der Discounter stellt seit Ende September nun auch alle konventionellen Bananen schrittweise auf Fairtrade um. „Diesen Schritt begrüßen wir sehr. In Ländern wie den Niederlanden und Großbritannien haben Supermärkte bereits erfolgreich auf 100 Prozent Fairtrade umgestellt“, erklärte Dieter Overath. „Wir hatten auf den Domino-Effekt gehofft, dass andere Handelsketten nachziehen. Es ist schockierend, dass genau das Gegenteil passiert und mit Preissenkung reagiert wird! Lippenbekenntnisse und die Mitgliedschaft an runden Tischen reichen nicht - am Ende zählt, was bei den Bauern ankommt.“
Supermärkte müssen Fairness eintüten!
„Die Marktmacht der Supermärkte ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Die vier größten Supermarktketten teilen sich 85 Prozent des inländischen Marktvolumens“, sagte Frank Braßel von Oxfam. „Die Supermärkte sollten ihre enorme Marktmacht nutzen, um sich für einen Lebensmittelmarkt ohne Ausbeutung einzusetzen. Stattdessen zahlen sie Lieferanten und Erzeugern ruinöse Preise und diktieren ihnen unfaire Konditionen in die Verträge. Das öffnet Menschenrechtsverletzungen Tor und Tür.“ Oxfam fordert mehr Transparenz: „Die Supermarktketten müssen analysieren und öffentlich machen, wo bei der Produktion ihrer Lebensmittel Menschenrechte gefährdet und verletzt werden und dann konkrete Schritte einleiten, damit wirtschaftliche Ausbeutung und Leid nicht länger Zutaten der Lebensmittel sind, die wir im Supermarkt kaufen.“
Mindestpreis ist die rote Linie für eine ethische Einkaufspolitik
Ein Schritt zu mehr Transparenz und Preisstabilität ist der faire Handel: Der Fairtrade-Mindestpreis ist nicht verhandelbar und damit ein wichtiges Sicherheitsnetz gegen Preis-dumping. Der stabile Preis, die zusätzliche Fairtrade-Prämie und die weiteren Kriterien, darunter Boden- und Wasserschutz, sicherer Umgang mit Pestiziden, Einhaltung von Arbeitsschutz und -sicherheit werden kontrolliert. „Während die Produktionskosten steigen und nichts als eine makellose Banane akzeptiert wird, sinken gleichzeitig die Preise, es ist absurd“, sagte Silvia Campos, Global Product Managerin für Bananen bei Fairtrade International. „Wenn ein Bauer schon nicht weiß, wie er die höheren Kosten für Kartons oder Benzin finanzieren soll, wie soll er dann noch investieren und die sozialen und ökologischen Folgeschäden bekämpfen oder auf unerwartete Krisen reagieren, wie beispielsweise Unwetter oder Schädlingsbefall?“ Ein Einkauf unterhalb des Fairtrade-Mindestpreises macht nachhaltigen Anbau nicht möglich. Die niedrigen Preise führen zu Sozial- und Umweltdumping. Die Folgekosten bleiben an der Gesellschaft der jeweiligen Anbauländer hängen. Eine Studie der Organisationen ‚True Price/ True Cost‘ bestätigte, dass diese Folgekosten, die bei der Preissetzung gar nicht erst einkalkuliert werden, bei Fairtrade deutlich niedriger sind. Auf Null sind sie auch im fairen Handel noch nicht. „Wir arbeiten mit den Produzenten zusammen und schulen sie, damit sie ihre Fixkosten senken, ihre Produktivität steigern und ihren Anbau diversifizieren. Aber eine höhere Preissetzung ist ein Schlüsselfaktor, wenn wir einen nachhaltigen Bananenanbau wollen.“
Presse-Tool-Kit
- TrueCost-Studie: „Die externen Kosten der Bananenproduktion: Eine globale Studie“ (PDF, 426 KB)
- Banana-Fairday 2018: VerbraucherInnen wünschen sich mehr faire Bananen
- Pressefotos allgemein
- Pressefoto: Billige Bananen im "Sale" | (c) Kamil Hertwig / No Drama
- Factsheet: Die externen Kosten der Bananenproduktion (PDF, 1,5 MB)
- Oxfarm-Studie: Die Zeit ist reif (PDF, 3,9 MB)
- Wie viel von der Banane bekommen Kleinbauern (PDF, 432 KB)
- Einladung von Fairtrade International zum Diskusionspanel über Bananenpreise (PDF, 2,5 MB)
- Offener Brief der ecadorianischen Bananenindustrie (PDF, 290 KB)
- Positionierung der CLAC in Bezug auf aktuelle Bananenpreise (PDF, 64 KB)
- Monitoring Report Bananas von Fairtrade International (1,52 MB)