Blumenprogramm von Fairtrade zeigt in Ostafrika Wirkung

Der Großteil der in Europa verkauften geschnittenen Fairtrade-Rosen wird in Ostafrika angebaut, hauptsächlich in Kenia und Äthiopien. Seit 2005 gibt es in Deutschland Rosen aus dem fairen Handel.

Agnes Chebii steht auf der Blumenfarm und hält eine Rose zur Prüfung in der Hand

Agnes Chebii ist Vorsitzende des Gender-Kommittes der Blumenfarm Karen Roses in Kenia (c) Christoph Köstlin

Um zertifiziert zu werden, müssen die Blumenfarmen hohe Standards in den Bereichen Soziales, Ökologie und Ökonomie erfüllen. Um zusätzlich zu den strengen Fairtrade-Standards im Blumensektor in Ostafrika noch mehr Wirkung zu erzielen, hat Fairtrade 2016 ein Blumenprogramm initiiert. Eine Zwischenbilanz zeigt nun: Es hat richtig viel bewegt.

63 ostafrikanische Farmen sind aktuell dem Programm angeschlossen. Die Beteiligten haben sich zum Ziel gesetzt, die Position der Beschäftigten auf den Plantagen zu stärken, die Wirkung von Fairtrade auf den Blumenfarmen zu verbessern und Risiken in der Lieferkette zu minimieren.

Komplexe Themen wie die Verbesserung der Löhne, geschlechtsspezifische Gewalt, Umweltauswirkungen oder die Prämienverwendung erfordern Unterstützung und Hilfestellung. Daher bietet das regionale Fairtrade-Produzentennetzwerk Fairtrade Africa Trainings in fünf zentralen Bereichen an: Umweltschutz, Gender, Arbeitsbedingungen, Compliance und Fairtrade-Prämie.

Von Umweltschutz bis hin zu Geschlechtergerechtigkeit

Schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen, sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Gewalt, die Auswirkungen von Pestizidrückständen auf die Umwelt und die Gesundheit von Arbeitnehmer*innen sowie niedrige Löhne sind nach wie vor die drängendsten Probleme innerhalb des Blumensektors in Ostafrika – von dort stammen 98% der Fairtrade-Schnittblumen.

Durch eine kontinuierliche Verringerung des Pestizideinsatzes wird die Umwelt geschützt und zudem sichergestellt, dass das Verbot gefährlicher Stoffe (HML) eingehalten wird. Daher finden im Rahmen des Fairtrade-Blumenprogramms Schulungen zu Pestiziden und ihren Alternativen sowie Austauschtreffen auf Betriebsebene statt.

Zudem werden Beschäftigte dazu aufgefordert, Fälle von geschlechterspezifischer Gewalt zu melden. Nur so ist es möglich, die Zahl der Übergriffe langfristig zu senken – mehr als 2.700 Personen wurden durch das Programm schon für dieses Thema sensibilisiert.

Zusätzlich wird die Einhaltung der Fairtrade-Standards gestärkt: Durch das Programm konnten bisher über 17.000 Arbeiter*innen sowie Vertreter*innen aus dem Management von Produzentenorganisationen zu verschiedenen Aspekten des Fairtrade-Standards trainiert werden.

Das Programm informiert darüber hinaus Blumenarbeiter*innen über ihre Rechte und schärft ihr Bewusstsein für ihren Anspruch auf die perspektivische Einführung eines existenzsichernden Einkommens. Durch die Einführung eines Grundlohns in den Fairtrade-Standards 2017 konnte bereits eine Gehaltssteigerung von bis zu 120 Prozent in Uganda, 30 Prozent in Tansania und 70 Prozent in Äthiopien erreicht werden.

Eine wichtige Rolle kommt auch der Verbesserung der Verwendung der Fairtrade-Prämien zu, so dass diese strategisch und strukturell zu einer langfristigen Optimierung der Situation der Arbeiter*innen beitragen. Außerdem soll verstärkt transparent über die Prämien-Nutzung berichtet werden können:  Bereits über 30 Blumenfarmen haben Informationen zu ihren Prämien-Projekten auf der „Online Premium Platform“ veröffentlicht.

Mehr Resilienz für die Blumenfarmen und ihre Beschäftigten – gerade in Krisenzeiten

Für das Jahr 2022 steht das Thema Resilienz für die Blumenfarmen und ihre Beschäftigten ganz oben auf der Agenda des Fairtrade-Blumenprogramms. Im Fokus stehen dabei unter anderem Aktivitäten, die das Einkommen vor Ort verbessern und zusätzliche Einkommensquellen schaffen, wie zum Beispiel das Anlegen eigener Gärten oder Initiativen zur sauberen Energiegewinnung. Auch die Beratung und Unterstützung des Produzentenorganisationen soll ausgebaut werden, um deren Resilienz gerade in Krisenzeiten zu stärken und darüber hinaus eine nachhaltige Produktion zu fördern.