NAPP setzt Zeichen für Frauenrechte in Pakistan

Der Bezirk Punjab startet einen neuen Versuch, Gewalt gegen Frauen und Mädchen in den Griff zu bekommen. Mit dabei ist das asiatische Fairtrade-Netzwerk NAPP.

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Pakistan ist ein Land mit enormen Potenzial und einer rasanten Entwicklungskurve, aber auch großen sozialen Problemen. Seit 1998 ist die Bevölkerung um 57 Prozent gewachsen, Pakistan ist heute das fünftbevölkerungsreichste Land der Welt mit mehr als 212 Millionen Einwohner*innen, von denen mehr als 103 Millionen (49,2 %) Frauen und Mädchen sind. Die Beschleunigung vor Allem in der Textilbranche hat das Land in eine wirtschaftliche Wachstumssituation gebracht, die von Regierungsseite kaum kontrolliert werden kann. Auf der anderen Seite ist die Gesellschaft durchzogen von patriarchalen Strukturen, die allzu oft in Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen enden.

Die bevölkerungsreichste Provinz, der Punjab, berichtet über die höchste Inzidenz von Gewalt gegen Frauen, darunter so genannte Säure-Attacken, Rachevergewaltigungen und Tauschehen. Trotz der auf Bundes- und Provinzebene erlassenen Gesetze zum Schutz von Frauen sind Übergriffe weiterhin an der Tagesordnung. Aus den Daten der Ermittlungsabteilung der Polizei im Punjab im Jahr 2017 geht hervor, dass in der Provinz täglich sechs Frauen ermordet, acht sexuell missbraucht, elf misshandelt oder angegriffen und zweiunddreißig entführt werden. Dennoch bleiben die Verurteilungsraten niedrig. Im Jahr 2017 etwa führten nur vier Prozent der über 7.500 gemeldeten Fälle zu einer Verurteilung.

Nur wenige haben den Mut sich zu engagieren

Im Punjab und in Pakistan insgesamt arbeiten nur sehr wenige Gleichgesinnte an der Einrichtung eines wirksamen Reaktionsmechanismus, um der systemischen Benachteiligung, Belästigung und Demütigung von Frauen und Mädchen auf Provinz- und Länderebene entgegenzuwirken. Um diese Bemühungen zu unterstützen, stellt das UN-Frauenpaket für Frauen und Mädchen, die Gewalt ausgesetzt sind, einen theoretischen Rahmen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen dar.
Neben der Provinzkommission für die Stellung der Frau gibt es eine weitere ehrenamtliche Plattform namens Women's Action Forum (WAF) - eine aktive Frauenrechtsorganisation in Pakistan, die 1981 gegründet wurde, um auf die Umsetzung der Gesetze zum Schutz von Frauen einzufordern. Sie wurde von Frauen aus zivilgesellschaftlichen Organisationen in Karatschi gegründet und später durch Sektionen aus Lahore (Punjab) und Islamabad (Hauptstadt Pakistans) ergänzt, die sich alle auf eine kollektive Führung einigten, politische Erklärungen formulierten und sich engagierten, um die rechtliche Stellung der Frauen zu sichern.

Eine Tagung soll den Wandel vorantreiben

Im Einklang mit den oben genannten Bemühungen wurde von Ch. Muhamad Sarwer, Gouverneur des Punjab, vor einigen Wochen eine Tagung organisiert, um die aktuelle Situation der Gesetzgebung zu erörtern und die selbstlosen Bemühungen von sozialen Aktivist*innen und Feminist*innen in der ganzen Provinz zu würdigen, die sich unermüdlich für eine gerechtere pakistanische Gesellschaft einsetzten.
Eingeladen wurden unterschiedliche Akteur*innen, die ihre Forderung kundtaten, Gerechtigkeit für Frauen, die sexueller Belästigung und Gewalt ausgesetzt sind, als oberste staatliche Priorität zu verankern. Ebenso wurde die Forderung laut, den Verhaltenskodex gemäß dem Gesetz zum Schutz vor Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz an allen öffentlichen und privaten Arbeitsplätzen verbindlich vorzuschreiben.

Der Beitrag von Fairtrade

Das asiatische Fairtrade-Netzwerk (NAPP) war auf der Tagung vertreten durch Sarah Anum, Beraterin im Dienst von Fairtrade International, die über die verschiedenen Initiativen der NAPP im Bereich Gender und Landwirtschaft berichtete. Mit dem Schwerpunkt auf der Women's School of Leadership brachte sie ihre eigenen Ideen ein und unterstützte die WAF im pro-legislativen Prozess.

„Es war eine Ehre für mich, zu dieser ausgewählten Gruppe zu gehören, durch die ich die Gelegenheit erhielt, die Women's School of Leadership vorzustellen, die in Pakistan von NAPP umgesetzt wird. Ich betrachte die Tagung als eine großartige Plattform, um Verbindungen mit der lokalen Regierung aufzubauen, verschiedene Maßnahmen und die praktische Umsetzung von Arbeitsgesetzen vorzuschlagen, die den weiblichen Arbeitskräften auf lange Sicht zugutekommen können. Da der ehrenwerte Gouverneur ein ehemaliger britischer Politiker ist, bevor er zum Gouverneur in Pakistan ernannt wurde, war es eine immense Freude zu wissen, dass er mit dem Fairen Handel vertraut ist. Es war eine gute Zusammenarbeit und insgesamt ein produktives Treffen“, so Anum.