WDR-Sendung: „Könnes Kämpft“

Die Ausgabe der WDR-Sendung "Könnes Kämpft" vom 01. Juni setzte sich mit verschiedenen Nachhaltigkeits-Kennzeichnungen und -Siegeln auseinander, darunter auch Fairtrade.

Bestandteil der Sendung war auch ein bei TransFair durchgeführtes Interview mit Vorstandsvorsitzendem Dieter Overath. Im Folgenden möchten wir kurz auf die diskutierten Themen Mischprodukte, Mengenausgleich sowie Zusammenarbeit mit Discountern eingehen und auf weiterführende Informationen verweisen.

Grundsätzlich gilt für Mischprodukte mit dem Fairtrade-Siegel: Alle Zutaten, die fair gehandelt verfügbar sind, müssen auch nach Fairtrade-Standards gehandelt worden sein. Bei Schokolade heißt das beispielsweise Kakaopulver, Kakaobutter, Zucker und ggf. Vanille. Der Anteil liegt dort durch diese Grundregel automatisch bei zwischen 60 und 100 Prozent. Für Weizen, Sahne oder Eier gibt es keine Fairtrade-Standards, da sich diese nur auf Rohstoffe des globalen Südens beziehen. Daher liegt bei Produkten, wie beispielsweise Eiscreme oder Butterkeksen, der Fairtrade-Anteil bemessen am Gesamtgewicht niedriger. Dennoch gilt auch hier: Alle Zutaten, die fair verfügbar sind, wurden auch komplett fair gehandelt, mindestens muss dieser Anteil 20 Prozent ausmachen. Der Fairtrade-Anteil ist auf der Zutatenliste klar ausgezeichnet.

Physische Rückverfolgbarkeit ist bei den meisten fair gehandelten Rohstoffen verpflichtend. Ausnahmen sind Kakao, Zucker, Tee und Saft. Sie dürfen im Verarbeitungsprozess mit konventionellen Rohstoffen verarbeitet werden, weil dies die einzige Möglichkeit ist, dass beispielsweise Kakaobauern in Westafrika oder Zuckerbauern in Malawi am fairen Handel teilnehmen können. Aufgrund fehlender eigener Verarbeitungsanlagen würde sie eine verpflichtende physisch getrennte Verarbeitung schlimmstenfalls komplett vom fairen Handel ausschließen. Für Produkte mit der Kennzeichnung Mengenausgleich gilt: Inhaltsstoffe sind aufgrund technischer Erfordernisse nicht notwendigerweise physisch identisch mit den Rohstoffen, die von einer Fairtrade-Produzentenorganisation erzeugt wurden. Der Mengenausgleich trägt jedoch in gleichem Maße dazu bei, dass Produzentenorganisationen von Fairtrade profitieren: durch höhere Absätze unter Fairtrade-Bedingungen, durch Mindestpreise und Prämien, durch Beratung und Schulungen.

Die Idee hinter der Gründung des Vereins TransFair 1992 war, fair gehandelte Produkte einer breiten Verbraucherschicht zugänglich zu machen. Daher arbeitet TransFair – ebenso wie die Schwesterorganisationen anderer Länder – mit allen Akteuren zusammen, die sich bereit erklären, die Fairtrade-Standards einzuhalten. Fairtrade ist kein Unternehmenssiegel, sondern zeichnet Produkte aus, die nach den internationalen Fairtrade-Standards hergestellt und vertrieben wurden. Über 90 Prozent der Bevölkerung kaufen zumindest gelegentlich bei Discountern ein. Diesen Verkaufskanal außen vor zu lassen, würde einen wichtigen Absatzmarkt für die Produzentenorganisationen ausschließen. Damit Fairtrade wirken kann, sind relevante Verkäufe unabdingbar.

Egal ob Mengenausgleich oder Mischprodukte: Alle Regelungen des Händler-Standards (Trader-Standard) werden eingehalten, wenn ein Produkt das Fairtrade-Siegel trägt. Das betrifft beispielsweise Mindestpreise, Prämienzahlungen, Zahlungsfristen, Vorfinanzierung, langfristige Handelsbeziehungen, Weitergabe von Marktinformationen, Offenlegung von Kalkulationen, etc. Um den Handel fair zu gestalten, kommt es auf diese Faktoren an – nicht nur auf physische Identität. Fairtrade ist die einzige Organisation, die mit dem Trader-Standard einen Standard für den fairen Handel entlang der gesamten Handelskette anbietet.

Fairtrade arbeitet in einem Spannungsfeld, das auf der einen Seite die Erwartungshaltung von Verbraucherinnen und Verbrauchern nach schnellen Lösungen und einfacher Kommunikation und andererseits die Komplexität globaler Warenströme und Welthandelsstrukturen umfasst. Wir sind uns unserer verschiedenen Herausforderungen durchaus bewusst.

Stiftung Warentest bescheinigt Fairtrade hohe Aussagekraft

In ihrer Mai-Ausgabe 2016 bewertete die Stiftung Warentest verschiedene „Nachhaltigkeitssiegel“. Drei Standards schneiden besonders positiv ab: darunter Fairtrade. Das Testfazit bescheinigt dem Siegel eine hohe Aussagekraft. In ihrem Fazit schreibt die Stiftung Warentest (StiWa), Fairtrade weise sehr starke übergreifende Standard-Kriterien auf. Besonders positiv bewertete die StiWa die stabilen Mindestpreise für Rohwaren und zusätzliche Prämien, die gute Rückverfolgbarkeit bis zum Ursprung, die guten Kontrollmechanismen sowie vielfältige Wirkungsanalysen.

Die Stärkung von Kleinbauern und Arbeitern, genannt Empowerment, ist eine langfristige Aufgabe, die den Aufbau von Fachwissen, Selbstbewusstsein und Ressourcen beinhaltet. Dieser Weg ist nicht frei von Rückschlägen, aber die Stimmen der Produzentenorganisationen und die Ergebnisse unabhängiger Studien, die immer wieder bestätigt haben, welche positive Wirkung Fairtrade vor Ort für die Menschen hat, unterstützen uns in der Auffassung, dass der Faire Handel ein wirkungsvolles Mittel ist, um ungerechte Handelsbedingungen zu bekämpfen und die Rechte von benachteiligten Bevölkerungen im internationalen Handel zu stärken.