Fairtrade und kolumbianischer Präsident suchen nach Lösungen für Kaffeekrise

Am 31. Mai 2019 trafen sich führende Kräfte der kolumbianischen Regierung und Vertreter von Fairtrade, um über Wege aus der globalen Kaffeepreiskrise zu diskutieren, die aktuell Millionen von Kaffeeproduzent*innen weiter in die Armut treibt.

Hände voller getrockneter Kaffebohnen: © Sean Hawkey

Der Preis für ein Pfund Kaffee ist zeitweise unter die kritische Preisgrenze von einem US-Dollar gefallen. Die mehrzahl der Kaffeeproduzent*innen kann so nicht einmal die Produktionskosten decken. Foto: © Sean Hawkey

Der kolumbianische Präsident Iván Duque und der CEO von Fairtrade International, Dario Soto Abril, einigten sich auf eine Absichtserklärung, um gemeinsam einen Weg aus der Kaffeekrise zu finden. Das Ziel ist es einen faireren Preis für die 600.000 kolumbianischen Erzeuger – und die 25 Millionen Kleinproduzent*innen auf der ganzen Welt – zu erzielen. Der Preis für Arabica-Bohnen, die rund 60 Prozent der Weltproduktion ausmachen, ist so weit gesunken, dass viele Produzent*innen nicht einmal ihre Produktionskosten decken können. Ein Pfund Arabica-Kaffee (454 Gramm) ist zeitweise unter die kritische Preisgrenze von einem US-Dollar gefallen. Die Gründe für den starken Preisverfall sind vielfältig: neuartige Wetten und Spekulationen an der New Yorker Börse, ein Überangebot bedingt durch Rekordernten sowie ungünstige Wechselkurse bewirken das Dauertief.

Gemeinsam Wege aus der Kaffeekrise finden

"Mehr als 70.000 kolumbianische Kaffeeproduzent*innen profitieren vom Fairtrade-Mindestpreis, der ihnen eine Anpassung an die globale Kaffeepreiskrise ermöglicht", sagte Soto Abril. "Aber auch sie kämpfen wirklich darum, ein existenzsichernde Einkommen für sich und ihre Familien zu verdienen. Wenn sich die Kaffeepreise nicht verbessern, werden viele Kaffeeproduzent*innen den Kaffee zugunsten illegaler Kulturen aufgeben oder auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihr zuhause verlassen müssen. Die Kaffeeindustrie gefährdet ihre eigene Zukunft, wenn sie nicht etwas gegen die Preiskrise unternimmt.“

Dario Soto Abril und Iván Duque erörterten Wege, um sicherzustellen, dass ein größerer Anteil der Wertschöpfung die Produzent*innen erreicht. Die globale Kaffeeindustrie erwirtschaftet heute mehr als 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr, aber die Einkommen der Produzent*innen sind – unter Berücksichtigung der höheren Produktionskosten – tatsächlich gesunken.

"Ich habe Präsident Duque davon überzeugt, dass Fairtrade sich für fairere Preise für Kleinproduzent*innen und ihre Mitarbeiter*innen auf der ganzen Welt einsetzt", sagte Dario Soto Abril. "Wir setzen uns für ein Einkommen ein, das Produzent*innen und ihren Familien einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht.“ "Wir alle müssen einen Teil dazu beitragen, um diese globale Kaffeekrise zu bewältigen", sagte er. Die großen multinationalen Kaffeefirmen und Kaffee-Liebhaber auf der ganzen Welt – jeder kann die aktuelle Situation der Kaffeeproduzent*innen ein bisschen besser machen.

Fairtrade-Kaffee für einen angemessenen Lebensstandard

Fairtrade ist das einzige globale Nachhaltigkeitssiegel, das einen Mindestpreis für Kaffee garantiert. Fairtrade-zertifizierte Kaffeeproduzentenorganisationen verdienen derzeit den Fairtrade-Mindestpreis von 1,40 US-Dollar pro Pfund – etwa 40 Prozent mehr als der aktuelle Marktpreis – oder 1,70 US-Dollar pro Pfund Bio-Kaffee. Darüber hinaus verdienen sie 0,20 US-Dollar pro Pfund über die Fairtrade-Prämie, von der mindestens 25 Prozent in Produktivitäts- und Qualitätssteigernde Maßnahmen investiert werden. Die anderen 75 Prozent investieren die Kooperativen in ökologische oder sozial Projekte ihrer Wahl.  Fairtrade-Kaffeeproduzenten verdienten 2017 mehr als 94 Millionen US-Dollar an Prämien. Allerdings sind selbst die Fairtrade-Konditionen derzeit nicht genug.
Aus diesem Grund arbeitet Fairtrade intensiv daran existenzsichernde Einkommen für Produzent*innen zu erreichen. Ein existenzsicherndes Einkommen sollte die Kosten für Lebensmittel, Wasser, Woh¬nen, Bildung, Gesundheit, Verkehr, Kleidung und andere lebenswichtige Bedürfnisse decken, einschließlich des Sparens für Notlagen. Wie genau der schwierige Weg zum sicheren Einkommen gestaltet werden kann, zeigt die Fairtrade-Strategie für existenzsichernde Einkommen, sowie ein Artikel im kürzlich erschienen Jahres- und Wirkungsbericht 2018 (Seite 4).