Klimakrise und Corona verschärfen Hunger in Mittelamerika
Immer mehr Menschen in Mittelamerika müssen hungern. Nach Schätzungen des Welternährungsprogramms hat sich die Ernährungsnot in El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua in den vergangenen zwei Jahren fast vervierfacht. Knapp zwei Millionen Menschen befinden sich laut Einschätzung der Expert*innen in einer bedrohlichen Situation. Die Auswirkungen des Klimawandels und die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise führten allein in diesem Jahr dazu, dass knapp acht Millionen Menschen in der Region chronisch mangelernährt sind.
Das Programm der Vereinten Nationen rief die internationale Staatengemeinschaft zu schneller Hilfe auf: "Städtische und ländliche Gemeinden in Zentralamerika sind am Tiefpunkt angelangt“, erklärte der Regionaldirektor des Welternährungsprogrammes, Miguel Barreto. Um die Menschen zu unterstützen, forderte er 47 Millionen US-Dollar Soforthilfe.
Neben der Corona-Krise, die vielerorts zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt hat, verstärken Wetterextreme die Situation: Mit „Eta“ und „Iota“ fegten Ende 2020 gleich zwei Wirbelstürme binnen kurzer Zeit über Mittelamerika hinweg und hinterließen ein Bild der Verwüstung. Die Hurrikane trafen fast sieben Millionen Menschen – viele verloren nicht nur Hab und Gut, sondern ihre gesamte Lebensgrundlage. In Honduras und Nicaragua zerstörten die Stürme etwa 10.000 Hektar Kaffeeanbaufläche.
Perspektivlosigkeit treibt viele in die Flucht
Um Hunger und Perspektivlosigkeit zu entkommen, bleibt vielen nur die Flucht. Bereits Anfang des Jahres hatten sich Tausende Menschen in Honduras einem Flüchtlingstreck in Richtung USA angeschlossen. An der Grenze zu Guatemala wurde der Zug gewaltsam gestoppt. Ohne konkrete Hilfsangebote wird dies für viele Menschen vermutlich nicht der letzte Versuch gewesen sein.
Fairtrade hilft vor Ort
Fairtrade hilft Bäuerinnen und Bauern in der Region mit einem vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) Co-finanzierten Corona-Fonds. Rund 300 Kooperativen in ganz Lateinamerika konnten bisher unterstützt werden. Viele investierten das Geld in Corona-Schutzmaßnahmen. Die Fairtrade-Prämie, die ansonsten für Gemeinschaftsprojekte genutzt wird, kann derzeit für die Aufstockung der Einkommen von Erzeuger*innen und Arbeiter*innen eingesetzt werden. „Mithilfe der Prämiengelder konnten viele Kooperativen ihre Angestellten auch in der Pandemie weiter bezahlen und halten“, erzählt Sonia Vasquez von der honduranischen Kaffeeorganisation Comsa. Insgesamt 16 Kaffeekooperativen mit Hunderten Erzeuger*innen erhalten in Honduras derzeit Unterstützung aus dem Corona-Fonds.