Tag der Genossenschaften

Zusammen stark sein und andere stärken – zum Tag der Genossenschaften am 3. Juli zeigen wir vorbildliches Engagement für fairen Handel aus Nord und Süd.

Genossenschaftlich stark: Domingo Medina Zacharias von der Kaffeekooperative Chajul in Guatemala

Domingo Medina Zacharias ist Kaffeebauer im Hochland Guatemalas. Seit seinem 30. Lebensjahr ist er Mitglied der Fairtrade-Kooperative Chajul.

Seit den Neunzigern ist der erste Samstag im Juli von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag der Genossenschaften (United Nations International Day of Cooperatives) ausgerufen. Mit dem Internationalen Tag wertschätzen und bekräftigen die UN die Rolle der Genossenschaften bei der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung und bei der Umsetzung von sozialpolitischen Zielen. Dadurch, dass sich Menschen in Kooperativen zusammenschließen, so die UN, verbessern sie ihr Leben effektiv und können gleichzeitig zum wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Fortschritt ihrer Gemeinschaft und Nation beitragen.

Fairtrade arbeitet vorwiegend mit Kleinbäuerinnen und -bauern zusammen, die in Kooperativen zusammengeschlossen sind. Sie machen über 82 Prozent der Produzentenorganisationen aus. (Der kleinere Teil sind Plantagen und deren Beschäftigte).

Der Zusammenschluss in Kooperativen trägt dazu bei, ihre wirtschaftliche Professionalisierung voran zu treiben, sie verbessern den Zugang zu Marktinformationen und ihre Verhandlungsposition. Auch der Zugang zu Krediten ist im genossenschaftlichen Verbund einfacher.

Von Genossenschaften für Genossenschaften

Das zeigt das Beispiel von Oikocredit, ein sozialer Kreditgeber. Die Organisation ist Mitglied von Fairtrade Deutschland und selbst als Genossenschaft organisiert. Mit dem Kapital ihrer Anleger*innen finanziert Oikocredit Partnerorganisationen in Ländern des globalen Südens.

Zum Beispiel die Fairtrade-Kaffee-Kooperative Chajul im Hochland Guatemalas. Eines der Mitglieder ist Domingo Medina Zacharias. Seit seinem 30. Lebensjahr ist er Mitglied der Kooperative Chajul. Ihr verdankt er es, dass er genug verdient, um mit seiner Familie über die Runden zu kommen. „Ich bekomme technische Unterstützung, die mir hilft, besser zu produzieren. Ich kann einen Kredit bekommen, um Setzlinge zu kaufen. Und die Kooperative zahlt einen guten Preis für den Kaffee“, sagt er. Unterstützung ist bitter nötig, denn kleine Anbauflächen, Pflanzenkrankheiten als Folge des Klimawandels und schwankende Kaffeepreise setzen den Produzent*innen im globalen Süden zu. 1.500 Kaffeebäuer*innen und andere Produzent*innen sind bei Chajul genossenschaftlich organisiert. Bei allen Arbeitsschritten von der Produktion bis zum Export wird darauf geachtet, dass es umweltschonend, wirtschaftlich und sozial gerecht zugeht. 

Mehr Infos zum Projekt von Chajul auf der Website von Oikocredit.

Kaffee statt Drogen, Kooperative statt Konflikt

Eine weitere Mitgliedsorganisation von Fairtrade Deutschland ist der DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e. V. Deren Abteilung Internationale Beziehungen (AIB) fördert als Teil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit genossenschaftliche Strukturen weltweit. Unter anderem in Myanmar.

In den abgelegenen Bergregionen des südlichen Shan-Staats in Myanmar wird seit langem Schlafmohn angebaut. Vor allem die Grenzregion zwischen Thailand, Myanmar und Laos, das sogenannte „Goldene Dreieck“, gilt nach Afghanistan als die größte Opium-Produktionsstätte der Welt.

Zusammen mit anderen setzt sich der DGRV dort ein, durch den Kaffee-Anbau eine wirtschaftliche Alternative zum Opium zu schaffen. Ein Beispiel ist die Kooperative Green Gold Cooperative, die 2017 gegründet wurde. Maschinen werden gemeinsam genutzt und Fachwissen wird unter den Mitgliedern geteilt. Dass sie ihre Kräfte bündeln, führt bei den Bäuerinnen und Bauern zu Kostenersparnissen. Den beteiligten Familien wird eine Chance geboten, am Wirtschaftskreislauf teilzunehmen und sich über legale Wege ein gutes Einkommen zu sichern. Seit 2019 ist Green Gold Fairtrade-zertifiziert und der DGRV unterstützt die junge Kooperative mit Trainings- und Beratung zu Organisation, Formalia und Führung.

Neben dem höheren Einkommen durch den fairen Handel trägt die Zusammenarbeit in der Genossenschaft auch zu einem friedlicheren Zusammenleben in der von ethnischen Konflikten gezeichneten Region bei. Die Mitglieder kommen aus zwei unterschiedlichen Volksgruppen, den Pao und den Shan, deren Verhältnis historisch begründet belastet ist.
Deshalb ist Frau Nang Htwe froh über ihre Mitgliedschaft in der Genossenschaft, die ihr nicht nur ein besseres Einkommen durch die Fairtrade-Zertifizierung ermöglicht, sondern auch ein freundlicheres Zusammensein zwischen den Volksgruppen: „Ich sehe, wie unsere Kinder zusammenspielen und fühle mich sicherer und meinen Nachbarn näher trotz unterschiedlicher Dialekte, nachdem ich Mitglied bei der Green Gold Cooperative geworden bin. Ich bin froh, dass wir auf die Genossenschaft zählen können, uns beim Kaffeeanbau zu helfen.“

Mehr zur Green Gold Cooperative auf der Website des DGRV.