Anwar Khawaja Industries aus Pakistan

Im Nordosten Pakistans, in unmittelbarer Nähe zur indischen Grenze liegt die Industriestadt Sialkot. Drei von vier aller weltweit hergestellten Fußbälle werden dort gefertigt – meist in mühevoller Handarbeit. Näherinnen und Näher verdienen dabei häufig nur einen Bruchteil des gesetzlichen Mindestlohns, Familien verarmen, Kinder müssen zum Unterhalt der Familie beitragen, statt in die Schule zu gehen. Auch der Ballproduzent Anwar Khawaja Industries hat mehrere Näh-Zentren in Sialkot – dort wird allerdings gemäß den Standards von Fairtrade produziert.

Firmenschild von Anwar Khawaja Industries

Anwar Khawaja Industries aus Pakistan

Sialkot ist die Stadt der Bälle. Im Norden von Pakistan wird der größte Teil der weltweit verkauften Fußbälle produziert. Sie werden meist in mühevoller Handarbeit angefertigt.

Anwar Khawaja Industries Ltd.

Shahabpura Road
51310 Sialkot
Pakistan

"Ich möchte später einmal Frauenkleider designen und nähen, deshalb ist das Ballnähen für mich hier eine gute Schule."

Nazra, Fußballnäherin bei Anwar Khawaja Industries

Fair Play bereits vor dem Anpfiff

Zwei Nadeln, festes Garn, 32 vorgefertigte Panels und 650 präzise Stiche - so entsteht das Waben-Kleid eines Fußballs. Ein guter Näher schafft etwa vier Bälle am Tag, das macht 2800 Stiche.
Anwar Khawaja Industries, kurz AKI, produziert jährlich über 1,6 Millionen Sportbälle und exportiert sie in nahezu 60 Länder. 2005 erhielt AKI die Fairtrade-Zertifizierung und verkauft seither etwas mehr als 40.000 seiner Bälle über den Fairen Handel. Für die Fertigung eines Fairtrade-Balls erhalten Näherinnen und Näher einen gerechten Lohn; zusätzlich wird eine Fairtrade-Prämie ausbezahlt, die in die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen fließt. "Seit wir für den Fairen Handel nähen, ist die Lebensqualität gestiegen", sagt die 25-jährige Nazra. Sie arbeitet als Näherin im Raffiqe-Butt-Centre, einem der AKI-Näh-Zentren.

Durch die Prämiengelder konnten in allen Nähereien Wasserfilteranlagen eingerichtet werden, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu sichern. Ein seltenes Gut in der Region um Sialkot, denn die Abwässer der Lederindustrie und die laxen Umweltschutzauflagen haben katastrophale Auswirkungen auf das Grundwasser. Die Näherinnen und Näher von AKI müssen sich nun zumindest während der Arbeitszeit keine Gedanken mehr machen, wie sie an sauberes Wasser kommen. Über die Investition der Fairtrade-Prämie in die Trinkwasserversorgung hatte das"Fairtrade-Prämien-Komitee" entschieden: Dieses Komitee setzt sich aus Vertretern der einzelnen AKI-Nähereien zusammen, die die Ideen und Verbesserungsvorschläge der Näher sammeln, im Komitee diskutieren und der Geschäftsführung vorlegen.

 

Mitarbeiter der Anwar Khawaja Industries
Sauberes Trinkwasser f

Stärkung des Frauenteams

Von den Fairtrade-Standards profitieren auch insbesondere Frauen: Aufgrund des Diskriminierungsverbots müssen Arbeitgeber darauf achten, dass die Arbeitsbedingungen speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. In Bhanewaly, einem Dorf bei Sialkot, hat AKI ein Näh-Zentrum extra für Frauen eingerichtet und mithilfe der Fairtrade-Prämie eine Kindergrippe gebaut. So können die Frauen einer geregelten Arbeit nachgehen, während ihre Kinder altersgerecht betreut werden. Früher arbeiteten die Frauen in Sialkot - wenn überhaupt - von zuhause aus, denn Frauenarbeit ist immer noch ein großes Problem in Pakistan. "Wir Frauen in Pakistan haben es noch immer sehr schwer, aber hier finden wir großen Zusammenhalt. Die Näherei gibt uns Selbstvertrauen, dass auch wir Frauen was erreichen können", erklärt die 25-jährige Kubra. Außerdem lässt sich durch die Außer-Haus-Arbeit sicherstellen, dass die Erwachsenen und nicht etwa die Kinder der Näh-Arbeit nachgehen - Rohmaterial mit nach Hause zu nehmen ist verboten und wird von einem eigens dafür einberufenen Team kontrolliert.

 

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Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen durch Fairtrade

Um sich fortzubilden, können die Arbeiterinnen und Arbeiter an Computerkursen teilnehmen, die dank der Fairtrade-Gelder kostenlos angeboten werden. Die Kurse kommen vor allem auch den Kindern der Arbeiterinnen und Arbeiter zugute, denn auch nach mehreren Jahren Schulbesuch können viele Kinder immer noch nicht richtig lesen und schreiben. "Deshalb sind die Computerkurse so wichtig. Meine Kinder sollen nicht auch Bälle nähen müssen", erklärt der 33-jährige Muhammad, Vater von zwei Kindern.

Da der Weg zum Arbeitsplatz für viele Näherinnen und Näher recht weit ist, wurde ein Teil der Fairtrade-Prämie in die Anschaffung von Fahrrädern investiert. So ist das Näh-Zentrum schnell und einfach erreichbar, außerdem entfallen die Kosten für die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch an einem weiteren Aspekt sind die positiven Auswirkungen des Fairen Handels klar ersichtlich: Die Arbeiterinnen und Arbeiter bei AKI sind sozialversichert - etwas sehr außergewöhnliches in Pakistan.
Dank der fairen Preise für die mühevolle Handarbeit hat sich für die Näherinnen und Näher bereits Vieles verbessert - wenn Sportfreunde hierzulande auf "Fair Play" setzen, kann AKI zukünftig noch mehr seiner Bälle über den Fairen Handel verkaufen. Fairness im Ballsport beginnt eben nicht erst beim Anpfiff.

 

Arbeiter von AKI
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