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Weltfrauentag einmal im Jahr schafft noch keine globale Gleichberechtigung!

TransFair e.V. fordert mehr Unterstützung für Frauen im Globalen Süden

Mary bei der Arbeit auf der Blumenfarm Tambuzi

Seit fünf Jahren arbeitet die 51-jährige Kenianerin Mary auf einer Fairtrade-zertifizierten Blumenfarm. Foto: David Macharia

Seit knapp 100 Jahren gehen Frauen am 8. März für ihre Rechte auf die Straße. Ein nach wie vor notwendiger Protest, das zeigt ein Blick in den Süden: Auf Kenias Blumenfarmen arbeiten vorwiegend Frauen – oft unter katastrophalen Arbeitsbedingungen. Sie erhalten niedrige Löhne, arbeiten ohne Schutzkleidung und erhalten keinerlei soziale Leistungen wie Mutterschutz.

„Auf dem Papier mag sich in den letzten Jahren viel für die Gleichberechtigung getan haben, aber die Realität sieht ernüchternd aus“, erklärte Claudia Brück, Vorstandsmitglied von TransFair e.V. „Vielerorts haben Frauen keine Chance, ihren Lebensunterhalt selbstbestimmt zu bestreiten, oftmals müssen sie in prekären wirtschaftlichen Situationen ihre Familien allein ernähren. Da erfordert es doppelten Mut, das Recht auf einen angemessenen Lohn, Schutz vor Ausbeutung am Arbeitsplatz und Gleichberechtigung einfordern“, so Brück weiter. Fairtrade sensibilisiert deshalb Frauen und Männer für Geschlechterfragen und stärkt besonders Frauen innerhalb ihrer Organisation.

Von der Rosenpflückerin zur Teamleiterin

Wie strenge Richtlinien verknüpft mit Bewusstseinsbildung und Schulungen Frauen stärken können, zeigt die 51-jährigen Kenianerin Mary Karanja: Innerhalb von fünf Jahren stieg sie von einer einfachen Pflückerin zur Teamleiterin einer Fairtrade-zertifizierten Rosenfarm auf. Heute verantwortet sie 64 Beschäftigte und ist außerdem Mitglied im Gender-Komitee: „In speziellen Trainings schulen wir Frauen, damit sie unabhängiger und stärker werden – auf der Arbeit, aber auch zu Hause als Ehefrauen und Mütter“, so Karanja, die selbst Mutter von vier Kindern ist.

Mehr Frauen in Führungspositionen

Mit dem Projekt „Women‘s School of Leadership“ geht Fairtrade noch einen Schritt weiter. Die Schule unterstützt Frauen bei der eigenen Unternehmensgründung. „Wir wollen, dass die Frauen selbst zu Akteurinnen eines Wandels werden“, erklärte Lilian Maina, Gender-Beauftragte von Fairtrade Afrika. „Die Absolventinnen sollen selbstbewusster werden und mit diesem neuen Selbstbewusstsein an ihre Arbeitsplätze und in ihre Familien zurückkehren. Nur so kann es zu einem gesellschaftlichen Wandel kommen, der weit über das Fairtrade-System hinaus geht“, so Maina weiter. Obwohl sich das Angebot speziell an Frauen richtet, dürfen auch Männer an den angebotenen Kursen teilnehmen. So sollen sie die Vorteile einer Geschlechtergleichberechtigung aus erster Hand erleben.

Gleichberechtigung: effektives Mittel gegen Armut

Im landwirtschaftlichen Sektor erschweren oft patriarchale Strukturen einen Umbruch. Dabei hätte eine Gleichberechtigung gerade dort Vorteile, wie Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) nahelegen: Demnach ließe sich die Zahl der unterernährten Menschen um 100 – 150 Millionen reduzieren, wenn Frauen im Agrarsektor die gleichen Rechte bekämen wie Männer. Um Frauen verstärkt in den Fokus zu rücken, verabschiedete Fairtrade daher bereits 2016 eine Gender-Strategie:  Diese richtet sich noch enger an die lokalen Lebensumstände der Produzentinnen und setzt auf einen Wandel mit Hilfe beider Geschlechter.

Entwicklungsland Deutschland

Auch hierzulande ist die Gleichberechtigung noch nicht erreicht. „Frauen in Führungspositionen sind auch in Deutschland noch die Ausnahme“, analysierte Brück. „Offenbar lassen sich Familie und Beruf noch immer nicht so gut miteinander vereinbaren, wie es für solche Positionen notwendig wäre.“