Interview über lateinamerikanisches Arbeiternetzwerk

Mayaris Romero aus Kolumbien berichtet im Interview über seine Arbeit auf einer Fairtrade-Bananenplantage in Kolumbien.

Mayaris Romero

Mayaris Romero arbeitet bereits seit 25 Jahren auf einer Fairtrade-zertifizierten Bananenplantage in Kolumbien. Neben seiner regulären Tätigkeit auf der Plantage ist er auch ehrenamtlich aktiv, so zum Beispiel innerhalb des kolumbianischen Arbeitnehmernetzwerks Red de Trabajadores. Im Interview erzählt er von fehlenden Arbeiterrechten, erfolgreichen Gemeinschaftsprojekten und seinen persönlichen Zukunftswünschen.

Welche Aufgaben haben Sie in der Finca Jaimari?

Genau wie Fairtrade Deutschland feiere auch ich dieses Jahr mein Jubiläum. Ich arbeite jetzt schon seit 25 Jahren in der Finca Jaimari in Kolumbien und habe dort sehr vielfältige Aufgaben. Zum Beispiel bin ich für die Qualitätskontrolle der Fairtrade-Bananen zuständig. Ich übernehme diverse Aufgaben an der Verpackungsmaschine (zuerst prüfe ich, dass alle Einstellungen stimmen, dann helfe ich bei der Auswahl und dem Verpacken). Außerdem bin ich Fairtrade-Beauftragter im Prämienausschuss und Mitglied des kolumbianischen Arbeitnehmernetzwerks (Red de Trabajadores). Diese Aufgaben übernehme ich ehrenamtlich. Solidarität ist mir sehr wichtig und bestimmt mein Handeln sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht. Ich bin immer schon an sozialen Themen interessiert gewesen und freue mich stets, etwas Neues dazuzulernen.

Welche Ziele verfolgt das Arbeiternetzwerk?

Es geht um einen internationalen Austausch über fairen Handel. Wir können Entscheidungsprozesse im Fairtrade-Bereich mit unserer Stimme beeinflussen. Zusammen können wir mehr erreichen. Das Arbeitnehmernetzwerk besteht aus den Vertragsarbeitern, die auf zertifizierten Anbauflächen in der Karibik und Lateinamerika beschäftigt sind. Dem Netzwerk ist es zu verdanken, dass die Arbeiter ein Gesicht bekommen und sich international besser aufstellen können. Erfolge stellen sich bei unserer Arbeit zwar nur langsam ein. Dennoch werden wir auf lange Sicht wichtige Ergebnisse erzielen. Unser Engagement wird Früchte tragen – vielleicht nicht für uns selbst, aber ganz bestimmt für die kommenden Generationen.

Wer ist von fehlenden Arbeiterrechten betroffen?

Besonders schwer haben es die Frauen auf den Bananenplantagen, sie werden häufig diskriminiert. Es müssen Säcke mit Düngemitteln getragen werden, die zwischen 25 und 50 Kilo wiegen. Eigentlich sind die Säcke zu schwer und zu groß für die Frauen. Deswegen wollen die Männer nicht mit ihnen zusammenarbeiten und Frauen kommen schwer an einen Job. Manche überlegen, eine Frau von vornherein gar nicht erst einzustellen, weil sie schwanger werden könnte und dann nicht mehr arbeiten kann. Frauen müssen aber gleich behandelt werden und auch die Chance erhalten, ihr eigenes Geld zu verdienen. Es gibt viele Aufgaben, die sie gut erledigen können, sie können die Bananen zum Beispiel waschen, putzen und etikettieren. Man kann sich die Arbeit einfach teilen. Ich sage immer: Wir alle wurden von einer Frau geboren, allein deshalb gebührt unseren Müttern und allen anderen Frauen Respekt. Es sind die männlichen Arbeiter auf den Bananenplantagen, die teilweise die Rechte ihrer weiblichen Kolleginnen verletzen.

Wie profitieren die Arbeiter von der Fairtrade-Prämie?

Sie verbessern die Lebensqualität der Arbeiter (Wohnen, Bildung, Gesundheit). Mit dem Geld konnten wir schon etliche Dinge für die Arbeiter und die Gemeinde erreichen. Wir entscheiden, wo in der Gemeinde der dringendste Bedarf besteht und wo wir am ehesten helfen können. Außerdem liegt uns als Prämienbeauftragten der Umweltschutz sehr am Herzen. Deshalb investieren wir auch in Verfahren der Abfallvermeidung und pflanzen Bäume.

Was sind Ihre Zukunftswünsche?

Wünsche und Visionen zu haben, ist generell wichtig, weil sie unser Handeln motivieren. Das Wichtigste ist für mich persönlich Chancengleichheit. Bildung ist der Schlüssel zu einer chancenreichen Zukunft. Deshalb wünsche ich mir eine gute Ausbildung für alle. Dank der Fairtrade-Prämie konnten wir schon einiges erreichen. In der Nähe der Bananenplantage gibt es nun eine Schule und ein Fischzuchtbecken. Wir haben das gesamte Schulgelände eingezäunt, damit die Kinder immer gut geschützt sind. Außerdem konnten wir das Schuldach reparieren, die Toiletten und die Kantine renovieren und Schuluniformen und Sportausrüstung für die Kleinen kaufen. Es wurden sogar nötige Operationen für einige kranke Kinder durch die Prämie finanziert. Kinder sind unsere Zukunft, deswegen müssen wir gut für sie sorgen.