Mehrwert schaffen durch Selbstvermarktung

Die Fairtrade-Kakaokooperative CONACADO aus der Dominikanischen Republik nimmt eine Verarbeitungsanlage für Kakao-Halbfabrikate in Angriff.

Die Covid-19-Pandemie hat viele Dinge verändert. Mobilität, die Gestaltung des öffentlichen Lebens oder die Art und Weise, wie wir über unsere Bedürfnisse nachdenken, gehören dazu. Eine Sache hat sich jedoch während der gesamten Ausbreitungsphase nicht geändert: Menschen essen gern Schokolade. Der Konsum von Kakaoprodukten wurde durch die Covid-19-Pandemie kaum gebremst. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt haben ihre Vorratsschränke mit Schokolade gefüllt, um sich die Phase der Kontaktverbote etwas zu versüßen.

Rohstoffanbau und Produktion sind nicht dasselbe

Ungefähr zwei Drittel des weltweiten Kakaos stammen aus Westafrika, zumeist aus Ghana und der Elfenbeinküste. Der Rest wird hauptsächlich in Lateinamerika und der Karibik angebaut. Allerdings sind diese Länder bisher fast ausschließlich für den Rohstoffanbau, nicht aber für die Herstellung der Schokolade zuständig. Keine der großen Anbaunationen verfügt über eigene wettbewerbsfähige Produktionsstätten. Stattdessen sind Deutschland, die Schweiz, Belgien und die Vereinigten Staaten weltweit die Hauptproduzenten von Schokolade und anderen Kakaoprodukten. Doch gerade in der Produktion und der Vermarktung von verarbeiteten Produkten werden hohe Gewinne erzielt; Gewinne, die selten die Produzent*innen erreichen, die den Kakao anbauen und ernten.

Der Übergang vom Verkauf der Rohstoffe zum Vermarkten von Produkten mit Mehrwert ist das Ziel vieler kleiner Kakaoproduzent*innen auf der ganzen Welt. Dazu braucht es jedoch erhebliche Investitionen in Ausrüstung, Produktionsmaschinen und Personal. Mit anderen Worten: Es braucht Geld. Geld, das allzu oft nicht vorhanden ist. Einige Organisationen stellen sich aber trotzdem der Herausforderung. Eine davon ist CONACADO, eine 1997 vom Fairtrade zertifizierte Kooperative aus der Dominikanischen Republik mit mehr als 10.500 Mitgliedern.

Die Reise ist lang: Auf dem Weg zu selbstständiger Vermarktung

Bereits Mitte der 2000er-Jahre bot die Kooperative bedeutende Mengen an teilverarbeitetem Kakao an. Da sie jedoch nicht über eine eigene Verarbeitungsanlage verfügte, arbeitete sie mit lokalen privaten Betrieben zusammen. Erst im Jahr 2008 hatte CONACADO die Möglichkeit, eine eigene Verarbeitungsanlage in der Gemeinde San Francisco de Macorís zu erwerben, eine alte Anlage mit einer jährlichen Kakaoverarbeitungskapazität von 9.000 Tonnen. Die getätigten Investitionen beliefen sich auf rund 3 Millionen US-Dollar; ein Betrag, der durch die Beiträge von Handelspartnern und zu einem großen Teil aus Mitteln der Fairtrade-Prämie aufgebracht wurde.

Im Jahr 2014 beschloss CONACADO aufgrund der Nachfrage und angesichts des Alters der Maschinen die Produktion zu modernisieren. Die Kooperative investierte mehr als 20 Millionen US-Dollar mithilfe der Gewinne der eigenen Vermarktung, der Fairtrade-Prämie sowie der Finanzierung durch lokale Banken und des internationalen sozialen Investors Oikocredit.

„Sobald die neue Anlage in Betrieb geht, wird sie eine Kapazität von etwa 25.000 Tonnen Kakao pro Jahr haben. Wir gehen davon aus, dass der Betrieb noch in diesem Sommer aufgenommen wird und die ersten Produkte aus der Anlage, wie Likör, Butter und Pulver, im Herbst diesen Jahres auf den Markt kommen, was den CONACADO-Mitgliedern neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet", sagt Franklin Gómez, der für die Modernisierung mitverantwortlich war. „Das Fairtrade-System war eine Art 'Samenkorn' für CONACADO, aus dem viel gewachsen ist: Die richtige Ausrichtung und Verwendung der Fairtrade-Prämie hat es uns im Laufe der Zeit ermöglicht, die beste Infrastruktur und das beste Ernte-Management in der Region aufzubauen.“

Vermarktung ist nur der erste Schritt

Neben der Vermarktung der Halbfabrikate aus der neuen Anlage auf internationalen Märkten will CONACADO auch die Nachfrage im eigenen Land bedienen und nationale Unternehmer motivieren, den Einstieg in die selbständige Produktion zu wagen. Um dies zu erreichen, will die Kooperative mit dominikanischen Unternehmen zusammenarbeiten, die Kakao als Rohstoff in ihren Produktionsprozessen verwenden. Dazu gehören zum Beispiel Eiscafés, Kosmetikfirmen oder kleinere Hersteller*innen von Schokolade.

„Wir verstehen, dass die Verarbeitungsanlage einen großen Beitrag zu unseren Entwicklungszielen leistet. Das betrifft nicht nur uns als Kooperative, sondern auch als Land. Wir hoffen, den Erfolg mit allen sozial verantwortlichen Verbraucher*innen, die dieses Projekt indirekt sehr unterstützt haben, mit dem gesamten globalen Fairtrade-System und mit allen engagierten Akteur*innen teilen zu können", erklärt Isidoro de la Rosa, Generaldirektor von CONACADO.

Deshalb enden die Pläne von CONACADO auch nicht bei der Vermarktung von Halbfabrikaten. Die Kooperative hat bereits damit begonnen, die Bedingungen für die Herstellung von vollständig verarbeiteten Schokoladenprodukten zu evaluieren.