Pilzkrankheit TR4 bedroht die Zukunft der Bananenproduktion

In den letzten Wochen sorgte der erste Nachweis von Fusarium Tropical Race 4 (TR 4), dem Erreger der sogenannten Panamakrankheit, in Kolumbien weltweit für Schlagzeilen. Der Pilz hat die Hauptanbaugebiete für Exportbananen in Lateinamerika erreicht und bedroht damit den Bananenanbau und viele Arbeitsplätze. Fairtrade rechnete seit längerem mit dem Auftauchen des Erregers und bereitet bereits seit Jahren Präventionsmaßnahmen vor.

Bananen im Waserbad auf einer Plantage in Kolumbien. Foto: © Eduardo Martino / Documentography

Das lateinamerikanische Fairtrade-Produzentennetzwerk CLAC hat bereits lange vor dem Auftauchen in Kolumbien erste Präventionsmaßnahmen gestartet. Foto: © Eduardo Martino / Documentography

Die aktuelle Situation ruft bei Produzent*innen und Akteur*innen der Bananenindustrie große Besorgnis hervor, denn TR4 bedroht die Existenzgrundlage von Millionen von Produzent*innen und Arbeitnehmer*innen. Die Herausforderungen sind groß und erfordern eine schnelle Reaktion und die Unterstützung aller Beteiligten: Produzenten, Regierungen, Forschungseinrichtungen, Händlern, Einzelhändlern und internationalen Organisationen. Die weitere Ausbreitung der Krankheit auf andere Erzeugerländer muss verhindert werden, ansonsten wird es die Bananenproduktion in ihrer jetzigen Form bald nicht mehr geben. Auch das lateinamerikanische Produzentennetzwerk von Fairtrade (CLAC) und Fairtrade International haben in den letzten Jahren bereits akribisch daran gearbeitet und sind entschlossen, ihre Bemühungen um Prävention, Schutz und Risikominderung zu verstärken.

Was ist die Panamakrankheit?

Die Panamakrankheit ist eine durch den Pilz Fusarium oxysporum f. sp. cubense verursachte Krankheit, die die Wurzeln von Bananenstauden der Sorte Cavendish befällt, die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen blockiert und letztendlich zum Absterben der Pflanze führt. Übertragen wird der Krankheitserreger über kontaminierte Bodenpartikel, Werkzeuge, Schuhe, Kleidung, Fahrzeuge, Tiere, Wasser oder Pflanzenmaterial. Einmal im Boden, können die Sporen jahrzehntelang überdauern und es gibt kaum Möglichkeiten diese zu bekämpfen oder deren Ausbreitung zu kontrollieren. Der Erreger tauchte bereits vor etwa 25 Jahren in Taiwan auf und hat sich seither über Südostasien, die arabische Halbinsel, bis nach Afrika ausgebreitet. Nun hat der Pilz mit Kolumbien auch die Hauptanbaugebiete in Mittel- und Südamerika erreicht.

Geschichte wiederholt sich

Cavendish-Bananen werden vegetativ vermehrt. Das heißt, neue Pflanzen entstehen aus jungen Trieben der Elternpflanze. Die Cavendish- Bananen, die weltweit angebaut werden, sind damit genetisch identisch,. Die fehlende genetische Vielfalt macht sie besonders anfällig für Krankheiten wie die Panamakrankheit. Denn nun droht der Cavendish ein ähnliches Schicksal wie ihrer Vorgängerin, der Gros Michel Banane. Auch diese Bananensorte  wurde hauptsächlich für den Export angebaut und in den 1950/60er Jahren durch eine ähnliche Pilzerkrankung nahezu vollständig vernichtet. Seitdem erfüllt die weniger anfällige Cavendish-Banane die Rolle der Gros Michael. .

Neuste Entwicklungen, Risiken und mögliche Lösungen

Aktuell gibt es keine Bananensorte, die gegen TR4 immun ist und die Cavendish auf kommerzieller Ebene ersetzen kann. Zurzeit wurde der Ausbruch lediglich auf zwei Plantagen in La Guajira (Kolumbien) bestätigt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass in den kommenden Wochen oder Monaten keine anderen Fälle auftreten werden. Die gesamte Region sowie das benachbarte Magdalena werden streng überwacht, um neue Fälle frühzeitig zu erkennen und entsprechende darauf reagieren zu können. Sollte sich der Erreger weiter ausbreiten, könnte dies zum Ende der Cavendish-Bananenproduktion führen und unvorhersehbare Verluste für Produzent*innen, Arbeitnehmer*innen, Unternehmen und die lokale Wirtschaft verursachen, die im hohen Maße abhängig von der Bananenproduktion ist.

Neben Präventivmaßnahmen der Produzent*innen wie beispielsweise dem Umzäunen von Plantagen oder der Desinfektion von Arbeitskleidung oder Werkzeugen, haben auch viele Länder zusätzliche Maßnahmen getroffen, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. Dazu zählen erhöhte Sicherheitsvorschriften und Kontrollen an z.B. Häfen oder Grenzübergängen. Außerdem werden Produzent*innen darin geschult, die Krankheit früher zu erkennen und damit einer Ausbreitung vorzubeugen.

Fairtrade betreibt Vorsorge

Das lateinamerikanische Fairtrade-Produzentennetzwerk CLAC hat die Bedrohung durch TR4 bereits lange vor dem Auftauchen in Kolumbien sehr ernst genommen und vor drei Jahren erste Maßnahmen gestartet: Um die Produzenten für die Gefahren zu sensibilisieren hat Fairtrade unter anderem Arbeiterinnen und Arbeiter geschult und das Thema in Workshops und bei Produzenten-Besuchen angesprochen. Zudem hat Fairtrade Programme zur Förderung der Bodengesundheit initiiert: Eines davon ist das Productivity Improvement Program (PIP), das gemeinsam mit Bananenorganisationen in Lateinamerika und der Karibik umgesetzt wurde. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass Mikroorganismen die Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit verbessern und zu einer erheblichen Produktivitätssteigerung der Bananenfarmen führen können. Mikroorganismen erwiesen sich als effiziente Methode gegen unterschiedliche Krankheitserreger im Boden.

Die Präventionsmaßnahmen führen allerdings auch zu zusätzlichen Kosten für Produzent*innen, die unter konventionellen Bedingungen häufig bereits jetzt schon weit entfernt sind von einem existenzsichernden Einkommen. Gelingt es nicht die Verbreitung der Panamakrankheit aufzuhalten, bedeutet dies vielleicht das Ende der Banane wie wir sie kennen. Und die Lleittragenden sind in erster Linie die Bananenproduzent*innen in Lateinamerika.