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Fairtrade International feiert 20-jähriges Bestehen

Zum 20-jährigen Jubiläum blickt Fairtrade International auf die bereits erreichten Ziele und freut sich auf die Gestaltung der Zukunft.

Jacquiline Kemunto, Arbeiterin auf einer Blumenfarm in Kenia

Fairtrade International wurde 1997 als Dachorganisation für die weltweite Fairtrade-Bewegung gegründet und spielte bei der Etablierung von international gültigen Fairtrade-Standards eine entscheidende Rolle.

Die Organisation bringt Produzenten mit Produzentennetzwerken und nationalen Fairtrade-Organisationen, um die globale Fairtrade Strategie und die gemeinsamen Ideen umzusetzen.

Was als Gruppe mexikanischer Bauern, die sich für gerechtere Kaffeepreise einsetzten, begann, entwickelte sich zu einer weltweiten Bewegung des fairen Handels. Kaffee war eines der ersten zertifizierten Produkte. Weitere Produkte wie Bananen, Tee und Schokolade folgten. Der Gedanke, dass fair gehandelte Waren die Armut im globalen Süden bekämpfen könnte, hat in der breiten Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mittlerweile sind Fairtrade-zertifizierte Produkte in mehr als 135 Ländern erhältlich.

„Am Anfang haben uns sehr wenige Unternehmen ernst genommen", erinnert sich Dieter Overath, der seit der Gründung vor 25 Jahren Geschäftsführer von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) ist und 1997 Fairtrade International mit gegründet hat. „Der Erfolg von Fairtrade war nur durch die unermüdlichen Bemühungen der zivilgesellschaftlichen Bewegung und hartnäckiger Entschlossenheit möglich. Nun ist Fairtrade kein Nischenkonzept mehr und die Nachhaltigkeit steht auf der Agenda jedes Unternehmens. "

Ein Kernelement der Fairtrade-Standards ist es Bauern und Arbeitern zu ermöglichen, selbstbestimmt ihre Zukunft zu gestalten: Von der demokratischen Entscheidungsfindung über Investitionen aus der Fairtrade-Prämie bis hin zu gleichberechtigter Teilhabe am Fairtrade-System. Seit 2013 verfügen sie als Mitglieder der Produzentennetzwerke Fairtrade Africa, Network of Asian and Pacific Producers (NAPP) und Coordinator of Fairtrade Latin America and the Caribbean (CLAC) über 50 Prozent der Stimmen in der Fairtrade-Generalversammlung.

„Dass Produzenten Miteigentümerschaft erreichen, ist für mich ein unvergesslicher Moment", sagt Marike de Peña, Vorsitzende des lateinamerikanischen Produzentenorganisation CLAC. „Von hier angefangen wurden viel mehr Diskussionen und Entscheidungsfindungen auf Augenhöhe geführt".
Letzte Woche fand dieser Entscheidungsfindungsprozess wieder in Bonn statt. Insgesamt haben elf Produzentenvertreter bei der jährlichen Generalversammlung getagt, um über die zukünftige Richtung von Fairtrade mitzuentscheiden.

Mayaris Romero, ein Arbeiter auf einer Fairtrade-Bananenplantage, der die lateinamerikanischen Arbeiter in der Versammlung vertritt, äußert sich positiv über die bisherigen Entwicklungen: „Die Auswirkungen von Fairtrade sind für die wirtschaftliche Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter und für das gesamte Unternehmen enorm. Meine Kinder studieren und auch die Kinder vieler anderer Arbeiter können, dank Fairtrade, in ihre Bildung investieren".

Obwohl Fairtrade International  viele  Fortschritte und Errungenschaften in den letzten 20 Jahren erreicht hat, ist man weit davon entfernt, das ehrgeizige Ziel einer Welt, die fairen Handel und Chancen für alle ermöglicht, umgesetzt zu haben. Die globale Landschaft hat sich auch vehement verändert. Deshalb entwickelt Fairtrade sich weiter. Zu den jüngsten Beispielen gehören:

  • Die Einführung des Fairtrade-Textilstandards, der erste Standard, der die gesamte Lieferkette eines Kleidungsstücks abdeckt.
  • Programme für landwirtschaftliche Genossenschaften, wie zum Beispiel die Förderung der Bekämpfung von Kinderarbeit oder Frauenförderung, um Frauen die Möglichkeit zu geben in Führungspositionen aufzusteigen.
  • Die detailliertere Messung und Bewertung der Wirkung von Fairtrade.  Dazu gehört die Veröffentlichung aller Wirkungsstudien, die für ein hohes Maß an Transparenz sorgt.
  • Die Pionierarbeit zur fairen Entlohnung der Arbeiter, einschließlich der Gründung der Global Living Wage-Koalition und die Festlegung von Lohnnormen für alle Regionen, in denen Fairtrade arbeitet.
  • Die Arbeit an existenzsicherndem Einkommen für Kleinbauern, um sicherzustellen, dass sie genug haben, um sich und ihre Familien zu versorgen. Die jüngste Pilotstudie zum Haushaltseinkommen der Kaffeebauern ist ein Teil dieser Arbeit.

Der vor kurzem gewählte Geschäftsführer, Dario Soto Abril, möchte Fairtrade International erfolgreich in das dritte Jahrzehnt führen und freut sich über die wachsenden Möglichkeiten, um die weltweiten Auswirkungen von Fairtrade zu erhöhen.

"Fairtrade hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr und mehr etabliert. Jetzt verdoppeln wir unsere Bemühungen, damit wir auf diesen Erfolg aufbauen und noch größere Auswirkungen haben können. Ich bin zuversichtlich, dass wir durch die Zusammenarbeit mit Produzenten, Händlern und der Zivilgesellschaft unsere Vision von einem fairen Lohn und einem fairen Einkommen für Fairtrade-Bauern und Arbeiter erreichen werden ", sagt Soto Abril.