Kenia: Fairtrade-Blumenfarm schneidert Masken für die Bevölkerung

In Kenia sind Schutzmasken weiter knapp. Die Blumenfarm Oserian kämpft dagegen an.

Die Gemeindehalle in Naivasha dient als provisorische Schneiderei.

Die COVID-19-Pandemie hat das Weltgeschehen weiterhin fest im Griff. Rund um den Globus setzen Regierungen strenge Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung um, die wirtschaftlichen Folgen des Virus sind hierzulande aktuell das vorherrschende Thema im öffentlichen Diskurs. Andere Regionen kämpfen jedoch nach wie vor mit ganz grundsätzlichen Versorgungsproblemen. Häufig fehlen Schutzkleidung und Gesichtsmasken, um überhaupt eine Form von Kontrolle über die Verbreitung zu ermöglichen. In Kenia hat jetzt eine Fairtrade-Kooperative die Initiative ergriffen.

Die Oserian Development Company produziert Fairtrade-zertifizierte Blumen im kenianischen Naivasha, gut 100 km nordwestlich von Nairobi. Nach der Überarbeitung der Fairtrade-Standards im März, die eine flexiblere Verwendung der Fairtrade-Prämienmittel ermöglicht,  beschloss Oserian in die Herstellung von Masken für Beschäftigte, Angehörige und die lokale Bevölkerung zu investieren. Kurzerhand wurden Textilkurse organisiert die Gemeindehalle von Naivasha zur Schneiderei für die dringend benötigten Gesichtsmasken umfunktioniert. 36 Menschen schneidern dort jetzt gemeinsam, 22 von ihnen sind Beschäftigte der Kooperative.

Schneiderei ermöglicht ein Noteinkommen in der Krise

„Ich habe am Kenya Institute of Development Studies eine Ausbildung als Schneiderin gemacht. Ich bin Oserian sehr dankbar für die Maßnahmen, die sie zur Bekämpfung der Pandemie ergreifen. Die Anfertigung der Masken ist eine Aufgabe, die uns dabei helfen wird, unsere Familien und Unternehmen zu schützen", sagt Joyce Irungu, eine der Schneiderinnen aus Naivasha.

Nicht zuletzt ermöglicht die provisorische Schneiderei den Beschäftigten der Kooperative, den Einbruch des internationalen Blumenmarktes ein Stück weit zu kompensieren. „Hier zu arbeiten hilft uns, in dieser Zeit ein kleines Einkommen zu verdienen. Wir freuen uns darüber, zumindest bei der Herstellung der Masken zu helfen und hoffentlich das Unternehmen retten zu können“, sagt Ezekiel Onyango von Oserian.

Leiter des Projekts ist David Kamau, der die Einsparungen durch selbstständige Produktion betont. „Im Durchschnitt ist der Kauf von Masken auf dem Markt teurer als ihre Herstellung vor Ort, die nur 0,27 Euro pro Maske kostet, was sich in 1.733 Euro für die 5.860 Stück, die wir produzieren wollen, niederschlägt.“ Damit kann Oserian dringend benötigte Gelder einsparen, um seine Beschäftigten weiterhin zu bezahlen und die Grundversorgung der Bevölkerung zu unterstützen.

Oserian profitiert von der Flexibilität des fairen Handels

Die Masken werden aus Baumwoll-Tetron-Gewebe hergestellt, das ohne Abnutzung mehrmals getragen und gewaschen werden kann. Beschäftigten, Angehörigen und Einwohnern von Naivasha werden sie kostenlos zur Verfügung gestellt. Die 36 Schneider*innen werden zudem regelmäßig auf COVID-19 getestet und mit Desinfektionsmittel zur Verwendung innerhalb und außerhalb des Betriebs ausgestattet.

„Wir schätzen den Fairen Handel für seine Flexibilität. Wir sind jetzt in der Lage, schneller Entscheidungen zu treffen, speziell was die Bekämpfung von COVID-19 angeht. Das wird auch wesentlich dazu beitragen, Beschäftigte zu unterstützen, die aufgrund der rückläufigen Marktentwicklung ihr Einkommen verlieren könnten", sagt Julius Kigamba, Compliance Officer bei Oserian. Das Fairtrade-Prämien-Komitee der Kooperative ist inzwischen auf digitale Kommunikation umgesiedelt und informiert über Messenger-Dienste zu den neuen Maßnahmen, Versorgungsoptionen und Möglichkeiten des sozialen Engagements.