Fairtrade-Standard für Soforthilfe angepasst

Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie hat Fairtrade effektive Maßnahmen beschlossen, um die Verbreitung von Krankheiten zu minimieren und Direktauszahlungen für Angestellte zu ermöglichen.

Verwaltungsgebäude der Kooperative ECAKOG im Westen der Elfenbeinküste. © Stanislav Komínek

Die neuen Richtlinien ermöglichen es Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen während der Corona-Pandemie für zusätzliches Einkommen zu sorgen. Foto: © Stanislav Komínek

Fairtrade International hat eine größere Flexibilität der Fairtrade-Standards angekündigt, um es den zertifizierten Kooperativen zu ermöglichen, sofortige Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und der Lebensgrundlagen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, lohnabhängig Beschäftigten und ihren Gemeinden zu ergreifen.

Die neuen Richtlinien wurden letzte Woche vom Komitee für Fairtrade-Standards verabschiedet und gelten für alle Arten von Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen, von Kleinbauerngenossenschaften bis hin zu größeren Betrieben mit angestellten Arbeitskräften.

Unmittelbare Auszahlung der Prämie an Lohnarbeitende

Die Fairtrade-Prämie ist ein zusätzlicher Betrag zum Verkaufspreis, den Kooperativen bei jedem Fairtrade-Verkauf verdienen. Sie können die Prämie gemäß der Fairtrade-Standards in Projekte ihrer Wahl investieren, die ihren Unternehmen und Gemeinden zugutekommen. Im Jahr 2018 haben Fairtrade-Kooperativen weltweit mehr als 187 Millionen Euro Prämie eingenommen.

In Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten können die von den Arbeitnehmenden geführten Fairtrade-Prämienausschüsse bis Ende September bis zu 100 Prozent der Prämiengelder als direkte Barauszahlungen an Arbeiterinnen und Arbeiter auszahlen. Üblicherweise liegt dieser Wert bei 20 Prozent, unter bestimmten Umständen bei 50 Prozent. Die Ausschüsse brauchen dazu keinen formellen Antrag an den unabhängigen Zertifizierer FLOCERT zu stellen. Sachleistungen für Verbrauchsgüter sind ebenfalls zulässig.

"Viele Bauern, Bäuerinnen und Landarbeitende im globalen Süden beginnen bereits, die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 zu spüren, obwohl die gesundheitlichen Auswirkungen in vielen Fällen noch abzuwarten sind", sagte Gelkha Buitrago, Direktorin für Standards und Preisgestaltung bei Fairtrade International. „Die neuen Richtlinien, die wir gerade verabschiedet haben, ermöglichen es den Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen, Entscheidungen zu treffen und schnell verschiedene Maßnahmen umzusetzen, die die Sicherheit der Bauern, Bäuerinnen und Arbeitenden gewährleisten oder in dieser unsicheren Zeit für das nötige zusätzliche Einkommen sorgen."

Schnellere Entscheidung über Verwendung der Fairtrade-Prämie

Während der Covid-19-Pandemie können die Produzent*innen nun schneller über die Verwendung der Prämienmittel entscheiden, flexibler auf das Virus reagieren und die Verbreitung der Krankheit minimieren, etwa durch den Kauf von Gesichtsmasken und anderer Schutzausrüstung oder die Durchführung von Hygienekampagnen.

Die Organisationen können Maßnahmen ergreifen, ohne auf die Genehmigung bei den erforderlichen jährlichen Generalversammlungen zu warten, und werden stattdessen die Ausgaben für eine rückwirkende Ratifizierung dokumentieren.

Weiterhin gilt: Rechte von Arbeitnehmenden respektieren

Fairtrade International hat die neuen Richtlinien den Partnerorganisationen am vergangenen Freitag zukommen lassen. In dem Schreiben wurden die Organisationen - insbesondere diejenigen mit lohnabhängig Beschäftigten - aufgefordert, weiterhin die Grundrechte zu respektieren, die Beschäftigten, einschließlich derer in häuslicher Quarantäne, weiterhin zu bezahlen und den Arbeiterinnen und Arbeitern zu ermöglichen, bei der Ausübung ihrer Aufgaben einen angemessenen Sicherheitsabstand voneinander zu wahren.

Fairtrade-zertifizierte Organisationen sollten sich auf die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation und ihre eigenen nationalen Richtlinien für Gesundheit und Sicherheit berufen. Die Produzent*innen können Fragen zu den Fairtrade-Standards oder den neuesten Leitlinien an ihre lokale FLOCERT-Kontaktperson oder ihr regionales Fairtrade-Produzentennetzwerk richten.