Erfolge bei der Hungerbekämpfung gefährdet

Am heutigen Welternäherungstag (16.10.) blicken wir auf aktuelle Entwicklungen im Kampf gegen Hunger und die Rolle des fairen Handels.

Mulane Jabessa aus Äthiopien

Fairtrade zeigt, dass gerechte Handelsbeziehungen das Potential haben, Armut und dadurch Hunger im globalen Süden zu bekämpfen.

Laut Welthungerhilfe wurden weltweit bei der Bekämpfung des Hungers seit der Jahrtausendwende große Fortschritte erzielt. Dies zeigt der neue Welthunger-Index, der die Ernährungslage in 119 Ländern berechnet. Die Index-Werte zur Hungersituation sind weltweit seit dem Jahr 2000 um 28 Prozent gefallen und auch die Kindersterblichkeit hat sich im gleichen Zeitraum halbiert. Die jüngst gestiegene Zahl der Hungernden von 821 Millionen Menschen zeigt jedoch, dass der Trend aktuell in die falsche Richtung geht. Wenn das Tempo bei der Bekämpfung des Hungers gleichbleibt, wird es 50 Ländern nicht gelingen den Hunger bis 2030 abzuschaffen. Deshalb müssen die Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger verstärkt werden – auch in Deutschland.

Deutsche Bevölkerung fordert stärkeres Engagement

„Die Welthungerhilfe hat eine aktuelle Umfrage von Infratest dimap durchführen lassen. Sie zeigt eindeutig, dass 90 Prozent der Bundesbürger die Bekämpfung des Hungers wichtig oder sehr wichtig ist. 84 Prozent halten es zudem für wichtig oder sehr wichtig, dass Entwicklungshilfe geleistet wird. Bei den Wählerinnen und Wählern der Großen Koalition sind es über 90 Prozent. Das ist ein klarer politischer Auftrag. Kriegerische Auseinandersetzungen, Konflikte und die Folgen des Klimawandels führen zu Flucht, Vertreibung und Hunger. Wir brauchen dauerhafte politische Lösungen für die weltweiten Konflikte, um den Hunger endgültig zu besiegen“, betont Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe.

Grundlegende Veränderungen notwendig

 „Um den Hunger zu bekämpfen, brauchen wir grundlegende Veränderungen: Besseres Saatgut, sicheren Zugang zu Land, mehr Umweltschutz, effiziente Infrastruktur und Märkte mit stabilen Preisen“, sagt Mathias Mogge, Vorstandsmitglied vom Verband für Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO). „Die Bundesregierung sollte bäuerliche Landwirtschaft unterstützen, die agroökologische Aspekte berücksichtigt und dadurch widerstandsfähiger auch gegenüber den Folgen des Klimawandels ist.“

Hunger als Ursache und Folge von Flucht und Vertreibung

In Ländern mit bewaffneten Konflikten ist der Hunger doppelt so hoch wie im Rest der Welt. Mehr als 68 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, so viele wie nie zuvor. „Die Mehrzahl der Flüchtlinge bleibt in ihrer Heimatregion und braucht dort auch Unterstützung. Diese selbst oft armen Aufnahmeländer benötigen mehr Hilfe. Für die Geflüchteten ist nicht nur die Grundversorgung wichtig, sondern auch die Möglichkeit, dass sie Zugang zu Beschäftigung und Bildung bekommen. Humanitäre Hilfe allein reicht nicht aus“, sagt Bärbel Dieckmann.

Angola, Ruanda, Äthiopien und Myanmar gehören 2018 zu den Vorreitern mit einer Verbesserung des WHI-Wertes um mehr als 45 Prozent. Dagegen gibt es in 16 Ländern mit einer ernsten Ernährungslage keine Verbesserungen oder sogar Rückschritte. Die höchsten Hungerwerte gibt es weiterhin in Afrika südlich der Sahara und die Zentralafrikanische Republik bleibt Schlusslicht.

Fairer Handel für langfristige Stabilität

„Die Welthungerhilfe leistet extrem wichtige Arbeit, um die Ärmsten der Armen zu erreichen. Denn erst auf der Grundlage von Ernährungssicherheit können sich in einem zweiten Schritt stabile, selbständige Organisationen entwickeln, die dann von besseren Handelsbedingungen über Fairtrade profitieren“, erklärt Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair.

Durch die Verabschiedung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sieht sich TransFair in seinen politischen Forderungen bestätigt, da sich diese Forderungen in den SDGs widerspiegeln. Darunter auch den weltweiten Hunger zu beenden. Fairtrade zeigt, dass gerechte Handelsbeziehungen das Potential haben, Armut und dadurch Hunger im globalen Süden zu bekämpfen.