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Gemeinsam gegen ausbeuterische Kinderarbeit

Am 12. Juni ruft die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) zum Welttag gegen ausbeuterische Kinderarbeit auf.

Kindergartenkinder der Fairtrade-Kooperative Banelino (Bild: Jasper Carlberg / Max Havelaar)

Fairtrade bietet Fairtrade-Produzent*innen höhere Einkommenschancen, was ausbeuterischer Kinderarbeit entgegenwirkt.

Nach Schätzungen der ILO gibt es weltweit 152 Millionen Kinderarbeiter*innen zwischen fünf und 17 Jahren. Davon sind 108 Millionen Kinder in der Landwirtschaft beschäftigt. Sie arbeiten als Baumwollpflücker*innen in Burkina Faso, auf den Plantagen in Ecuador oder als Sklaven bei der Kakaoernte in der Elfenbeinküste. Statt zur Schule zu gehen, schuften sie für einen Hungerlohn oder ganz ohne Bezahlung.

Fairtrade-Arbeitsschwerpunkt: Kinderrechte

Einer der fünf Arbeitsschwerpunkte bei Fairtrade befasst sich intensiv mit der Wahrung der Kinderrechte. Ausbeuterische Kinderarbeit - also Arbeit, die das Wohl, die Gesundheit und die Bildungschancen der Kinder gefährdet - ist strikt verboten.  Wird in einer Produzentenorganisation ausbeuterische Kinderarbeit entdeckt, gilt dies als schwerwiegender Verstoß. Es werden sofortige Maßnahmen ergriffen, um die betroffenen Kinder zu schützen.

Prävention und Aufklärung

Der Hauptfaktor für ausbeuterische Kinderarbeit ist Armut. Wenn Eltern ihre Kinder zur Arbeit statt in die Schule schicken, tun sie das meist nicht aus freien Stücken. Gerade in kleinbäuerlichen Betrieben helfen Kinder häufig bei der Arbeit, da jede zusätzliche Arbeitskraft zum Überleben der Familie beiträgt.

Fairtrade bietet den zertifizierten Produzent*innen durch festgelegte Mindestpreise und Prämien, allgemeine Bildungsangebote (z.B. Alphabetisierungskurse) und qualifizierte Schulungen (z.B. zum Qualitätsmanagement) höhere Einkommenschancen, was in der Folge auch ausbeuterischer Kinderarbeit entgegenwirkt.

Wichtig dabei ist, dass konkrete Maßnahmen gegen ausbeuterische Kinderarbeit von den Fairtrade-Produzent*innen selbst erarbeitet und umgesetzt werden. Gemeinsam mit internationalen und lokalen Kinderrechtsorganisationen und Vertreter*innen der Produzentennetzwerke suchen sie Lösungen für betroffene Familien und erstellen Pläne für die Zukunft, wie die Rechte der Kinder ihrer Kooperative umgesetzt werden können.

Starke Allianzen geben Hoffnung

In Paraguay ist insbesondere der Zuckerrohranbau ein Risikosektor für ausbeuterische Kinderarbeit – ein Thema, das dort noch immer tabuisiert wird. 2014 entschied die Kooperative Asociación Indepencia in Sachen Kinderschutz einen Schritt weiter zu gehen, als es die Fairtrade-Standards vorschreiben: Sie führten Interviews mit Schulkindern der Region vernetzten sich mit der Bezirksregierung, der ILO, Unicef, Fairtrade International und weiteren NGOs, um gemeinsam die Ursachen ausbeuterischer Kinderarbeit zu bekämpfen. Diese Zusammenarbeit führte 2017 zu einem Kooperationsabkommen zwischen drei Fairtrade-Zuckerrohrkooperativen und dem Ministerium für Arbeit. Darin verpflichten sich alle Beteiligten, gemeinsam Strategien gegen die Ursachen ausbeuterischer Kinderarbeit im Zuckerrohranbau in Paraguay zu entwickeln und dort konkret einzugreifen, wo Kinder in diesem Sektor ausgebeutet werden.

Das Beispiel zeigt: Eine Umkehr von scheinbar unabänderlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen ist möglich, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Keine Organisation und kein Zertifizierungssystem kann eine 100%ige Gewähr dafür leisten, dass ein Produkt frei von Kinderarbeit ist. Unter der Prämisse, dass ausbeuterische Kinderarbeit in den meisten Fällen aus einer familiären Notsituation entsteht, kann Fairtrade jedoch durch bessere Einkommenschancen und die enge Zusammenarbeit mit Produzentenfamilien, Handel, Wirtschaft und Politik einen wichtigen Schritt zur Wahrung der Kinderrechte leisten.