Fairtrade: Neues Programm zur Vorbeugung von Kinderarbeit im Kakaoanbau
Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 arbeiten mehr als 1,5 Millionen Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren auf Kakaoplantagen in Côte d'Ivoire und Ghana, diese Zahl ist im Vergleich zu den zehn Jahren zuvor gestiegen. Es ist daher dringend erforderlich, Fälle von Kinderarbeit nicht nur zu überwachen und aufzudecken, sondern auch zu verhindern und Alternativen zur Kinderarbeit in Hochrisikogebieten anzubieten.
Die Fairtrade-Standards verbieten ausbeuterische Kinderarbeit, und die Einhaltung wird regelmäßig vor Ort durch den Zertifizierer FLOCERT kontrolliert. Dennoch kann kein Zertifizierungssystem eine 100-prozentige Garantie dafür bieten, dass ein Produkt frei von Kinderarbeit ist. Fairtrade verfolgt einen auf Rechten basierenden gemeinschaftszentrierten Ansatz, da dieser die Wahrscheinlichkeit, dass die Gemeinschaften das Problem selbst in die Hand nehmen, deutlich erhöht.
Neben der Festlegung strenger Standards und der Verstärkung von Audits werden Maßnahmen an mehreren Fronten ergriffen, etwa die Schulung von Erzeugerorganisationen und die Entwicklung gezielter Programme mit anderen Partnern. Durch Fairtrade-Mindestpreise und -Prämien, die das Einkommen der Bauern verbessern, wird die Armut als eine der Hauptursachen bekämpft.
Ab diesem Jahr wird Fairtrade noch mehr tun: Ein neues Programm wird sich speziell auf die Aspekte der Verhinderung und Beseitigung von Kinderarbeit und Zwangsarbeit konzentrieren. Diese sind wesentliche, jedoch oft unterfinanzierte Elemente der Stärkung der Rechte von Kindern und der Beendigung schädlicher Praktiken.
Unterstützung von Kooperativen
Fairtrade-zertifizierte Kooperativen sind in hohem Maße für Kinderrechte und die Risiken von Kinder- und Zwangsarbeit sensibilisiert, und die Überwachung wird konsequent hervorgehoben. Das bedeutet, dass viele Kooperativen zwar über ein Überwachungs- und Abhilfesystem verfügen, ihnen aber möglicherweise die Mittel fehlen, um Präventions- und Abhilfemaßnahmen in Angriff zu nehmen.
Im Rahmen des neuen Programms werden Mittel an Kakao-Kooperativen ausgezahlt, die erfolgreiche Vorschläge für Präventions- oder Sanierungsprojekte einreichen, je nach ihren Bedürfnissen und Plänen.
Allianz mit International Cocoa Initiative
Das Programm bietet außerdem allen Fairtrade-zertifizierten Kakaoexporteuren, -importeuren, -herstellern, -marken und -händlern die Möglichkeit, die Bemühungen der Kooperativen in diesen Bereichen finanziell zu unterstützen, wie es der Fairtrade-Kakao-Standard ab Juli 2023 vorsieht. Es wird mit 450.000 Euro von Fairtrade Deutschland, Fairtrade Österreich, Fairtrade Max Havelaar Schweiz und anderen Fairtrade-Akteuren gestartet und soll durch zusätzliche Beiträge von Unternehmen erweitert werden.
Das neue Programm wurde in Zusammenarbeit mit der International Cocoa Initiative (ICI) entwickelt. Auf der Grundlage gemeinsamer Erkenntnisse stehen dabei Präventionsmaßnahmen im Fokus wie die Verbesserung des Zugangs zu hochwertiger Bildung für Kinder sowie einkommensschaffende Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut in den Haushalten. Innovative Projektideen, die auf den Erfahrungen und Prioritäten der Kooperativen basieren, sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Programmfinanzierung.
Zehn Projekte im ersten Jahr
Fairtrade weiß, dass diese Initiative nicht den gesamten Bedarf an Investitionen in Präventions- und Sanierungsmaßnahmen decken kann. Es wird jedoch den Kooperativen helfen, Projekte zu finanzieren, die sie im Hinblick auf die Abschaffung von Kinder- und Zwangsarbeit für besonders dringend halten.
Das Programm wird am 12. Juni, dem Welttag gegen Kinderarbeit, offiziell gestartet, und Fairtrade geht davon aus, dass im ersten Jahr etwa zehn Projekte finanziert werden.
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