Die Bundesregierung muss das Potenzial der Agrarökologie nutzen

56 zivilgesellschaftliche Organisationen – darunter Fairtrade – präsentieren ein Positionspapier und fordern die Bundesregierung auf, Agrarökologie zum zentralen Förderkonzept zur Armutsbekämpfung und zur Anpassung an die Klimakrise zu machen. Außerdem soll Agrarökologie zukünftig als Grundlage für die Reform der EU-Agrarpolitik dienen.

Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern die Bundesregierung auf, das Potenzial der Agrarökologie zu nutzen.

Gutes Essen, eine klimagerechte und agrarökologische Landwirtschaft sowie der Erhalt einer kleinstrukturierten Landwirtschaft – Beispiele, die hohe Agrarsubventionen legitimieren könnten. 2019 entscheidet die Bundesregierung bei der Agrarreform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU maßgeblich mit, welche Landwirtschaft die EU zukünftig mit 60 Milliarden Euro jährlich unterstützt. Auch in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit sollte Agrarökologie zum zentralen Förderkonzept zur Armutsbekämpfung auf dem Land werden. Der Umbau zu einer ökologischeren und klimagerechteren Landwirtschaft kann nicht mehr warten!

Das Konzept der Agrarökologie bietet zahlreiche Lösungen für die grundlegende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme. Um Agrarökologie zu stärken, müssen die verfehlten Agrar-,
Handels-, Forschungs-, Entwicklungs- und Subventionspolitiken grundlegend und schnell geändert werden.

Agrarökologie als Alternative zur industriellen Agrarindustrie

Agrarökologie ist ein wissenschaftlich fundiertes Konzept, das zugleich auf ökologischen Prinzipien, dem politischen Ansatz der Ernährungssouveränität und dem Recht auf angemessene Nahrung basiert. Trotz wenig institutioneller Unterstützung wird sie von Bauern und Bäuerinnen weltweit praktiziert und weiterentwickelt und soziale Bewegungen überall auf der Welt fordern sie ein. Agrarökologie zielt auf eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Umgestaltung der Agrar- und Ernährungssysteme ab, in denen die Bauern und Bäuerinnen, handwerkliche Verarbeiter*innen und Verbraucher*innen im Zentrum der Entscheidungen stehen.
Das Konzept baut auf den grundlegenden Prinzipien des ökologischen Landbaus auf, zu denen vornehmlich der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, der Kreislauf von Boden-Pflanze-Tier und Mensch sowie die Unabhängigkeit der Betriebe von externen Betriebsmitteln gehören.

Politische Forderungen des Positionspapiers

Die Bundesregierung sollte Agrarökologie insbesondere auf folgenden Ebenen unterstützen:

  • Die Bundesregierungen sollte sich klar zur Agrarökologie bekennen und sich zur schrittweisen Umsetzung agrarökologischer Elemente verpflichten
  • In der Entwicklungszusammenarbeit sollte Agrarökologie national und international zum zentralen Förderkonzept zur Armutsbekämpfung auf dem Land werden.
  • Die Bundesregierung muss Forschung und Beratung am Vorsorgeprinzip ausrichten sowie Forschungsprogramme zur Agrarökologie massiv aufstocken. Außerdem sollten Forschung und Best-Practice-Beispiele von zivilgesellschaftlichen Gruppen aus dem globalen Süden in Forschungsfragen und -programmen öffentlich finanzierter wissenschaftlicher Einrichtungen eingebunden werden.
  • Die Bundesregierung sollte sich in internationalen Institutionen wie EU und UN für eine klimagerechtere Landwirtschaft stark machen.
  • Auf europäischer Ebene sollte sich die Bundesregierung u.a. dafür einsetzten, dass bei der anstehenden Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) agrarökologische Elemente zentraler Bestandteil sind.
  • Agrarökologie steht 2019 auf der Agenda des UN-Welternährungsausschusses (Committee on World Food Security, CFS). Auch hier sollte sich die Bundesregierung für das Konzept der Agrarökologie einsetzen.