Wie sich eine Kaffeekooperative während der Pandemie neu erfindet

Zum Internationalen Tag der Genossenschaften stellen wir eine Kooperative vor, für die die Zukunft schon begonnen hat.

Genossenschaften sind das Herzstück von Fairtrade: Landwirt*innen, die sich demokratisch organisieren und sich Verantwortung sowie Entscheidungsfindung teilen. Gerade in Krisenzeiten macht sie das widerstandsfähiger. Auch bei der Erschließung neuer Märkte, Geschäftsmodelle und Investitionsmöglichkeiten profitieren sie von einem Zusammenschluss.

Die Kaffeekooperative Red Ecolsierra im Norden Kolumbiens ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Organisation ihre kollektiven Ressourcen nutzen kann, um sich an einen von der Corona-Pandemie betroffenen globalen Markt anzupassen. Mit Farmen im höchsten Küstengebirge der Welt, der Sierra Nevada de Santa Marta, baut Red Ecolsierra nicht nur Kaffee an, sondern verarbeitet, röstet und exportiert die eigenen Bohnen in die ganze Welt.

Digital durch die Krise

Während der Pandemie ist es für Produzent*innen noch wichtiger geworden, Geschäftsprozesse digital, statt nur auf Papier abwickeln zu können. Um besser zu kommunizieren und die Fortführung des Geschäfts gewährleisten zu können, setzt die Kooperative verstärkt auf moderne Technologie.

"Seit Beginn der Pandemie sind wir auf Online-Dokumentation umgestiegen. Wichtige Dokumente, die die Kunden früher physisch erhalten mussten, können jetzt digital verschickt werden", erklärt Víctor Cordero, Generaldirektor von Red Ecolsierra. Darüber hinaus trägt die Digitalisierung dazu bei, Transportbeschränkungen zu umgehen, die sich auf die üblichen Verkaufs- und Lieferkanäle auswirken. Red Ecolsierra ermöglicht nun Hauslieferungen per Online-Handel, denn viele Kunden können zurzeit nicht in die Büros der Kooperative kommen, um Kaffee zu kaufen. Außerdem wurde Zeit und Geld in die Neugestaltung der Kooperativen-Website sowie in neue Zahlungsmethoden investiert.

Laut Cordero ist die Pandemie eine Gelegenheit für die Genossenschaften, ihre digitalen Kommunikationskanäle mit den Kunden sowie ihren Mitgliedern zu stärken und den Online-Verkauf zu fördern. Sogar die Kommunikation und die Treffen innerhalb der Genossenschaft werden neuerdings virtuell abgehalten. Tools wie WhatsApp helfen dabei, den Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und Mitgliedern der Genossenschaft aufrechtzuerhalten.

Die Zukunft hat schon begonnen

"Die Situation zwingt uns, über Dinge nachzudenken, die wir in der Vergangenheit nicht genutzt haben oder von denen wir dachten, dass sie noch in der Zukunft liegen", sagt Cordero. "Wir müssen verstehen, dass die Situation, in der wir jetzt leben, mittelfristig nicht gelöst werden kann. Das bedeutet, dass wir unser Geschäftsmodell ändern müssen: Dinge, die wir bisher physisch genutzt haben, müssen jetzt virtuell sein. Wir müssen unsere gewohnten Arbeitsschritte modernisieren und in digitale Lösungen investieren.“

Um den Genossenschaften zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen, mit denen sie in dieser schwierigen Zeit in die Anpassung und Entwicklung ihrer Unternehmen investieren können, hat Fairtrade einen Resilienzfonds eingerichtet.