Tag der Arbeit – Zeit für Fairtrade

Fairtrade als Schritt zu angemessenen Löhnen auf Blumenfarmen in Tansania

Arbeiterin auf einer Blumenfarm. Foto © Remo Naegeli

Die Fairtrade-Farm Mount Meru war eine der ersten Blumenfarmen, die den Mindestgrundlohn einfegührt haben. Foto © Remo Naegeli

Die Ausläufer des wunderschönen Arusha-Nationalparks in Tansania sind ein ungewöhnliches Setting für eine stille Revolution der Arbeitnehmerrechte. Im Schatten des erloschenen Vulkans Meru - mit 4.500 m der vierthöchste Gipfel Afrikas - bauen die Arbeiter auf der Blumenfarm Mount Meru mehr als 30 Rosensorten für den Export an, vor allem für Europa. 

In den riesigen Gewächshäusern zu arbeiten ist trotz der modernen Lüftungssysteme eine harte, heiße und feuchte Arbeit. Die Beschäftigten bauten über viele Stunden die empfindlichen Blumen an, schnitten und verpackten sie, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher in den Ländern des Nordens das ganze Jahr über Freude daran haben. Bis vor kurzem verdienten sie den nationalen Mindestlohn von 100.000 tansanischen Shillings pro Monat - etwa 40 Euro.

Dann kam Fairtrade. Im Jahr 2017 hat der faire Handel einen entscheidenden Schritt zur Verbesserung der Löhne im Blumen- und Pflanzensektor beigetragen, indem im Standard ein Mindestgrundlohn für Blumenplantagen, im Original Minimum Base Wage, eingeführt wurde. Neu zertifizierte Fairtrade-Blumenfarmen mussten vom ersten Tag an den Grundlohn zahlen, während bestehende Betriebe ein Jahr Zeit hatten, um 85 Prozent zu erreichen, und zwei Jahre, um 100 Prozent zu erreichen.

Die Mount Meru Farm, die seit 2008 Fairtrade-zertifiziert ist, war eine von vielen Blumenfarmen, die die neuen Anforderungen erfüllen mussten. Seitdem die überarbeitete Richtlinien eingeführt wurden, haben die Arbeiter am Berg Meru einen Anstieg ihrer Löhne um 30 Prozent zu verzeichnen. Zusätzlich zum Grundlohn erhalten fast alle Arbeiter je nach ihrer Rolle und Verantwortung auf dem Betrieb zusätzliche Zahlungen.

Das Lohnniveau muss weiter steigen – Tarifverträge sind ein gutes Mittel dafür

„Ich schätze, was Fairtrade getan hat, denn die Farm musste den Grundlohn erhöhen", sagt ein Arbeiter, der auch Gewerkschaftsmitglied ist. „Die wirtschaftliche Situation ist nach wie vor schwierig, aber Fairtrade hat sicherlich geholfen. Im Namen der Belegschaft möchte ich sagen, dass wir den Wandel, den Fairtrade bewirkt hat, sehr zu schätzen wissen."

Fairtrade erkennt an, dass die Löhne der Arbeiter auf der ganzen Welt - nicht nur auf Blumenfarmen - oft weit unter dem liegen, was sie und ihre Familien für ein menschenwürdiges Leben benötigen. Deshalb setzen wir uns - als Mitbegründer der Global Living Wage Coalition - für einen Lohn ein, der den Arbeitnehmern einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht.

„Wir sollten nicht unterschätzen, wie schwierig es ist, einen existenzsichernden Lohn für Landarbeiter zu erhalten", sagt Wil Flinterman, Senior Advisor Workers' Rights and Trade Union Relations von Fairtrade International. „Lebenshaltungskosten sollten auf Tarifverträgen beruhen, die wirtschaftlich nachhaltig sind und von den Arbeitnehmern als Recht geltend gemacht werden können. Sie sollten nicht den Launen des Marktes und volatilen Preisschwankungen ausgesetzt sein."

Am Mount Meru, wie auch auf anderen Fairtrade-zertifizierten Farmen, erhalten die Arbeiter auch die einzigartige Fairtrade-Prämie – ein Aufschlag von 10 Prozent für jeden verkauften Rosenstiel, der unter Fairtrade-Bedingungen verkauft wurde. Sie kommt den Beschäftigten zugute. Sie investieren sie z.B. in Gesundheitsversorgung, Bildung oder andere Projekte ihrer Wahl. Die Mount Meru Farm verkauft rund 15 Prozent ihrer Produktion unter Fairtrade-Bedingungen, für die sie Fairtrade-Premium-Geld erhält.

Fairtrade bedeutet mehr als den Einsatz für bessere Löhne

„Wir haben von einer Erhöhung der Gehälter profitiert, aber es gibt mehr als das", sagt Sirila Ion, Mitarbeiterin von Mount Meru. „Durch den Fairtrade konnten meine Kinder und auch mein Mann zur Schule gehen und ihre Ausbildung fortsetzen. Darüber hinaus profitiert die gesamte Gemeinde von Fairtrade-Projekten, wie einer sauberen Wasserversorgung für das Arbeiterdorf und einer neuen Kantine und Arbeiterküche."

Mit der Fairtrade-Prämie wurden auch das Schulgeld für Kinder finanziert sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten und ihre Familien geschaffen. „Fairtrade hat nicht nur meine Ausbildung unterstützt, sondern auch die Ausbildung meines Bruders, der heute Hotelmanager ist, und meiner Schwester", sagt Damian, ein weiterer Mount Meru Arbeiter. „Ich habe außerdem ein Haus gebaut: Mit Hilfe eines revolvierenden Fonds, der mit Geld aus der Fairtrade-Prämie eingerichtet wurde."